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Hannack: Rente ab 69 ist weltfremd und ignoriert die Arbeitswirklichkeit

Berlin, 18.05.2011 - Als "völlig aberwitzig" und "weltfremd" kritisiert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Schlussfolgerungen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seiner sogenannten Expertise "Herausforderungen des demographischen Wandels". 
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"Wer den Renteneintritt erst ab 68 oder gar 69 Jahren propagiert, hat von der deutschen Arbeitswirklichkeit offenbar keine Ahnung", sagte Elke Hannack, für Sozialpolitik zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Schon heute sei nur jede und jeder zehnte 64-Jährige überhaupt noch sozial-versicherungspflichtig beschäftigt. Vor allem körperlich und psychisch belastende Tätigkeiten könnten vielfach nicht bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Dies betreffe nicht nur Bauarbeiter oder Dachdecker, sondern beispielsweise auch Krankenschwestern, Altenpfleger, Erzieherinnen, Busfahrer oder Müllwerker. Deshalb sei es ein Irrweg, das Renteneintrittsalter losgelöst von der tatsächlichen Arbeitssituation ausschließlich aus fiskalischer Perspektive zu diskutieren.
 

Die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2009 habe eindrücklich bewiesen, wie unzulänglich wirtschaftswissenschaftliche Langfristprognosen seien. Wer potenziellem Arbeitskräftemangel in der Zukunft vorbeugen wolle, müsse zuallererst dafür sorgen, dass Deutschland ein attraktiver Arbeitsmarkt sei. "Voraussetzung dafür ist die Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns, wie es ihn bei unseren westeuropäischen Nachbarn längst gibt. Wir brauchen eine verbesserte Anerkennung ausländischer Berufs- und Studienabschlüsse, damit Zuwanderer entsprechend ihrer tatsächlichen Qualifikation eingesetzt werden können. Und wir brauchen gute Arbeitsbedingungen und eine höhere Wertschätzung von Dienstleistungsarbeit, damit sich mehr Menschen für diese Berufe interessieren und von dieser Arbeit auch auskömmlich leben können", betonte Hannack.
 

 

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