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Unbelehrbare Atomkrieger
01. November 2017 Das ist doch zur Abwechslung mal ein würdiger Preisträger. Nach dem das vom norwegischen Parlament eingesetzte Komitee den Friedensnobelpreis mit seinen Entscheidungen in den vergangenen Jahren arg in Misskredit gebracht hat, nun in diesem Jahre mal eine Organisation, die den Preis wirklich verdient hatte: die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, ICAN. Eine zweite Adelung der Kampagne folgte der Verkündung der Entscheidung auf dem Fuße. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte die Bemühungen zur Abschaffung der Atomwaffen als „unrealistisch“.
Stoltenberg kritisierte in diesem Zusammenhang insbesondere den von der überwiegenden Mehrheit der UNO-Staaten unterstützten Vertrag zur Ächtung aller Atomwaffen. Er untergrabe die Anstrengung, die Weiterverbreitung von Atomwaffen zu verhindern. Mit anderen Worten: Die NATO – und die Bundesregierung scheint ganz auf dieser Linie zu liegen, denn sie boykottiert die aus dem Vertrag erwachsenden Verhandlungen – nimmt sich weiter das Recht heraus, einerseits Atomwaffen zu halten und auch neue anzuschaffen, erklärt nicht einmal verbindlich auf deren Ersteinsatz zu verzichten, aber will andere Mächte, die noch keine haben, von deren Erwerb oder Bau weiter abhalten. Der Grund, wie die Entwicklung seit 1990 zeigt, man will weiter ungestraft und ohne größeres Risiko andere Länder wie Jugoslawien, den Irak oder Afghanistan mit Krieg überziehen, Kriege – nebenbei bemerkt – deren Folgen inzwischen den Nahen Osten und Teile Nordafrikas in eine einzige Hölle verwandelt haben.
Derweil wird sowohl von der NATO als auch in Moskau weiter argumentiert, die Atomwaffen würden Schlimmeres verhindern, da keiner einen Atomkrieg riskieren wolle. Dabei führt uns gerade ein offenbar geistig nicht ganz stabiler US-Präsident vor Augen, dass Politik, auch die Außenpolitik, durchaus nicht immer eine rationale Angelegenheit ist. In den 1980er Jahren hat die Politik eines US-Präsidenten, der die biblischen Schilderungen der Apokalypse zu seinen Lieblingslektüren zählte, mindestens einmal an den Rand des Atomkrieges gebracht. Und ein solcher – daran muss vielleicht mal wieder erinnert werden – würde mindestens 90 Prozent der Menschheit auslöschen. Direkt durch Explosionen und Strahlung, aber vor allem indirekt, weil die ausgelösten Brände und Explosionen die Sonne für einige Jahre so sehr verdunkeln würden, dass weltweit die Landwirtschaft zusammen bräche.
(wop)