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Keine Gentechnik auf Kieler Tellern

19. „Stadtwerke Kiel Umweltpreis“

01.02.2011  Zum 19. Mal wurde am Dienstag, 21. Dezember, der mit 5.000 Euro dotierte „Stadtwerke Kiel Umweltpreis“ von der Landeshauptstadt Kiel und der Stadtwerke Kiel AG für kreative Wege zum gentechnikfreien Konsum verliehen.

Das Thema des alljährlich stattfindenden Wettbewerbs lautete in diesem Jahr „Keine Gentechnik auf Kieler Tellern“. Stadtpräsidentin Cathy Kietzer, Bürgermeister Peter Todeskino und Wolfgang Podolske von der Stadtwerke Kiel AG überreichten den Preisträgern bei einer Feierstunde im Rathaus ihre Preise.

Insgesamt waren zwölf Bewerbungen eingegangen. Fünf davon wurden mit einer Urkunde und einem Geldpreis, drei mit einer Anerkennungsurkunde ausgezeichnet. Prämiert wurden kreative Ideen, mit denen sich Kielerinnen und Kieler in den vergangenen Jahren für die gentechnikfreie Nahrungsmittelproduktion oder den gentechnikfreien Nahrungsmittelverzehr stark gemacht haben. „Im vergangenen Jahr hatte die Ratsversammlung beschlossen, dass der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf städtischen Flächen ausgeschlossen sein soll. Auch beim Wareneinkauf in den städtischen Kantinen soll die Stadtverwaltung auf gentechnisch unveränderte Lebensmittel setzen. Vielfalt und Qualität der eingereichten Bewerbungen zeigen, dass wir damit offenbar den Nerv der Zeit getroffen haben“, freuten sich Stadtpräsidentin Kietzer und Bürgermeister Todeskino bei der Preisverleihung.

Die Preisträger des Stadtwerke Umweltpreises 2010 im Einzelnen:

Den 1. Preis (Urkunde und Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro) erhielt die Initiative „Kiel im Wandel“. Mit dem Projekt „Gute Saat für Kiel“ wirbt sie für den Obst- und Gemüseanbau auf Fensterbank, Balkon oder im Hinterhof. „Kiel im Wandel“ teilt sich den 1. Preis (ebenfalls Urkunde und Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro) mit der „Bürgerinitiative gentechnikfreies Schleswig-Holstein“. Sie hatte auf der Kieler Einkaufsmeile Kleiner Herzog die Kunstausstellung „GENaue Betrachtung“ organisiert, bei der sich 17 Künstlerinnen und Künstler mit dem Thema Gentechnik auseinandergesetzt haben.

Den 2. Preis (Urkunde und Preisgeld in Höhe 1.000 Euro) erhielt die Kieler BUND-Naturgartengruppe für die Herstellung von gentechnikfreiem Saatgut, den Anbau von Bio-Obst und -Gemüse sowie die Aufzucht und Pflege eigener Bienenvölker im heimischen Garten.

Den 3. Preis (jeweils Urkunde und Preisgeld in Höhe von 500 Euro) teilen sich die Hof Großholz GmbH und der Verein für pädagogische Initiativen und Kommunikation e.V. (Pädiko e.V.). Der Hof Großholz hat sich um den biologischen Anbau und Verkauf von Lebensmitteln auf Kieler Wochenmärkten sowie eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit verdient gemacht. Der Pädiko e.V. wurde dafür ausgezeichnet, dass er in seinen Kindertagesstätten bereits seit Jahren nur Bio-Lebensmittel verwendet.

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Anerkennungsurkunden erhielten die Mitglieder der „Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, Bioland und BUND“. Sie hatten eine viel beachtete Veranstaltung mit dem kanadischen Bauern und alternativen Nobelpreisträger Percy Schmeiser an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) organisiert. Der „Stadtwerke Kiel Umweltpreis“ wurde vor 19 Jahren von der Landeshauptstadt Kiel gemeinsam mit der Stadtwerke Kiel AG ins Leben gerufen. Jedes Jahr sind Kielerinnen und Kieler, aber auch Unternehmen, Firmen und Forschungseinrichtungen aufgerufen, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Viele der zahlreichen Projekte und Aktivitäten, die in den vergangenen Jahren mit dem Preis ausgezeichnet wurden, haben maßgeblich dazu beigetragen, die Umwelt und Lebensqualität in Kiel zu erhalten und zu verbessern.

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Die Ausgezeichneten des Umweltpreises 2010 im Ratssaal am 21.12.2010 in Kiel.

Die Initiative „Kiel im Wandel“ ist sehr erfreut über den ersten Preis beim Stadtwerke Kiel Umweltpreis. Mit dem „Gute Saat für Kiel“ Projekt will die Initiative nicht nur Saatgut verteilen und ein Zeichen gegen Gentechnik setzen, sondern auch den Gedanken der Regionalisierung verbreiten und den Spaß am gemeinsamen Handeln. Es sind alle herzlich eingeladen, das Projekt gemeinsam umzusetzen. Die BI gentechnikfreies SH hat bereits die Unterstützung der Aktion erklärt. „Umso mehr wir sind, desto mehr Menschen können wir erreichen!“, sagte Wiebke Freudenberg, die in beiden Initiativen mitarbeitet. „Da haben wir ganz schön Vorschusslorbeeren für unsere „Gute Saat für Kiel“ bekommen und diesem Anspruch wollen wir auch gern gerecht werden! Die Planung rundet sich immer mehr ab und bald gibt es reichlich zu tun. Das Saatgut soll im März verteilt werden, d.h. wir geben jetzt Gas und können dann, wenn´s warm wird selbst aussäen und ganz in Ruhe unseren Pflanzen beim Wachsen zusehen.“ Die Vorstellung des Projektes „Gute Saat für Kiel“ und Einladungen zum Treffen, siehe auf der Internetseite www.kielimwandel.de

(Pressemeldung der Stadt Kiel - uws)

Im Folgenden dokumentieren wir die Rede von Wiebke Freudenberg für die BI gentechnikfreies Schleswig-Holstein auf der Verleihung des diesjährigen Umweltpreises der Stadt Kiel:

Liebe Anwesende, stellvertretend für alle BewerberInnen danke ich unserer Stadtpräsidentin Frau Kietzer, Oberbürgermeister Herrn Albig, dem Bürgermeister Herrn Todeskino und , sowie der Ratsversammlung für den Beschluss von 2009, Kiel zur gentechnikfreien Region zu erklären.

Wir danken dem Umweltschutzamt für die Ausschreibung und Durchführung des Stadtwerke Kiel Umweltpreises zum Thema „Keine Gentechnik auf Kieler Tellern” und wir danken allen für die Anerkennung unserer Arbeit. Unser besonderer Dank gilt den Kieler Stadtwerken, für die Stiftung des Stadtwerke Kiel Umweltpreises. Unsere Stadtwerke versorgen uns mit Trinkwasser und die Verwendung von Gentechnik in der Landwirtschaft kann Auswirkungen auf die Qualität des Trinkwasser haben. Als Jugendliche stolperte ich das erste Mal über den Begriff „Wasserschutzgebiet“ und da wurde mir klar, dass das Trinkwasser nicht überall, so wie in Kiel, aus geologischen Tiefenschichten kommt, die von menschlichen Einflüssen unberührt sind. In anderen Regionen wird Oberflächenwasser oder Grundwasser zu Trinkwasser aufbereitet. Reste von Düngemitteln und Pestiziden aus der Landwirtschaft müssen aufwändig entfernt werden.

Das Hauptmerkmal der gentechnisch veränderten Pflanzen ist bei ca. 80% der Sorten eine Herbizidresistenz. D.h. die veränderten Pflanzen überleben die Behandlung mit dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup, während alle anderen Pflanzen absterben. Geplant und versprochen war ein geringerer Herbizidverbrauch, aber amerikanische Studien zeigen, dass im langjährigen Anbau tatsächlich mehr Herbizide benötigt werden. Die Gefahr für das Trinkwasser liegt u.a. darin, dass die Herbizidwirkstoffe schon in geringer Konzentration ähnlich wie Geschlechtshormone wirken.

Die Folgen der Gentechnikanwendung sind also komplexer, als man anfangs dachte.

Bereits 1992 reagierten die Stadtwerke München auf landwirtschaftliche Schadstoffe in ihrem Trinkwasser und riefen die Initiative „Öko-Bauern” ins Leben. Die Stadtwerke förderten Bauern bei der Umstellung auf Ökolandbau. Das hat über die Jahre zur größten biologisch bewirtschafteten und damit gentechnikfreien Region Deutschlands geführt. 2.500 ha Ackerland und zusätzlich 1.500 ha Wasserschutzwald sorgen nachhaltig für hochwertiges Trinkwasser und rechnen sich, weil eine teure Wasseraufbereitung überflüssig ist.

Unsere Landschaft erfüllt mehr Aufgaben, als unsere Nahrung bereitzustellen. Wie kann eine zukunftsweisende Landwirtschaft betrieben werden, die dies berücksichtigt?

Aufgrund von weltweitem Hunger initiierten die Weltbank und die Vereinten Nationen 2003 ein Forschungsprojekt, das untersuchen sollte, wie durch landwirtschaftliches Wissen, Forschung und Technologie, Hunger und Armut verringert werden kann. Über 500 Wissenschaftler haben fünf Jahre daran gearbeitet. Ihr Ergebnis ist, dass ein „Weiter wie bisher keine Option ist” d. h. industrielle Landwirtschaft, inclusive Gentechnik, sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen keine Lösung gegen Hunger und Armut. Der so genannte Weltagrarbericht von 2008 stellt vor, wie die Welternährung langfristig und umweltschonend sichergestellt werden kann. Zusammenfassungen dieses Berichtes haben wir mitgebracht.

(Wiebke Freudenberg, BI gentechnikfreies SH)

Weiterführende Quellen zur Rede:

http://www.gen-ethisches-netzwerk.de/gid/198/

was-haben-sie-gegen-monsanto

http://www.zivilcourage.ro/php/pestizide.php

http://www.swm.de/privatkunden/m-wasser/

gewinnung/wasserschutz.html

 satt_berlin22-01-11-3027

 Auf der Demonstration am 22.1.2011 in Berlin gegen Gentechnik, Tierfabriken und Dumpingexporten. Die Kieler BI war mit dabei.

   

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