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3. Protest- und Kulturmeile gegen das AKW Brokdorf

Brock

01. Juni 2015 Über vier Jahre liegt die atomare Katastrophe von Fukushima nun zurück. Unmittelbar nach diesem Ereignis beschloss die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung den sogenannten Atomausstieg und plötzlich wurde Angela Merkel als "Ausstiegskanzlerin" gefeiert. Man bedenke dabei, dass unter ihrer Führung nur wenige Monate zuvor eine Laufzeitverlängerung durchgesetzt wurde.

Dennoch verdient dieser Atomausstieg seine Bezeichnung nicht, denn er greift viel zu kurz. Erst 2022 soll das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen. Bis dahin wird weiterhin täglich strahlender Müll produziert, für den es bis heute kein sicheres Endlager gibt. Zudem sind sämtliche Atomtransporte sowie der Betrieb der Brennelementefabrik in Lingen und der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau nicht von diesem Gesetz betroffen. Jederzeit könnte eine Regierung diesen Beschluss umkehren, da eine Verankerung im Grundgesetz bis heute ausgeblieben ist.

Aus diesem Grund organisierten mehrere Gruppen der Anti-AKW- und Umweltbewegung am 26.04.2015 anlässlich des 29. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe eine Protest- und Kulturmeile am Atomkraftwerk Brokdorf. Denn auch dieses soll erst frühestens 2021 vom Netz gehen und stellt damit weiterhin eine Atommüll verursachende tickende Zeitbombe dar. Niemand kann ausschließen, dass sich ähnlich schlimme Ereignisse wie in der Ukraine oder Japan auch hierzulande zutragen.

Verschiedene Infostände waren direkt an der Atomanlage aufgebaut, von der Bühne erklangen teils kämpferische Reden und unterschiedliche Musikbeiträge. Unter anderem forderte man den selbsternannten "Energiewendeminister" Robert Habeck (Grüne) zur sofortigen Abschaltung Brokdorfs auf. Mehrere Hundert Menschen beteiligten sich trotz eher nasskaltem Wetter an dieser Meile. Auch die BI Kiel gegen Atomanlagen organisierte einen Bus aus Kiel.

Angesichts der nach wie vor ungelösten Endlagerproblematik, der generellen Gefahr einer Atomkatastrophe in Deutschland oder anderswo und dem damit verbundenen mangelhaften Katastrophenschutz nach eben solchen atomaren Unfällen wäre eine deutlich größere Beteiligung an diesem Sonntag wünschenswert gewesen.

Im kommenden Jahr jähren sich Fukushima und Tschernobyl zum fünften bzw. 30. Mal. Es bleibt zu hoffen, dass sich anlässlich dieser Jahrestage ein weitaus größerer Protest formiert. Fukushima und Tschernobyl sind schließlich überall.          

 (to)