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Studie dokumentiert Hungerlöhne

Leiharbeit verbieten!

01.03.2011 Aus einer Studie des DGB geht hervor, dass jeder achte Leiharbeiter weniger als den Hartz IV Satz bekommt. Laut der Bundesagentur für Arbeit sind zwischen 800 000 und 900000 KollegInnen in diesem Lohnraubgewerbe tätig. LeiharbeiterInnen verdienten in Westdeutschland durchschnittlich nur 1456.- Euro brutto im Monat, in Ostdeutschland 1224.- Euro.

Die in der DGB-Studie „Niedriglohn und Lohndumping im Verleihgewerbe“ ermittelten Durchschnittslöhne bedeuten für einen ledigen und kinderlosen Arbeiter im Westen 1.055 Euro und im Osten sogar nur 921 Euro Nettoverdienst im Monat. Hier handelt es sich aber nur um Durchschnittslöhne. Jeder zehnte Leiharbeiter in Vollzeit im Westen und jeder fünfte im Osten verdient sogar weniger als 1.000 Euro brutto im Monat. „Ein weiteres Fünftel der Leiharbeitskräfte verdient nur zwischen 1.001 bis 1.200 Euro; im Osten sind es auch hier mehr als ein Viertel“, heißt es in der Studie.

Der Abstand zum Einkommen aller Vollzeitbeschäftigten ist gravierend, das mittlere Bruttoeinkommen in Westdeutschland lag 2009 bei 2805 Euro. Im produzierenden Gewerbe ist der Unterschied noch größer. Leiharbeiter verdienen bundesweit im Schnitt nicht einmal halb so viel (45,7 %) wie die Vollzeitbeschäftigten der produzierenden Unternehmen. „Insbesondere hier wird Leiharbeit zum Unterlaufen der tariflichen Entlohnung der Stammarbeitskräfte missbraucht“, stellt die Studie fest. Die Zahl derjenigen, die trotz sozialversichertem Job zusätzliche Hartz-IV-Leistungen beziehen, ist weiter gestiegen. Mitte 2010 waren gut 92.000, das sind 13 % aller sozialversicherten LeiharbeiterInnen, betroffen. Die LeiharbeiterInnen werden in den kapitalistischen Wirtschaftskrisen als erste entlassen. 2008 verloren 234.000 LeiharbeiterInnen ihren Arbeitsplatz. Nun boomen verschiedene Branchen wieder, trotzdem werden viele KollegInnen  weiter zu Armutslöhnen in der Zeit- und Leiharbeit eingestellt. „Nach einer Umfrage der IG Metall unter Betriebsratsvorsitzenden nutzen mehr als zwei Drittel der Unternehmen Leiharbeit; die Hälfte der Betriebe 'mehr' als drei Monate zuvor oder 'gleichbleibend'. Die Zahl der Betriebe, die ganz auf Leiharbeit verzichten, sank auf 32 Prozent. Im September 2010 waren dies noch 34 Prozent. In 83 Prozent der Betriebe besteht zusätzlicher Bedarf an Beschäftigten. Nur etwa ein Fünftel stellt in normale Arbeitsverhältnisse ein.“ (IG-Metall)

Die DGB-Studie ist aber auch eine Anklage in Richtung der Hartz-IV-Parteien (SPD, Grüne, CDU, CSU, und FDP) und dem DGB selbst. Es war das erklärte Ziel der „Agenda 2010“ der rot-grünen Bundesregierung unter Gerhard Schröder und Joseph Martin Fischer den Niedriglohnsektor auszuweiten. An den sogenannten Hartz-Gesetzen war auch der DGB beteiligt. Peter Gasse, damaliger Bezirksleiter der IG Metall in NRW und nun Arbeitsdirektor der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann, sowie Isolde Kunkel-Weber vom Verdi-Vorstand waren Mitglieder der Kommission, die unter Leitung des VW-Personalvorstands Peter Hartz die Reformen Hartz I bis Hartz IV ausarbeitete. Sie leiteten den größten Sozialkahlschlag in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands ein.

Mit dem Interessenverband  Leitarbeitsunternehmen (iGZ) und dem Bundesverband Zeitarbeit (BZA) haben DGB-Gewerkschaften Tarifverträge abgeschlossen. Der darin verankerte Mindestlohn beträgt derzeit 6,65 Euro im Osten und 7,60 Euro im Westen. Der DGB zementiert damit nicht nur ungleiche Löhne in Ost und West. Er unterstützt auch die Armutslöhne, die er in seiner jüngsten Studie anprangert, nämlich 1.009 Euro brutto im Osten und 1.153 Euro im Westen.

„Als ungerecht empfindet die überwiegende Mehrheit der Deutschen die  Schlechterstellung der Leiharbeiter in den Betrieben. Das zeigt eine Allensbach-Umfrage im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 13. Februar. 1000 Deutsche wurden dabei gefragt, ob sie es gerecht finden, dass Leiharbeiter für die-selbe Arbeit weniger Geld bekommen. 87 Prozent der Befragten empfanden dies als ungerecht. Nur 5 Prozent hielten Lohndifferenzen bei gleicher Arbeit für gerecht-fertigt. 8 Prozent der Befragten zeigten sich unentschlossen.“ (FAZ-NET)

Die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit hat also starken Rückhalt in der gesamten Bevölkerung. Jetzt müssen Taten der Gewerkschaften folgen. Oder werden die Kampagnen nur zum Dampf ablassen benutzt um der Regierung und den Hartz IV-Parteien den Rücken frei zu halten? Was wurde denn aus dem „heißen Herbst“? Folgt jetzt ein lauwarmer Frühling?

Damit die Gleichbehandlung (Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit) gewährleistet wird, muss ein angemessener Mindestlohn (mindestens zehn Euro) für die gesamte Zeit- und LeiharbeiterInnenbranche in das neue Entsendegesetz aufgenommen werden! 

(hg)