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RWE Dea in Schwedeneck:
Erdölförderung stößt auf Widerstand
01. Dezember 2013 Zu einer Einwohnerversammlung am 7.11.2013 hatte der Bürgermeister Gustav Otto Jonas (SPD) in Schwedeneck eingeladen. RWE Dea stellten dort ihre erneuten Ölförderungspläne vor. Über 60 Bürgerinnen und Bürger aus Schwedeneck wie auch aus Dänischenhagen und Altenholz drängten sich in einem kleinen Raum in der Surendorfer Gaststätte – mit solch großer Beteiligung sorgenvoller Bürger hatte die Gemeinde nicht gerechnet. Eingeladen war auch Olaf Nalenz, aus dem Energieministerium der Landesregierung (MELUR) für rechtliche und energiepolitische Fragen.
Für den REW-Konzern referierten der Projektleiter und Geologe Heiko Oppermann und Pressesprecher Derek Mösche mit einem Lichtbilder-Vortrag, um die Vorhaben des Konzerns den Menschen im Schwedeneck nahezubringen. Auf einer Infoveranstaltung in Gettorf waren sie bereits vor einigen Monaten mit dem Konzept eine Pipeline von Schwedeneck nach Gettorf zu bauen auf Entrüstung gestoßen. Jetzt ging es ihnen darum, mit Überzeugungsarbeit die Akzeptanz der Bevölkerung zu gewinnen. Angeblich geht es darum, der Exportabhängigkeit Deutschlands entgegenzuwirken. Dabei leistet RWE bereits mit 24% den größten Anteil (29 Mio. Tonnen Öl von der Mittelplate). Weil der Weltmarktpreis für ein Barrel Öl von dereinst 15 Dollar auf jetzt 110 Dollar gestiegen ist, lohnt es sich wieder die Ölfelder in Kiel und Umgebung weiter auszubeuten.
Neben dem Ölfeld in Schwedeneck (44,5 km2) hat die REW Dea AG bereits neu genehmigte Bewilligungsfelder in Plön-Ost (ca. 19,4 km2), Preetz (19,9 km2), Warnau (0,7 km2) zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen in der Kieler Region. Ein weiteres Bewilligungsfeld hat die Fa. PRD Energy GmbH in Prasdorf. Die Bewilligung in Schwedeneck wurde vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (Clausthal-Zellerfeld) ab dem 01.04.2013 für die Dauer von vier Jahren bis zum 31.03.2017 erteilt. Früher waren für die Ölförderung allein im Bereich Plön Ost über 87 Bohrungen nötig. Heute ist eine neue horizontale Technik verfügbar, bei der von einem Bohrloch aus in verschiedene Richtungen bis zu 10 km unterirdisch eine „Entölung“ stattfinden kann.
RWE geht von einer Förderquote von ca. 40% (der vorhandenen Ölvorkommen) aus. Im Schwedeneck wäre das eine zu erwartende Fördermenge von ca. 400.000 Tonnen Öl. Die hätte dann einen Wert von ca. 300 Mio. Euro. Die Bewilligungsrechte hat sich RWE bereits beim Bundesamt, dem zuständigen Bergbauamt, gesichert. Sehr frühzeitig kam aus dem Publikum die Frage, ob es denn überhaupt sinnvoll ist diese kleine Menge (ca. deutscher Ölverbrauch von zwei Tagen) zu fördern und ob denn Fracking als Fördermethode geplant sei bzw. im Anschluss zu erwarten ist. Die REW-Sprecher stritten vehement ab, dass sie Fracking einsetzen wollen. Weil das Öl in großen Poren sei, müsse nicht gefrackt werden. „Unser Fracking ist nicht toxisch. Das können wir beweisen. Die Chemikalien, die wir einsetzen sind nicht toxisch und haben keine Auswirkungen auf das Grundwasser. ... Es kommt überhaupt nicht in Kontakt mit dem Grundwasser“ versuchte Oppermann die Anwesenden zu beschwichtigen. Aber die Fragen und Hinweise auf die Vorfälle in Niedersachsen ließen nicht nach. Zur energiepolitischen Sinnhaftigkeit wurde entgegnet, dass es ja das Bergrecht gibt und da zählten keine politischen Interessen. Schließlich verlangten einige bürgerliche Parteivertreter endlich den Vortrag zu Ende zu hören. Es gab viele besorgte Bürger, die sich vor allem Sorgen um die Folgen für den Tourismus, die Haupteinnahmequelle in Schedeneck, machten. Sie wollten endlich wissen, was der Konzern denn nun genau vor hat, wann es losgeht und wo denn wohl der Bohrturm stehen wird, dass er doch nicht direkt am Strand stehen dürfe.
Darauf konnte RWE Dea aber keine Antwort geben, denn man sei ja erst in der ersten Phase. Zunächst werde die Wirtschaftlichkeit geprüft und wenn alle rechtlichen Probleme aus dem Weg geräumt sind, soll es einen Betriebsplan geben, der dann angeblich unter Einbeziehung der Wünsche der Bürger erarbeitet werden soll. Dabei stellte sich heraus, dass weder die Gemeinde, noch der Kreis in irgendeiner Weise ein demokratisches Mitspracherecht hat. Ja selbst das Land kann nur an die Umweltverträglichkeit appelieren. Entscheiden tut ausschließlich das Bergbauamt ansässig in Niedersachsen. Es ist keine Form von Bürgerbeteiligung vorgesehen. Selbst eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist rechtlich nicht nötig.
RWE Dea versuchte sich dann glaubwürdig und fortschrittlich darzustellen, denn sie würden selbstverständlich und schon immer selbstständig Umweltverträglichkeitsprüfungen durchführen, bei denen es bisher noch nie Beanstandungen gegeben haben soll. Ja, selbst Greenpeace hätte sich positiv zu ihrer Förderpraxis im Wattenmeer geäußert. Dies wurde von den Zuhörern mit Ärgernis zurückgewiesen, denn der Greenpaece-Protest gegen die Ölförderung im Wattenmeer ist allen bekannt. Dann trat die Frage auf, was denn die Gemeinde überhaupt für Vorteile an der Ölförderung hat. Hier wurde von RWE großes Entgegenkommen bei den Wünschen der Gemeinde angeboten und auf die gute Zusammenarbeit, wie z. B. in Nordfriesland verwiesen, wo sich RWE als Dienstleister der Region mit Spenden für Kulturhaus, Tourismuszentrum und Mitarbeitern engagiert. Direkte Einnahmen hat die Gemeinde nicht. Der Firmensitz ist in Hamburg, dort zahlt die RWE Dea AG die Gewerbesteuer. Finanzielle Vorteile gäbe es nur über die Landesregierung, die eine Förderabgabe erhält.
„Verhindern können wir das alle nicht,“ sagte ein Gemeindevertreter zur Genehmigungslage, “als Gemeinde haben wir keinen Einfluss.“ Es wurde aus dem Publikum darauf hingewiesen, dass es beim Bergbauamt ein Arbeitsplan vorliegen müsste, warum dieser nicht den Bürgern und der Gemeinde bekannt sei. In diesem Arbeitsplan könne festgestellt werden, ob für RWE Dea eine die Fracking-Option genehmigt wurde. Die RWE-Sprecher erwiderten aufgrund der nicht nachlassenden Skepsis der Anwesenden: „Fracking lehnen wir kategorisch ab!“ Konzernvertreter Heiko Oppermann offenbarte dann doch im einzelnen, mit welcher Methode im Schwedeneck das Öl gefördert werden soll: Das Öl was gefördert wird, ist stark verwässert. In speziellen Anlagen muss das Wasser vom Öl getrennt werden. Dieses Wasser wird in die Lagerstellen zurück injiziert und erhöht dadurch den Druck auf die Lagerstellen (sekundäres Wasserfluten). Dabei wird eine Chemie beigemischt (Fluid) um die Fließeigenschaften zu verbessern und den Entölungsgrad zu verbessern. Also doch mit Chemie. Es nennt sich nur nicht Fracking, denn die Fließwege sind da.
So kam das Thema wieder auf den Schutz des Grundwassers. Wer haftet eigentlich, wenn doch etwas passiert? Auf speziellen Karten wurde der Bereich auf den RWE Dea es vor allem abgesehen hat. Ca. 4-6 km nördlich der Küste Schwedenecks liegt ein Bereich, der bisher durch die ehemaligen Ölplattformen nicht erreicht wurde und sich deshalb für die Ölförderung lohnt. Nur darum ginge es. Dies soll von Landaus über einen Bohrturm, vom aus dann horizontal zu den Lagerstätten gebohrt wird, stattfinden. Die Anwesenden bleiben skeptisch: „Wer garantiert uns, das dann nicht doch anschließend (bei steigendem Ölpreis) gefrackt wird“. und „Ist die beschriebene Fördermethode wirklich unschädlich für das Grundwasser?“
Die Unruhe bleib und es wurde von RWE Dea angeboten in regelmäßigen Abständen die Gemeinde und die Bürger über den Stand des Projektes zu informieren und wenn dann nach der Wirtschaftlichkeitsprüfung der Betriebsplan erarbeitet wird, wolle RWE Dea ihn mit der Gemiende abstimmen: „Wir bieten größtmögliche Transparenz an“. Im Januar soll es die nächste Veranstaltung geben und der Vortrag der Fa. REW Dea soll demnächst auf der Internetseite der Gemeinde abrufbar sein. (www.amt-daenischenhagen.de > Gemeinden > Schwedeneck) Darauf dürfen wir gespannt sein! Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der beabsichtigten Ölförderung war deutlich sichtbar. Nach der Veranstaltungen fanden Gespräche über die Gründung einer Bürgerinitiative im Schwedeneck gegen Ölförderung und Fracking statt.
(uws)
Veranstaltung zu den Ölförderabsichten von RWE Dea: Fracking in der Region Kiel – Gefahr fürs Kieler Trinkwasser
Mi., 04. Dezember, 19 Uhr, Galerie, PUMPE
Referenten: Hansjürgen Schulze und Jens Ristedt von der PlönerAktionsgemeinschaft "Stoppt Fracking im Großraum Kiel - für eine postfossile Zukunft!"
Eine Veranstaltung von Attac-Kiel, Bündnis Kielwasser, BUND-Kiel in Zusammenarbeit mit der Plöner Aktionsgemeinschaft „Stoppt Fracking“
Infos zum Fracking und den Genehmigungsfeldern auf der Internetseite der Landesregierung: www.schleswig-holstein.de/MELUR/DE/Startseite/Slider/StdArtikel/Fracking.html
Initiativen und Infos gegen Fracking:
www.wir-gegen-fracking.de
www.stop-fracking-sh.de
www.gegen-gasbohren.de
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Wasserverbrauch der sekundären Ölförderung
Informationen über den Wasserverbrauch der EOR (enhanced Oil recovery) scheint es auf deutsch nicht zu geben. Um den Förderdruck auf halbleergepumpten Ölfeldern zu halten, muss mit Wasser und/oder Co2 und Chemie nachgeholfen werden. Durch den steigenden Ölpreis werden diese teuren Verfahren rentabel, und sind letztlich unabdingbar für die Aktienkurse der Ölkonzerne. Die Diskussion um Fracking überlagert ein anderes, meines Erachtens ebenso großen, möglicherweise größeren Problems aufgrund der Menge: Die Verschleuderung von Trinkwasser zum Erhalt der Ölförderquoten. Ich habe englische Studien und Artikel gefunden, die sich mit möglichen Umweltbelastungen und Wasserverbrauch beschäftigen. Grob geschätzt wird die achtfache Menge des geförderten Öls an Wasser verbraucht! Beim Teersandabbau z.B. ist es "nur" die vierfache Menge! In den USA fängt man erst an, sich des Problems bewußt zu werden. Es gibt hierzu keine offiziellen Angaben! Wir reden in Schleswig-Holstein hierbei nicht nur über Schwedeneck, Preetz und Prasdorf. Auch auf Mittelplate soll mit EOR gefördert werden. Da kämen wir dann möglicherweise auf Billionen Liter Wasser. Wenn man die Dichte von Diesel zugrunde legt, ergäbe sich für eine Tonne ca. 1.200 Liter Wasser. Die genannten Altfelder alleine sollen 600.000 t bringen. Das sind 720 Mio. Liter. Dann würden 5.760 Milliarden Wasser zur Ölförderung verpresst werden. Der RWE-Geologe sagt zu den Öllagerstätten, sie "schmiegten" sich an Salzstockwände. Was passiert, wenn Milliarden Liter Wasser darauf treffen? Asse hat uns gezeigt, was passiert, wenn Wasser auf Salz trifft. Es bildet sich eine starke Lauge mit Fresscharakter. Dringt die Brühe ins Grundwasser, dass doch alle so wehement schützen wollen, versalzt dies. Bodenhebungen und Senkungen können ebenfalls auftreten. Ebenfalls gelten alle weiteren Nachteile wie beim Fracking. Ich denke die einzige Gegenredechance liegt in der Wasserargumentation. Das muss uns doch einfach mehr wert sein als Öl.
(Jens)