Daten/Fakten  

   

Solidarität mit der griechischen Bevölkerung

Beispiel “Die Ameise”

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Am 21.Dezember 2013 stellte sich das Kieler Griechenland-Solidaritätskomite mit einem Info-Stand der Öffentlichkeit vor und warb dort um materielle Solidarität für ein Basisprojekt in Athen. Dabei handelt es sich um „To Mirmigi“ (Die Ameise). Dieses Projekt, entstanden 2012 in einem Arbeiterbezirk der griechenischen Metropole, untertützt zur Zeit rund 450 bedürftige Familien (etwa 1.000 Personen); darunter ist ein hoher Anteil von Migrantinnen und Migranten. Das Projekt ist eine der zahlreichen Solidaritäts-initiativen, die seit Ausbruch der Krise in Griechenland entstanden sind. Neben konkreter Hilfestellung verstehen sich diese Initiativen auch als Gegenentwurf zur neoliberalen Krisenpolitik und treten durch ihre solidarische Praxis konsequent gegen die drastische Sparpolitik und Rassismus auf. Dass das nicht ungefährlich ist, musste auch die “Ameise” erfahren: In den Morgenstunden des 12. Juli 2013 verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf ihre Räumlichlichkeiten, bei dem Sachschaden entstand, glücklicherweise aber keine Personen zu Schaden kamen. 

Das größte Problem für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der “Ameise” sind zur Zeit die Organisierung von Babynahrung und Windeln für die rund 100 Babys und 20 schwangere Frauen – so ein griechischer Genosse aus dem Kieler Soli-Komitee, der vor wenigen Wochen das Projekt in Athen besucht hat. Jetzt, vor Weihnachten, herrscht auch großer Bedarf an Spielzeug. Benötigt werden auch Matratzen und Betten, weil viele Menschen, deren Hausrat gepfändet wurde, auf dem Boden schlafen müssen. Darüber hinaus organisieren die Mitarbeiter Kinderbetreuung, Sprachunterricht für Kinder, Rechtsberatung für für die Migrant_innen und bieten Film-und Kulturveranstaltungen an.

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Das Griechenland-Solidaritätskomite Kiel hatte sich Ende September nach der Konferenz „Europa von unten“ gegründet. Das Komitee besteht aus verschiedenen Spektren der Linken, GewerkschaftlerInnen und unorganisierten Personen. Die Mitglieder verbindet die Empörung über die bewusste Verelendung großer Teile der griechischen Bevölkerung durch die Abwälzung der Kosten der Wirtschafts- und Finanzkrise und der damit einhergehenden bundesdeutschen Medienhetze gegen die “faulen Griechen”. Das Soli-Komitee will dem mit Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit entgegenwirken und Hintergründe und Ursachen der Krise in Griechenland benennen. Darüber hinaus soll auch konkret Solidarität geübt werden – so mit der materiellen Unterstützung des Projekts “ Die Ameise”.

In dem beim Info-Stand verteilten Flugblatt heißt es u.a.: “In Deutschland werden uns die Sparauflagen medial als „Griechenland-Hilfe“ oder „Rettungspaket“ verkauft. Eine glatte Lüge. Der griechischen Bevölkerung wurde und wird nicht geholfen. Gerettet werden griechische, französische und deutsche Banken. Die Kredite und sog. Hilfspakete dienen ausschließlich dazu, Schulden und Zinsen bei den internationalen Finanzkonzernen zu begleichen. Ebenfalls eine Lüge ist die Behauptung, die griechischen Arbeiter wären selber Schuld, weil sie zu wenig arbeiten und über ihre Verhältnisse leben. So meldet beispielsweise die zuständige EU-Agentur „Eurofound“, dass die Griechen durchschnittlich 1816 Stunden im Jahr arbeiten, und damit deutlich mehr als die Deutschen, die auf 1655 Stunden kommen.

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Zwischen den lohnabhängigen Menschen in den Ländern der EU soll ein Keil getrieben werden. Damit will die Troika vorbeugen: Gegenseitige Unterstützung und internationale Solidarität gegen die verordneten Spardiktate sollen verhindert werden. Denn Griechenland ist das europäische Versuchslabor für die Abwälzung der Krisenlasten auf die Bevölkerung. Ähnliche Sparprogramme wurden z.B. in Portugal, Spanien und Italien aufgelegt. Frankreich und Deutschland werden folgen, wenn die Krise auch hier seine Wirkungen entfaltet. Wir sagen: Die deutsche Regierung trägt mit ihrer Kürzungs- und Umverteilungspolitik eine unmittelbare Verantwortung für das Massenelend in Griechenland. Die EU, unter Führung der Bundesrepublik bestimmt, was in Griechenland geschieht und zukünftig geschehen soll: Privatisierung von kommunalen und staatlichen Unternehmen, drastische Kürzung von Löhnen und Sozialleistungen, Massenentlassungen, Zerstörung des Gesundheitswesens.”

Gegen diese zerstörerische Politik möchte das Kieler Soli-Komitee auch im Rahmen des bevostehenden EU-Wahlkampfes mit Veranstaltungen u.a. auch mit griechischen und deutschen Gewerkschaftern Gegenöffentlichkeit schaffen.

Text/fotos: gst