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Schwimmhallen in Kiel:

Wie ein Stück Lebensqualität dem Kapitalismus geopfert wird

Die Krise und ihre Folgen…

01. April 2011 Es ist immer noch Krise. Auch wenn Politik, Ifo-Institut, Banken und Presse den Aufschwung herbeischreien, sieht es so aus, als würde die Krise bei den jungen Menschen gerade erst beginnen. Während Milliarden für Bankenrettungsschirme ausgegeben werden und per Kurzarbeit die Konzerne subventioniert werden, steigt die Jugendarbeitslosigkeit und sinken die Möglichkeiten sinnvoller Freizeitbeschäftigung.
 

…für die Bädersituation in Kiel

 

Die Stadt Kiel hat kein Geld mehr. Das ist vor allem eine Folge des von Bund und Land forcierten Ausblutens der Kommunen, denn irgendwo muss das Geld für die Rettungsschirme für Banken und Konzerne ja herkommen. Nun will die Stadt bei den Schwimmbädern kürzen, um ihre Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. Längerfristig sollen die Schwimmhalle in Gaarden und das Freibad Katzheide geschlossen werden – die letzten Bäder, die es in Kiel überhaupt noch gibt!* Als Ersatz soll ein Zentralbad gebaut werden. Da der Stadt aber dafür das nötige Geld fehlt und das Land SH Kredite verweigert, soll das Zentralbad als PPP-Projekt (PublicPrivatPartnership) finanziert werden. Das funktioniert ungefähr so: Die Stadt bezahlt einen privaten Investor, der das Bad für die Stadt baut und betreibt. Die Stadt zahlt dafür Summen, die viel höher sind, als sie der Bau kosten würde, wenn sie selbst das Bad bauen würde. Zusätzlich bezahlt die Stadt an den Investor Raten, damit sie nach ca. 25 Jahren das Zentralbad erhält, auch hier sind die Kosten für die Stadt viel höher, als die Ausgaben des Investors, der in den 25 Jahren alle Einnahmen aus dem Zentralbad als Gewinn einstreicht. Zusammengefasst also ein Minusgeschäft für die Stadt und für die Menschen, die hohen Eintritt zahlen müssen, weil für einen Kapitalisten eben nicht eine sinnvolle, gesunde und sportliche Freizeitgestaltung der Menschen im Mittelpunkt steht, sondern der Profit.

 

„Unser Schwimmbad zu erhalten, müssen wir schon selber tun“

 

Und erfreulicherweise regt sich Widerstand. Es wurde von Anwohnern eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Freibades gegründet, die Unterschriften sammelte und eine Demo zum Erhalt durchführte.

 

Auch wir, die SDAJ Kiel, sind aktiv geworden, geht es doch darum, die Interessen der Jugend zu verteidigen. Wir unterstützten die Demo für den Erhalt des Freibades Katzheide, halfen beim Sammeln der Unterschriften, machten Pressearbeit, um das Problem bekannter zu machen.

 

Noch ist offen, wie die Bädersituation am Ende in Kiel aussehen wird, aber eins ist klar: Wenn wir alle uns nicht dagegen wehren, dass Banken & Konzerne gemeinsam mit den Regierungen die arbeitenden und lernenden Menschen die Krise bezahlen lassen, wird es niemand tun. Und: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ (B. Brecht)

 

*Die Unihalle kann man kaum hinzu zählen, da die öffentlichen Schwimmzeiten gegen Null tendieren. Außerdem haben Minderjährige unter der Woche ohne ihre Eltern keinen Zutritt. Darüber hinaus gibt es nur das Eiderbad und das Freibad in Schwentinental, die jedoch beide außerhalb des Kieler Stadtgebietes liegen und daher für viele Kieler schlecht zu erreichen sind. (Es gibt außerdem die Schwimmhalle Schilksee und das privatisierte Schwimmbad am Hindenburgufer. Red. LinX)

 

(SDAJ Kiel)

 

 
 
 

Aus dem Ratsbeschluss zur Bäderlandschaft im Dez. 2009:

 

„Nach Beschluss über den Bau eines Zentralbades wird über die künftige Nutzung des Geländes des Sommerbades Katzheide entschieden. Eine Option ist, dass die Liegenschaft nach seiner Außerbetriebnahme in die Verwaltung des Sport- und Begegnungsparks auf dem Kieler Ostufer übergeht.

 

Begründung:

 

Die Fläche des Sommerbades Katzheide liegt zentral im Sport- und Begegnungspark auf dem Kieler Ostufer (Sportpark Gaarden). Sie ist mit insgesamt ca. 30.000 m2 eine der Kernflächen des Parkareals und bietet bei Einbeziehung in die weitere Entwicklung entsprechende Möglichkeiten zur Verbesserung der dort vorgehaltenen Angebote. Dies gilt insbesondere für den Platzbedarf der angrenzenden Sportvereine. Nachdem die Grundsatzentscheidung für ein Zentralbad gefallen ist, beabsichtigt die Verwaltung, das Gelände Katzheide mit Mitteln des Städtebauförderungsprogramms Soziale Stadt zu überplanen und einer neuen Nutzung im Sportpark zuzuführen. Die Weiterentwicklung des Areals nach Beendigung der Nutzung durch die KBG ist kooperativ mit den Beteiligten zu planen; die weitere Nutzung als Freibad ist hierbei ausgeschlossen.

 

Durch die Überführung des Sommerbades vom BgA Bäder des Amtes für Sportförderung in ein anderes städtisches Amt entstehen steuerliche Belastungen. Durch den Umwandlungsvorgang werden sogenannte stille Reserven des BgA aufgedeckt, die zur Fälligkeit von Ertrags- und Körperschaftssteuer führen. Im Gegenzug können jedoch im BgA Bäder Verlustvorträge aus den vorangegangenen Jahren berücksichtigt werden.“

 

Dieser Beschluss wurde trotz des Antrag des Ortsbeirates Gaarden „Der Betrieb des Sommerbades Katzheide wird weitergeführt.“ abgelehnt und stattdessen der Bau eines Zentralbades an der Hörn aus finanziellen Gründen beschlossen. Eine geforderte Bürger-, Jugend- und Kinderbeteiligung fand nicht statt. Leider fanden auch keine weiteren Aktivitäten der Stadtteilinitiative Gaarden für den Erhalt von Katzheide statt. Infos siehe unter http://initiative.gaarden.net

(uws)