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Warnstreik bei E.On-Betrieben im Norden

In mehreren Betrieben des Energieversorgers e.on in Norddeutschland kam es am Montag zu Warnstreiks. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) haben mit ganztägigen Aktionen an mehreren Standorten im Norden ihre Forderung nach deutlich mehr Geld für die Beschäftigten untermauert.Der Aufruf zum Warnstreik richtete sich an etwa 2400 Mitarbeiter in e.on-Betrieben in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zu ihnen gehörten u.a. Standorte in Kiel, Schwerin und Rostock, aber auch das Atomkraftwerk Brokdorf. Zentrale Warnstreikversammlungen fanden an der e.on-Hanse-Hauptverwaltung in Quickborn und am AKW Brokdorf statt.

Die Gewerkschaften verlangen 6,5 Prozent mehr Geld, bei einer Laufzeit des Vertrages von zwölf Monaten. Außerdem sollen alle Lehrlinge nach erfolgreichem Abschluss für mindestens zwölf Monate übernommen werden. Laut Verdi bot e.on zuletzt eine Erhöhung der Bezüge um 1,1 Prozent an. "Das ist völlig inakzeptabel", sagte Verdi-Sprecherin Berith Jordan. „Die Arbeitgeber provozieren gerade das Scheitern der Verhandlungen und bekommen mit unseren Warnstreiks nunmehr einen Warnschuss vor den Bug. Es ist schon ein empörender Vorgang, wenn seitens der Arbeitgeber in zwei Verhandlungsrunden nicht im Geringsten auf die Position der Arbeitnehmerseite eingegangen wird." Ein Unternehmenssprecher von e.on erklärte, das Unternehmen befinde sich in einer "schwierigen wirtschaftlichen Situation". Das Ergebnis der Tarifverhandlungen müsse diesen Rahmenbedingungen entsprechen.
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Tatsache ist aber, dass der grösste europäische private Energiekonzern allein im letzten Jahr vier Milliarden Gewinn gemacht hat und dass infolge der Energiewende im Sinne des Kapitals auch in Zukunft die Profite reichlich sprudeln werden: So will e.on mit dem Bau gigantischer Offshore-Windstromparks auch in Zukunft die Stromversorgung in Deutschland dominieren. Die Investitionen und die hohe Rentabilität für das hier angelegte Kapital läßt sich e.on vom Staat sichern. So geschehen durch den Verkauf seines Stromnetzes an Tennet, einer holländischen Firma in Staatsbesitz und die derzeit laufenden Verhandlungen der Energiekonzerne mit der Bundesregierung, sich die Einsatzbereitschaft ihrer Reservekraftwerke (wegen Schwankungen im Wind-und Solarstromaufkommen) zusätzlich bezahlen zu lassen.
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Darüber hinaus spekuliert auch e.on mit einer Schadensersatz-Klage darauf, dass der Energieversorger von der Bundesregierung für den "unvorhergesehenen und ungeplanten" Atomausstieg "entschädigt" wird. Damit nicht genug, will e.on seine Profitmarge auch noch durch einen bereits angekündigten rigorosen Arbeitsplätzeabbau nach oben schnellen lassen. Also Gründe genug für die e.on-Beschäftigten und ihren Gewerkschaften in dem Lohnkampf nicht klein beizugeben. Die Tarifverhandlungen für die rund 30.000 Beschäftigten im Konzern werden an diesem Dienstag in Hannover fortgesetzt. Sollte es dort seitens des Konzerns zu keinem sustanziell verbessertem Angebot kommen, werde es wahrscheinlich zu weiteren Streiks kommen, so ver.di.

gst