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Der Kampf um 1.100 Prinovis-Arbeitsplätze hat begonnen

itzehoe

Vor den Werkstoren versammelten sich am Sonnabend rund 300 Beschäftigte und Angehörige der von Schließung bedrohten Druckerei der Bertelsmann-Tochter Prinovis im holsteinischen Itzehoe zu einer ersten Protestaktion. Mit Fahnen, Fanfaren und einem als Tod verkleideten Kollegen brachten sie ihren Protest gegen die Mitte der Woche angekündigte Werksschließung zu Ausdruck. Auf Plakaten war zu lesen: "Bertelsmann - Der Sensenmann" oder "1100 Arbeitsplätze weg wegen Profitgier." Die eindeutige Botschaft lautete: Wir werden nicht kampflos die Vernichtung der Arbeitsplätze hinnehmen.Die nächste Kundgebung ist für den 23. Februar im Zentrum Itzehoes vorgesehen.
 
Die Geschäftsleitung von Prinovis hatte Mitte der Woche auf einer turbulenten Betriebsversammlung verkündet, dass der Standort Itzehoe im Sommer 2014 aus Kostengründen vollständig geschlossen werden soll. Vorstandschef Bertram Stausberg sagte zur Begründung, das Werk sei zu schlecht ausgelastet und fahre deshalb zu hohe Verluste ein. Durch die Schließung könne Prinovis rund 20 Millionen Euro einsparen. Am Standort Itzehoe werden "Spiegel","Stern" sowie Kataloge für Ikea und Otto gedruckt.

Prinovis gilt als der größte Tiefdruckkonzern in Europa und war 2005 als Joint Venture der Medienkonzerne Gruner + Jahr, der Axel Springer AG und Bertelsmann gegründet worden. Im November 2011 übernahm Bertelsmann die G + J-Anteile und hält nun 74,9 Prozent an Prinovis, die restlichen 25,1 Prozent liegen bei der Axel Springer AG. Produktionsstandorte der rund 3.800 Beschäftigten sind Itzehoe, Ahrensburg, Dresden, Nürnberg und Liverpool. Der Medienkonzern Bertelsmann (Gruner & Jahr, RTL-Group, Random House) wies 2011 bei einem Umsatz von 15,2 Mrd. Euro einen satten Jahresgewinn von 612 Millionen Euro aus (FAZ 4.7.12).

Den Verlust von über 1.000 Arbeitsplätzen würde die Betriebsschließung der modernen Großdruckerei kosten. Betroffen wären aber nicht nur die Beschäftigten und ihre Familien sondern darüber hinaus viele Lieferanten und Händler in der Kleinstadt Itzehoe. Der schnelle Protest der Betroffenen am Samstag ist ein ermutigendes Zeichen, dass damit jetzt der Kampf um den Erhalt der qualifizierten Arbeitsplätze begonnen hat – denn darum muss es jetzt in erster Linie gehen und nicht um Sozialpläne und Transfergesellschaft. Ein Erfolg des Kampfes gegen den Bertelsmann-Konzern wird nur möglich werden, wenn Belegschaft und Gewerkschaften im Bündnis mit der Region und ihren politischen und sozialen Akteuren solidarisch in Aktion treten. Ein weiteres starkes Zeichen sollte die Kundgebung am 23. Februar sein. Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Text: gst