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Tarifkonflikt im privaten Busverkehr "zähneknirschend" beigelegt

01. Februar  Der Tarifkonflikt mit dem Omnibusverband Nord (OV-N) ist durch einen Mehrheitsbeschluss der Tarifkommission von ver.di Nord Mitte Januar beendet worden. Zum Omnibus-Verband Nord e. V. gehören derzeit 112 private Omnibusunternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein mit insgesamt rund 1300 Bussen.
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„Wir haben in der Tarifkommission mehrheitlich beschlossen, das vor Weihnachten vorgelegte Mediationsergebnis der Mediatoren Michael Bouteiller und Martin Kayenburg anzunehmen“, so Gerhard Mette, Verhandlungsführer von ver.di Nord. „Damit wurde ein annehmbarer Kompromiss gefunden, der durch die Strukturverbesserung einen weiteren Schritt in Richtung „ein Land ein Lohn“ macht und der von der Höhe gerade noch akzeptabel ist. Was uns leider fehlt ist ein weiterer Anpassungsschritt in Richtung des Tarifbereiches des TV-Nahverkehr, dem anderen großen Tarifbereich in Schleswig-Holstein“, so der Gewerkschafter weiter.

Bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 18 Monaten (01.07.2012 bis 31.12.2013) wurden beschlossen: Für den Zeitraum 01.07.2012 bis 31.12.2012 wird es eine Einmalzahlung in Höhe von 135,00 € geben. Ab dem 01.01.2013 werden alle Tabellenwerte (Lohntabelle) um 30,00 € (brutto) angehoben. Ab dem 01.04.2013 werden die Tabellenwerte der Ziffer 2 (Ortslinienverkehr) um 8,00 € erhöht. Anschließend werden ab 01.04.2013 die Tabellenwerte der Ziffer 1 (Überlandverkehr) auf die Werte der Ziffer 2 (Ortslinienverkehr) angehoben. Die Tabellenwerte der Ziffer 4 (Werkstatt) werden ab 01.04.2013 um 60,00 € erhöht. Die Beschäftigten der Ziffer 2 (Ortslinienverkehr) erhalten eine monatliche, nicht tabellenwirksame Sonderzahlung in Höhe von 52,00 € im Jahr 2013. Unterm Strich bedeutet dies: Alle Fahrer/innen im Linienverkehr und die Gewerblichen im Werkstattbereich erhalten ab April 2013 insgesamt 90,00 € mehr als bisher. Im Linienverkehr gibt es nun eine einheitliche Regelung für alle Fahrerinnen und Fahrer.

Der Tarifkonflikt hatte ein halbes Jahr gedauert, begleitet von zahlreichen Warnstreiks in ganz Schleswig-Holstein. Gleichen Lohn für gleiche Arbeit hatte die Gewerkschaft gefordert, durchschnittlich 155 Euro weniger verdienen die privaten Fahrer bislang im Vergleich zu ihren Kollegen im öffentlichen Nahverkehr. Erreicht wurde dieses Ziel nicht.

Das Schwergewicht im OV-N ist die Firma Autokraft, eine Regionalbustochter der Deutschen Bahn. Sie bedient nicht nur den Orts- und Überlandverkehr in Schleswig-Holstein, sondern auch die Linie Hamburg-Berlin und den Flughafenzubringer nach Lübeck-Blankensee. Sogar intern setzt die Bahntochter auf das Dumpingmodell. Sie vergibt eigene Lizenzen an Subunternehmer, die noch billigere Dienste anbieten als Autokraft selbst. Und die Tarifauseinandersetzung war von permanentem Streikbruch geprägt. Das zwang die Gewerkschaft dazu, Arbeitsniederlegungen nicht mehr anzukündigen. Pendler und Schüler erfuhren erst morgens im Radio von den Ausfällen oder warteten vergeblich an den Haltestellen auf ihren Bus – was für die Aussendarstellung des Arbeitskampfes nicht immer positiv war.

In nur knapp einem Jahr geht die Auseinandersetzung zwischen OV-N und ver.di bei den Busfahrern für „ein Land ein Lohn“ in eine neue Runde. Notwendig wäre dann auf jeden Fall eine größere Solidarität – auch von Seiten der KollegInnen Busfahrer des öffentlichen Nahverkehr.
(gst)