Daten/Fakten  

   

“Blumen für Gudendorf”:

Konstruktiver Dialog statt Konfrontation mit Russland

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10.5.2014. Seit mehr als 30 Jahren findet in Gudendorf (Kreis Dithmarschen) um den Tag der Befreiung herum eine Gedenkveranstaltung an den Massengräbern für sowjetische Kriegsgefangene statt. Die Gedenkstätte Gudendorf, die im Frühjahr 1961 fertiggestellt wurde, erinnert an sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Im „Sterbelager“ Gudendorf starben nach Schätzungen 1944/ 1945 3.000 sowjetische Kriegsgefangene. 1983 hat sich ein Kreis von Personen aus der antifaschistischen und der Friedensbewegung unter dem Namen Initiative Blumen für Gudendorf gegründet, die alljährlich auf der Veranstaltung an die Toten des Lagers, an die Verbrechen des Faschismus, fortwirkende antirussische Feindbilder erinnert und für Frieden und Völkerverständigung aufruft.

Benno Stahn, Sprecher der Initiative, wies in seinen einleitenden Worten auf die besorgniserregende politische Situation hin: Deutsche Medien schürten in den letzten Wochen und Monaten wie zur Zeit des finstersten Kalten Krieges antirussische Stimmungen und  bedienen in der Ukraine-Berichterstattung nicht nur nationalistische Ressentiments sondern arbeiten offen mit Faschisten zusammen. Die NATO will sich weiter nach Osten ausdehnen. Dass Russland sich militärisch bedroht fühlt, ist verständlich. Dennoch wird die russische Reaktion auf die Situation in der Ukraine zum Anlass genommen, eine Droh- und Konfrontationskulisse aufzubauen statt auf konstruktiven Dialog zu setzen.

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Auch in den Grußworten des Bürgermeister der Gemeinde Gudendorf, des Kreistagspräsidenten des Kreises Dithmarschen und des Konsuls der Russischen Föderation klang die Sorge um eine weitere Eskalation des Ukraine-Konflikts an. Kriegsrhetorik in Politik und Medien seien falsche und fatale Signale und trügen nicht zur Entschärfung des Konflikts und zur Schaffung von Vertrauen bei.

Hartmut Büchsel, Landesvorsitzender der VVN-BdA Schleswig-Holstein: Niemand darf vergessen, dass zwischen dem Überfall auf die Sowjetunion im Jahre 1941 und der Zerschlagung der faschistischen Agressoren 27 Millionen Menschen in den Republiken der UdSSR getötet wurden. An diesem Mahnmal für die ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen wollen wir unseren Friedenswillen bekräftigen. Getreu dem Schwur von Buchenwald „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg“ verurteilen wir daher jede Zusammenarbeit mit Faschisten und jeden Versuch, die faschistische Gefahr zu verharmlosen. Wie stark die Faschisten schon wieder geworden sind, zeigte sich auf dem Maidan, aber auch hierzulande im Verlaufe des NSU-Prozesses.

Bei den bevorstehenden Europawahlen machen sich Rechtspopulisten und faschistische Parteien Hoffnungen, ins europäische Parlament einzuziehen. Es ist höchste Zeit, diese Tendenzen zu stoppen; ein wichtiges Signal wäre, dass endlich das überfällige NPD-Verbot durchgesetzt würde.Die schleswig-holsteinische Ministerin für Justiz, Kultur und Europa, Anke Spoorendonk (SSW), hob in ihrem schriftlichen Grußwort hervor: “Denn die Massengräber der Opfer hier in Gudendorf und der Millionen Opfer der NS-Gewaltherrschaft an anderen Orten in Deutschland wie in Europa verpflichten uns die Erinnerung an diese Zeit wach zu halten und damit auch die Lehren für unsere Gegenwart und Zukunft. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund zunehmender rechtsextremistischer, rassistischer und auch antisemitischer Vorfälle.“

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