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MFG 5 Areal in Kiel-Holtenau
Eine städtebauliche Chance für sozialen Wohnungsbau mit hohem Freizeitwert
Anbindung des MFG5-Areals zur B 503-Variante B3++
01. August 2017 Mit dem MFG 5-Gelände bietet sich in Kiel-Holtenau die Möglichkeit eines wohnungsbaulichen Konzeptes mit hohem Freizeitwert mit Wasserzugang sowie die Zusammenführung und Aufwertung der Stadtteile Holtenau und Friedrichsort.
Die Stadt Kiel hatte auf der Ratsversammlung am 21.4.2016 die Umsetzung beschlossen:
„Die Zukunft am Wasser - MFG 5 Areal in Kiel-Holtenau“ (Drucksache 0234/2016, siehe Dokument im Anhang). Hierbei geht es um geschätzte Gesamtkosten von 87,7 Mio. Euro wofür Städtebauförderungsmittel in Anspruch genommen werden sollen.
Eine Bedingung für die Umsetzung dieses Vorhabens ist eine gute Verkehranbindung über die B 503 um die Stadtteile Holtenau und Friedrichsort zu entlasten und eine zügige Umsetzung zu ermöglichen. Dies sollte über den südlichen Teil des Flughafens erfolgen, der aber dafür nicht stillgelegt werden, aber schon auf weitere Ausbaupläne verzichten müsste, die aber schon seit Jahren nicht mehr zur Debatte stehen.
Gleichzeitig ermöglicht es die Erschließung weiterer Flächen für den Wohnungsbau auf dem südlichen Teil des Flughafengeländes welches zzt. noch im Besitz der BImA ist und eine Fläche von 140.000 qm hat, die genutzt werden könnte, um den dringend nötigen städtischen Wohnungsbau voranzubringen.
Das Flughafengelände selbst wäre für den Wohnungsbau nur mit erheblichen Sanierungskosten verbunden, weil es hier etliche Altlasten gibt. Die Umwandlung und Ausweitung als Gewerbegebiet, wie es bereits jetzt vom Flughafenbetrieb beabsichtigt ist, steht aber nichts im Wege.
Nach einem Gutachten aus dem Jahre 2012 sollte der Flughafenbetrieb mit einem Aufwand von 6,2 Mio. zu einem „Airpark“ auf der Verkehrsfläche von 8670 qm aufgerüstet werden, obwohl es keine absehbare Ausweitung des Flugbetriebes gibt. Bei dem derzeitigen Flugbetrieb handelt es sich im wesentlichen um Sportfliegerei, der von der Stadt Kiel über die stadteigene Seehafen Kiel GmbH mit jährlichen Kosten von ca. 400.000 Euro aufrecht erhalten wird. Einen regelmäßigen Linienflugbetrieb gibt es seit 2006 nach dem Abzug von Cimber-Air in Kiel nicht mehr. Nachdem die Hubschrauberstaffel des MFG5 aus Holtenau abgezogen wurde, die bis dahin die Haupteinnahmenquelle für den Flughafenbetrieb war, gibt es jetzt nur noch die Zielflugkörper-Flugzeuge (örtlich auch benannt als Kamikaze-Flieger, weil sie durch rüpelhafte Flugweise auffallen) die für die Bundeswehr an einigen Tagen zum Übungsgebiet nach Todendorf fliegen. Diese Flugzeuge könnten aber auch problemlos von anderen Flughäfen in Hohn, Jagel oder Lübeck starten.
Für die Wohnbebauung ist der Fluglärm also mittlerweile kaum von Bedeutung. Das betrifft auch das MFG 5 Gelände und attraktive Bauaktivitäten, wie es sie jetzt in Holtenau an der Fördeseite gibt.
Zur Diskussion über die Erschließung des MFG5-Areals gab es umfassende Untersuchungen der Stadt Kiel und Bürgerbeteiligung um die beste Lösung zu finden. Eine Dokumentation der Planungswerkstatt, die am 10.11.2016 stattgefunden hatte, befindet sich auf der Internetseite der Stadt Kiel unter
Hier wurden die Wünsche und Bedenken der beteiligten Bürgerinnen und Bürger aufgenommen. Die Verkehrs-anbindung stellt sich als schwierig heraus, weil der Stadtteil Holtenau nur über eine Abfahrt zur B 503 über eine Brückenlösung verfügt. Eine Anbindung zum MFG5 existiert zwar, bei Baumaßnahmen und weiteren Wohnunggebieten wäre der Stadtteil aber verkehrsmäßig überlastet. Auch die Anbindung des MFG5-Areals über die Boelckestraße nach Friedrichsort ist möglich, aber auch diese ist bereits jetzt überlastet. Dazu gab es am 4.4.2017 eine Machbarkeitsstudie der Fa. SHP-Ingenieure mit 18 verschiedenen Varianten, die von den Holtenauern sehr kritisch betrachtet wurde, weil die Folgen für Mensch und Natur in Holtenau gravierend sind.
Die einzig vernünftige Lösung wäre eine direkte Anbindung über eine Straße über den südlichen Teil des Flughafengeländes. Leider ist auch dies nicht ohne Verlust von einigen Kleingärten machbar und als Tunnellösung nicht gerade billig. Profitieren würde zusätzlich der Stadtteil Altenholz, der auch dringend eine zweite Ausfahrt benötigt und ebenfalls großen Bedarf an Wohnungsbau hat.
Eine von der Bürgervereinigung entworfene erweiterte Lösung B3++ fand auf den Sitzungen der Ortsbeiräte Holtenau und Friedrichsort großen Zuspruch und wurde als Vorzugslösung an die Planung in der Stadt Kiel weitergegeben.
Bei den Planungen ist leider immer zu befürchten, dass im Rahmen der Baumaßnahmen die Grünanlagen und der Natur- und Freizeitwert zu kurz kommt. Auf dem ehem. MFG5-Gelände wäre aber eine angemessene Bebauung möglich, ohne die zahlreich vorhandenen Grün- und Waldflächen zu gefährden.
Problematisch ist eine zu stark gewerbliche Ausrichtung, denn geeignete Flächen für Wohnungsbau sind in Kiel knapp. Und erst recht in attraktiver Lage mit einem hohen Freizeitwert, wie es das MFG5-Areal mit sich bringt. Daher sollte bei gewerblichem Bedarf doch besser auf das Flughafengelände verwiesen werden, deren verkehrsmäßige Anbindung gut ist und jeglichen Flächenbedarf erfüllen könnte.
Es spricht also alles dafür, das MFG5-Areal als reines Wohnbebauungs- und Freizeitgestaltunggebiet zu erklären. Unverständlich im Beschluss der Ratsversammlung ist daher, dass es im Norden des Geländes eine „gewerbliche Zone ist im Spannungsfeld zum Verkehrslandeplatz und den Werften“ sowie „15,2 ha reine Gewerbefläche und 12,5 ha mischgenutzte Fläche“ geben soll und es wird von „Fortführung der Wohnnutzung der Fördeterrassen“ geschrieben. Gemeint sind die neuen Wohnanlagen in Holtenau an der Fördeseite, die nur für Superreiche erschwinglich sind.
Sozialer Wohnungsbau und günstige Mieten bleiben leider das Problem. Denn Wohnungsbau in dieser attraktiven Lage lockt Investoren, die hier gerne bauen wollen, um teuer zu vermieten, zu verkaufen und zu verdienen. Um hier vorzubeugen, müsste die Stadt Kiel beim Wohnungsbau zum Bau von Sozialwohnungen verpflichten, statt hier alles den Investoren zu überlassen.
Der beste Weg wäre es, wenn die Stadt Kiel selber baut. Dafür bräuchte sie endlich wieder eine eigene Wohnungsbaugesellschaft. Die Fehler der Privatisierungspolitik aus der Zeit des Bürgermeisters Norbert Gansel machen sich heute arg negativ bemerkbar. Es liegt in der Verantwortung der Ratspolitik der Stadt Kiel hier wieder zukunftsfähige neue Wege zu gehen.
(Uwe Stahl)