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Karstadt-Schließungen:
Was kommt nach 129 Jahren Karstadt in Neumünster?
Lesebrief zu „Neue Konzepte sollen Innenstädte retten“, Courier, 28.8.20
Rechnungen ohne den Wirt?
Vier von fünf Karstadtfilialen werden geschlossen. Auch eine der traditionsreichsten, mitten in unserem -nicht gerade auf großem Fuß lebenden- Neumünster. Was ist da zu tun? Im Kieler Landtag mangelt es offensichtlich nicht an Einsicht in die Unabwendbarkeit des Kaufhaussterbens (FDP), dem kein gutes Geld hinterhergeworfen werden sollte (Grüne), auch nicht zum Zeitgewinn (Wunsch der SPD).
Hilfsangebote werden als ‚Pakt mit den Innenstädten/Kommunen‘ angeboten. Während es laut CDU nichts zusätzlich kosten darf (die derzeitige Städtebauförderung sei dafür ausreichend), lassen Andere ihrer Fantasie bezüglich umwelt- und gemeinschaftsdienlicher Karstadt-Nachfolgeprojekte und Vorschläge zur Innenstadtrettung freien Lauf. Doch wo bleiben die Hauptbetroffenen der zunehmenden Verödung ihres zentralen (Er-) Lebensraums, die Einwohner? Wie können/sollen sie zu Wort kommen?
In Neumünster wurde diese Frage bereits gestellt und mit einem Zwei-Parteien-Antrag an die nächste Ratsversammlung beantwortet. Der Wortlaut sieht vor, dass noch in diesem Jahr ein sogenannter Bürgerrat eingerichtet werden soll, der aus der Einwohnermeldeliste - unter Berücksichtigung verschiedener demographischer Gesichtspunkte - auszulosen ist.
Den zahlreichen in- und ausländischen Vorbildern folgend, solle dieses neuartige Gremium in einem fachkundig angeleiteten, mehrtägigen Zusammentreffen für die politischen Entscheider eine möglichst vereinheitlichte Empfehlung zur Umgestaltung der Innenstadt ‚herausarbeiten‘.
Wir Bürger drücken diesem vielfach zweckdienlichen Konzept beide Daumen und hoffen auf eine weitsichtige, weise Ratsmehrheit. Damit wäre ein guter Weg geebnet für Problemlösungen jenseits der üblichen, vordergründigen Gruppen- und Einzelinteressen. Es wäre ein ‚Pakt mit den Bürgern‘ auf dem Boden eines durch Konsenssuche ermittelten Gemeinwohlverständnisses. Und woher das nötige Geld nehmen und nicht…?
Wenn es um die Zukunft und das gesamtgesellschaftliche Interesse geht, ist die Finanzierung immer zu allererst eine Frage des Wollens!
Jochen Rathjen