Daten/Fakten  

   

Beiträge

Erfolg für Katzheide JA! – wachsam bleiben!

Katz

01. November 2015 Trotz des Versprechens von SPD-Ratsherr Torsten Stagars („jetzt und zukünftig wird es dort eine Schwimmmöglichkeit geben“) hinterließ die Entscheidung der Ratsversammlung vom 15.10.2015 unter dem Strich mehr Fragen als Antworten. Denn der von SPD, Grünen und SSW eingebrachte Antrag vermeidet Antworten zum künftigen Konzept eines „Schwimmbades Katzheide“. So wird die Verwaltung beauftragt, zunächst die notwendigen Reparaturarbeiten bis zum Start der Badesaison 2016 vorzunehmen. Eine Kostenschätzung soll dann klar machen, welche Arbeiten „darüber hinaus erforderlich“ sind, um einen „Weiterbetrieb verantwortbar zu realisieren“. Zudem sieht der Beschluss eine Prüfung vor, „wie ein Betriebs- und Betreibermodell ausgestaltet werden kann, um den langfristigen Betrieb sicherzustellen.“

 

So ist nach wie vor nicht ausgeschlossen, dass das Freibad Katzheide zu einem „Sozialraum mit Wasserspassplatz“ wird, wie dies der CDU vorschwebt.

Dem Beschluss der Ratsversammlung pro Katzheide vorangegangen war ein erfolgreiches Bürgerbegehren der Bürgerinitiative „Katzheide Ja!“. Diese hatte binnen kurzer Zeit 11.500 Unterschriften (und damit 3.500 mehr als verlangt) gesammelt und damit einen Bürgerentscheid erzwungen. Dieser wurde jetzt durch den gefassten Ratsbeschluss hinfällig.

In acht Jahren 371 öffentliche Bäder geschlossen

Das Trauerspiel um öffentliche Badeanstalten wird verdeutlicht durch eine jetzt veröffentlichte Studie der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Danach wurden wegen „Sparzwängen“ zwischen 2007 und 2015 in Deutschland 371 Bäder geschlossen. 670 weitere seien akut von einem Aus bedroht. In demselben Zeitraum seien nur 21 Schwimmstätten gebaut und 90 saniert worden (FAZ 20.10.15).

Eine der Auswirkungen: Danach können die Hälfte der Grundschüler und ein Drittel der Unter-18-Jährigen heute nicht mehr sicher schwimmen. Neben hausgemachten Problemen (Schwimmen ist ein vernachlässigtes Schulfach, das an den Schulen weiter an Bedeutung verliere) macht die DLRG die Schließung von öffentlichen Schwimmbädern als Ursache aus, was unter anderem die Anfahrtszeiten und -kosten in die Höhe treibe.

80 Prozent der öffentlichen Bäder befinden sich in kommunalem Eigentum. Ihr Bau und Erhalt zählt zu den freiwilligen Ausgaben. Und in Zeiten, in denen Steuereinnahmen wegbrechen, die Kosten für die Erfüllung der Pflichtausgaben exorbitant wachsen ( so im Sozialbereich u.a. als Folge wachsender Armut) und/oder lieber das eine oder andere Prestige-Objekt verwirklicht werden möchte (Beispiel: Olympia-Bewerbung in Kiel), werden die kommunalen Bäder „geopfert“.

Dabei geht es nicht nur um laufende Sach- und Personalkosten. Viele Schwimmbäder wurden in den 1960ern und 1970ern errichtet (wie auch Katzheide), nun stehen viele Kommunen einem erheblichen Sanierungsstau und Modernisierungsbedarf bei ihren Bädern gegenüber. In der Konsequenz heißt das, dass dort nicht nur die jährlichen operativen Zuschüsse von einigen Hunderttausend Euro pro Jahr zu finanzieren sind, sondern Entscheidungen über Millioneninvestitionen für Modernisierungen, Sanierungen oder Neubauten anstehen.

Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister weist auf weitere Probleme hin: Die Kommunen würden verzweifelt versuchen, die Betriebskosten zu senken. „Leider gehen dabei aber auch die Sicherheit und Hygiene zu Lasten der Badbesucher. Fachpersonal wird eingespart, Hygiene und Sauberkeit werden auf Sparflamme gehalten“.

       (gst)