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Glosse: Wir alle sind Olympia!
Für ein olympisches Venedig an der Förde!
01. Mai 2015 Endlich bewegt sich etwas in unserer Stadt. Es geht ein Ruck durch die Kielerinnen und Kieler. Wir sind Olympia! Unser Bürgermeister, die Ratsversammlung und die Wirtschaftsverbände flippen vor Freude geradezu aus bei der Vorstellung, dass sich 2024 olympische Ringe über die Förde spannen.
Kiel hat dringend einen Imagewechsel nötig. Wir brauchen mehr Glamour! Dazu kann uns unter anderem der geplante herrliche Kiel-Kanal mit seiner architektonisch sensiblen Betoneinfassung verhelfen. Sieht man dieses idyllische Gewässer im städtebaulichen Zusammenhang mit dem Rathausturm, der dem Campanile in Venedig nachempfunden wurde, dann lässt sich unsere Stadt wunderbar als das Venedig an der Förde mit einem Kieler Canal Grande vermarkten. Städtebaulich und architektonisch kann ein olympischer Segelwettbewerb weitere markante und attraktive Impulse auslösen. Wer daran zweifelt, muss nur nach Schilksee fahren, wo bereits 1972 olympischen Segelwettbewerbe stattfanden. Nach so einer einfallsreichen und feingliedrigen Architektur muss man lange suchen.
Zur Imageverbesserung gehört auch die Schließung des maroden und verdreckten letzten Freibades Katzheide. Dort fährt eh niemand mehr aus Düsternbrook hin. Der Einwand, dass den Kids und Familien besonders aus Gaarden mit der Schließung im Sommer wichtige Freizeitgestaltungs- und Bademöglichkeit genommen würden, ist lächerlich. Schließlich können sie bei schönem Wetter ihre Füße auch in dem neuen Kiel-Kanal ins Wasser halten. Natürlich müssen sie sich dabei benehmen, sonst kommen die Securitys, denn die Menschen wollen beim Power-Shopping und Chillen verständlicherweise nicht durch Kinderlärm und zotiges Verhalten gestört werden.
Selbstverständlich kostet eine Olympiabewerbung auch Geld. Vorsichtige Schätzungen gehen von sieben-hunderttausend Euro aus. Es stimmt, auch Kiel ächzt unter einer hohen Verschuldung und der Schuldenbremse. Leider pfeift auch in unserer schönen Stadt der Wind durch so manches geschlossene Schulfenster und bröckelt in der ein oder anderen Kita der Putz von den Wänden. Doch das sind doch Peanuts gemessen an der grandiosen Möglichkeit zu Selbstdarstellung bei einer Olympiabewerbung. Wer kennt im Bayrischen Wald, von Ausnahmen abgesehen, schon unser „Venedig an der Förde“?
Olympia macht es möglich!
Nun wenden einige Hasenfüße und Skeptikerinnen ein: „Wer sagt euch denn, dass die Wahl überhaupt auf Kiel fällt?“ Diesen Bedenken kann man in aller Ruhe mit dem Hinweis auf die Konkurrenz begegnen. Zum Beispiel Paris mit möglichen Segelwettbewerben an der Cote d`Azur oder in der Bretagne. Wer will denn dahin, wenn er die Kieler Förde mit strahlend blauem Himmel vor Augen hat? Das muss natürlich in einer professionellen und auch aufwändigen Werbekampagne eindrucksvoll zur Geltung kommen. Das ewige Genörgel von Touristen über unser häufiges Schmuddelwetter und unsere Standardhinweise auf Friesen-Nerze und andere passende Kleidung gehören der Vergangenheit an. Schließlich war der letzte Sommer schön!
Vielleicht sollte man Kritiker der Olympiabewerbung damit befrieden, dass als Austragungsort für die olympischen Schwimmwettbewerbe ein renoviertes Freibad Katzheide eingeplant wird. Das wäre mal nachhaltig.
Falls sich das IOC überraschend nicht für Kiel entscheiden sollte, ist es selbst schuld. Dann wäre natürlich auch das Geld für die Bewerbung futsch. Na und? – No risk, no fun!
Selbst dann hätten wir mit der Olympiabewerbung unseren Spaß, Spannung und ein Thema gehabt, das uns von unserem Alltagsscheiß ablenkt.
Ich bin jedenfalls für Olympia!
Mensch Meyer