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Fracking auf dem Vormarsch:

Am Riebnitzer Bodden wird gebohrt! – Gabriel will bundesweite Freigabe

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Dieses Bild zeigt die Demonstration am 24.5.2014 in Saal. Das Video dazu siehe unter: https://vimeo.com/98473374

01. Juli 2014 Drei Jahre hielt das informelle Moratorium, auf das sich deutschlandweit Behörden und Erdölkonzerne unter dem Druck der Öffentlichkeit geeinigt hatten. Am Mittwoch, dem 25. Juni 2014, wird Bundesenergieminister Gabriel eine frack-freundliche Vorlage zur Novellierung des Bundesberggesetzes ins Kabinett bringen. Parallel dazu begannen am Montag, dem 16. Juni, in Vorpommern – genauer: in Saal am Ribnitzer Bodden gegenüber der Halbinsel Fischland-Darß – die Testbohrungen. Weitere Bohrungen sollen folgen. 2017 sei die eigentliche Förderung geplant. Thomas Schröter, Geschäftsführer der Central European Petroleum (CEP), Tochter eines frac-erprobten kanadischen Konzerns, leiert wie ein Mantra ewig den selben Spruch herunter: es handle sich nicht um Fracking, sondern um eine konventionelle Förderung. Viel lieber spricht er von „hydraulischer Stimulierung“ oder, so die neuste Wortschöpfung, von „Kluft-Optimierung“.

 

Das sei natürlich etwas ganz anderes im Vergleich zu den USA, wo das Schwarze Gold unter hohen Schäden für Mensch und Natur aus dem Schiefergestein geholt werde. In Saal dagegen, in 2.700 Metern Tiefe, sei das Öl in mikroskopisch kleinen Räumen salzhaltiger Sandstein-Lagerstätten eingeschlossen. Weil auch hier das Öl nicht frei fließe, müsse man die Poren durch mit Zellulose und Keramikkügelchen versetztes Wasser, insgesamt 1,5 Millionen Liter, unter Druck von 450 Bar aufsprengen.

Zu Schröters Leidwesen erweist sich das sprachliche Differenzierungsvermögen des Wall-Street-Journal als weniger sensibel: „Mecklenburg-Vorpommern bricht den Fracking-Bann“, titelte die deutsche Ausgabe am 16. Juni. Thomas Schröter vernahm gerne, dass die Politik – von den im Schweriner Landtag vertretenen Parteien CDU, SPD, Bündnisgrünen und Linken bis zum Landkreis Vorpommern-Rügen den Aussagen der CEP vertraut: „Konflikte zu umwelt-, klima-, energie- und tourismuspolitischen Zielen des Landes sind nicht erkennbar.“ Schröter rechnet vor: 40 Millionen Barrel Erdöl sollen in den nächsten 25 Jahren aus dem Feld Barth II geholt werden. Bei heutiger Preisstruktur bringe dies dem Konzern 3 Milliarden Euro Einnahmen. Abzüglich Aufwendungen in Höhe von 1,7 Milliarden einschließlich eines dem Bundesland MV zustehenden Förderzinses von 340 Millionen bleibe dem Konzern ein Profit von 1,3 Milliarden Euro. Ein Dutzend Arbeitsplätze (oder etwas mehr) sei zudem ein Argument, dem sich Politiker kaum verschließen können.

Allerdings widersetzen sich die Fracking-Gegner diesem üblen Spiel. Am 24. Mai 2014 demonstrierten in Saal 250 Menschen von Hessen bis Schleswig-Holstein, von Niedersachsen bis Vorpommern.

Drei Mitglieder der Aktionsgemeinschaft „Stoppt Fracking im Großraum Kiel – für eine postfossile Zukunft!“ waren ebenfalls dabei. Schließlich geht es in Saal auch um die Zukunft des Frackings in Kiel und Umgebung. Einheimische blieben der Demo eher fern. Doch es bleiben ja gut zwei Jahre, bis CEP die offizielle Förderung im Betriebsplanverfahren beantragen wird. Bis dahin werden die Uhren in Mecklenburg-Vorpommern hoffentlich nicht mehr zurückgehen, sondern auf der Höhe der Zeit ticken.

(Hansjürgen Schulze, Plön, 22.6.2014)

Im Juni 2014 will die Firma Central European Petroleum in einer Bohrung in Saal einen Fracking Test durchführen. Gegen dieses umweltschädliche Förderverfahren (Hydraulic Fracturing) gibt es breiten Widerstand. Das Video zeigt die Demonstration am 24.5.2014 in der sich die Menschen gegen dieses Vorgehen wehren.

Produziert wurde das Video von Mitgliedern des mpz e. V., einem gemeinnützigen Verein, der mit Dokumentarfilmen und Veranstaltungen Initiativen und soziale Bewegungen unterstützt.

Mehr: mpz-hamburg.de