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Aktionen und Bürgerbegehren für den Erhalt von Katzheide

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Der Kampf um die Wiedereröffnung und den dauerhaften Erhalt des Freibades Katzheide in Kiel-Gaarden nimmt Fahrt auf. Am Sonntag, dem 31.Mai führte der Stadtpolitische Ratschlag Kiel (ein Bündnis sozialpolitisch agierender Gruppen und Aktivisten) ein Straßenfest vor dem geschlossenen Freibad Katzheide unter dem Motto: „Freibad Katzheide anbaden!“ durch. Wenige Tage später verkündete der Verein „Katzheide: Ja“ auf einer Pressekonferenz in der Sozialkirche Gaarden, dass die Einleitung eines Bürgerbegehrens über den Fortbestand des Bades auf den Weg gebracht worden sei.

In der Ankündigung der Organisator_innen zum Straßenfest vor den geschlossenen Toren des Freibades – gut gesichert von Polizeikräften, dass sich ja keiner ins Bad verirrte - hieß es : „Es ist schon bemerkenswert, dass die Stadt das Bad erst jahrelang systematisch verfallen lässt und dann nicht bereit ist, die moderaten Reparaturkosten zu investieren. Seit Jahren müssen wir uns von der Stadt das alte Lied der leeren Kassen und der Sachzwängen anhören.“ Dass die Kommunen insgesamt chronisch unterfinanziert sind bezweifeln die Organisator_innen nicht. Aber etwa die Olympiabewerbung zeige, dass Geld vorhanden ist, wenn der politische Wille da ist.

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„Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, dass auf der einen Seite über 700.000 € für das Prestigeprojekt Olympiabewerbung ausgegeben werden – Geld, das auch nicht den Kielerinnen und Kielern zu Gute kommen wird, sondern dem Image der „Sailing City“ –, dass gleichzeitig aber für grundlegende Freizeit- und Erholungsangebote das Geld fehlen soll. Hier gehen die Entscheidungen der Stadt eindeutig an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, die in Kiel leben.“In dem geplanten „Sport- und Freizeitbad“ an der Hörn sehen die Aktivist_innen keinen adäquaten Ersatz für Katzheide:„Ein Ort wie Katzheide, wo Generationen schwimmen gelernt haben und wo sich viele Kinder und Jugendliche treffen, lässt sich nicht durch einen Neubau in einem anderen Viertel ersetzen. Auch werden sich viele Menschen den Besuch dort nur noch selten leisten können. Wir sehen die Stadt in der Pflicht, auch für Familien mit geringem Einkommen ein bezahlbares Freizeit- und Erholungsangebot zu schaffen“.

Wenn die Kieler_innen im November über die Olympiabewerbung abstimmen, dürfen sie möglicherweise zugleich darüber entscheiden, ob sie sich für den Fortbestand des Sommerbades Katzheide aussprechen. Die Fragestellung des nun vom Verein „Katzheide: Ja!“ eingereichten Bürgerbegehrens lautet schlicht: „Sind Sie für den Erhalt des Schwimmbades Katzheide?“ Bis zum 26. Juni hat die Stadtverwaltung nun Zeit, die organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung des Bürgerbegehrens zu schaffen, so z.B. auszurechnen, welche Kosten für die Stadt im Fall eines erfolgreichen Bürgerbegehrens zu erwarten wären. Nach aktueller Schätzung würde eine Sanierung des gesamten Bades ca. 50.000 Euro kosten.

„Katzheide ist ein Ort, an dem Integration auf ganz natürliche Weise gelingt“, sagt Uwe Hagge, Pastor der Kirchengemeinde Gaarden. „Wer an einem warmen Sommertag die Menschenscharen gesehen hat, die mit Kinderwagen und Picknickkorb zu dem Freibad ziehen, der weiß, wie gelebte Integration aussieht.“

„Freibäder sind unverzichtbarer Bestandteil unserer Kultur“, sagt Hartmut Jöhnk. „Sie nehmen als Infrastruktur vielseitige Aufgaben in unserer Gesellschaft wahr, die weit über die vordergründige Bedeutung als Sport- und Freizeiteinrichtung hinausgehen.“ Der Bauingenieur Jöhnk war vor zwanzig Jahren mit der Grundsanierung des Bades Katzheide betraut. Er findet es erschreckend, dass die Stadt ihre Anlagen so miserabel wartet und unterhält. Jöhnk vergleicht Freibäder mit den Verkehrswegen. „Die Straßen sind nicht kaputt, weil sie alt sind, sondern weil sie nicht gepflegt werden.“

Andreas Regner, dritter Vertretungsberechtigte für das Bürgerbegehren, sieht den Weiterbetrieb auch aus Umweltschutzgründen für geboten: „Katzheide zu erhalten ist auch nachhaltig – sowohl bezogen auf eine Umweltbilanz als auch in finanzieller Hinsicht: Keines der Kieler Bäder hat einen geringeren Zuschussbedarf.“

Und so geht es jetzt weiter: Erkennt das Innenministerium das Bürgerbegehren formell an, müssen in maximal sechs Monaten dann für einen Bürgerentscheid vier Prozent der wahlberechtigten Kieler_innen stimmen, d.h. es müssen rund 8.000 Unterschriften zusammenkommen. Die Ratsversammlung müsste sich dann noch einmal mit dem Thema befassen. Schlösse sie sich dem Votum an, wäre der Fall erledigt und Katzheide gerettet. Bliebe sie bei ihrem Schließungsbescheid, würde ein Bürgerentscheid folgen.

Text/fotos: gst