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Kurdische Familie in Flensburg bangt um ihre Verwandten in Kobane

Kobane

Bangen um ihre Verwandten in Kobane: Mahieddin Abdi, Sardar Moro und Ibrahim Abdi vor dem Flensburger Haus mit Transparent.

Sehr geehrte Damen und Herren von der schleswig-holsteinischen Presse,

den hier beigefügten, bis dato unveröffentlichten Artikel über eine Flensburger Familie, die aus der derzeit umkämpften Stadt Kobane im Nordirak stammt, hat Wolfgang Borm, freier Journalist aus Flensburg (T. 0461-6029, m. 0177 60 29 164, bborm@t-online.de), dem Flüchtlingsrat zur Verfügung gestellt. Wir halten diesen Text einer Veröffentlichung für unbedingt wert. Spiegelt er doch in authentischer Weise wider, in welcher belasteten Situation sich hierzulande Menschen befinden, deren Herkunftland aktuell von Krieg, Zerstörung und menschenverachtender Gewalt gekennzeichnet ist. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie den Beitrag im Rahmen Ihrer redaktionellen Möglichkeiten veröffentlichen könnten. Rückfragen beantworten wir und der Autor gern.

Mit Dank und freundlichen Grüßen

Martin Link  (Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.)

Die beiden Brüder Ibrahim und Mahieddin Abdi sind verzweifelt und traurig, sie bangen um ihre Eltern und die Schwester und den Bruder, die im weit entfernten syrischen Kobane leben. Seit vielen Jahren lebt die Familie Abdi aus Kobane schon im Osten von Flensburg und sie verfolgen nun die täglichen Nachrichten in den Medien, Internet und über Telefonanrufe ihrer Verwandten. An dem Haus von Mahieddin Abdi hängt ein kleines Transparent aus dem Fenster: "Isis raus aus Kurdistan, hilfe für Kobane". Freundlich werden die Fragen der Interessierten beantwortet. Während die kleinen Kinder von Mahieddin Abdi im Garten spielen, erklären die Brüder und auch ihr Freund Sardar Moro die bedrückende Lage in ihrer Heimatstadt Kobane, aus der sie alle stammen. "Wir sind sehr verzweifelt über die langen Kämpfe in und um Kobane durch die IS Milizen und das unglaubliche Leiden der Bevölkerung und auch die Haltung der Türkei. Unsere Verwandten sind noch im Ort und in den nahen Dörfern, sie sind ganz einfache Landwirte, nun müssen sie jeden Tag mit der Angst leben, von den brutalen Kämpfern überfallen zu werden, wenn die Stadt nicht mehr von den kurdischen Bewohnern und eigenen Kämpfern gehalten werden kann."

Seit einigen Wochen haben sie von ihrer Schwester Bekar nichts mehr gehört, sie könnte verschleppt worden sein. Die Eltern sind kurz hinter die Grenze in die Türkei geflüchtet, aber ihr Bruder ist noch in Kobane. Jeden Tag hört man neue Nachrichten, über das heranrücken der Gegner und das Einkesseln der Stadt, die ganz nahe der Grenze zur Türkei liegt. "Es droht ihnen Schlimmes", so auch Ibrahim Abdi, der noch vor sechs Monaten in Kobane war: "Ich habe kurdische Frauen gesehen, die verletzt und misshandelt wurden. Nicht nur die täglichen Kämpfe und die Angst um das Leben sind unerträglich für die Menschen, auch die vielen Kurden auf der türkischen Seite können nur zusehen, sie werden nicht nach Kobane hineingelassen. Schon zwei Drittel der Stadt sind zestört, die letzten 10.000 Bewohner leiden sehr und sind vom Krieg gezeichnet. Und die wartenden türkischen Truppen schauen nur zu, und sind zwar präsent, greifen nicht aktiv ein".

Wie lange die Kurden ihre Stadt noch halten können bleibt im Ungewissen. Die Brüder Abdi haben ihre Meinung nun mit Transparenten bekundet, und hoffen auf schnelle Hilfe für ihre Stadt Kobane. "Vieles liegt nun in den Händen der Politiker", so Mahieddin Abdi . Ob es Wasser, Lebensmittel und Medikamente für die Bewohner sind, oder auch weitere Unterstützung für die Stadt, das wäre dringend nötig. Es gibt keinen Strom und kein Wasser, schon seit langer Zeit ist die Versorgung unterbrochen worden "Seit 26 Tagen schon wütet der Kampf um Kobane", so Mahieddin Abdi, jeden Tag haben sie Angst um seinen Bruder und seine Schwester, die noch in Kobane leben. Das türkische Telefonnetz funktioniert nur spoadisch. Eine Flensburgerin hat schon der Familie Abdi spontan mit Spenden geholfen. Im  November fährt Mahieddin Abdi auf jeden Fall nach Kobane, dann will er seine Eltern besuchen und Hilfen übergeben. Er und seine Familienangehörigen wünschen sich nichts mehr als Frieden und ein schnelles Ende dieses Kieges.

Wolfgang Borm