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Pflege:
"Situation gefährdet das Patientenwohl"
01. Juni 2016 Auf Kundgebungen und Demonstrationen in Kiel, Lübeck,Rostock und Schwerin haben am 12. Mai über 1.000 Pflegebeschäftigte aus Krankenhäusern und Pflegeheimen – davon allein an die 500 in Kiel - auf den gravierenden Pflegenotstand aufmerksam gemacht. „Der Norden steht auf – für mehr Personal und Entlastung in Krankenhäusern und Altenpflege“ lautete das Motto des Aktionstages. Ziel des Aktionstages war es, den dramatischen Personalmangel und die unwürdigen Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen sichtbar zu machen. In vielen Einrichtungen herrschen für die Beschäftigten eine unerträgliche Arbeitsdichte als Folge von Renditeorientierung und Personalmangel.
„Die Beteiligung an den Aktionen hat unsere Erwartungen übertroffen. Das zeigt, wie hoch der Druck und wie prekär die Lage in den Krankenhäusern und Pflegeheimen ist. Das war ein guter Tag für alle Pflegebeschäftigten. Wir bleiben da jetzt dran und werden weiter energisch Druck machen, bis die Politik handelt“, sagte Christian Godau, Fachbereichssekretär bei ver.di Kiel-Plön auf der Kundgebung in Kiel.
35.705.105 Überstunden bundesweit
Symbolisch wurden „Überstundenberge“ gezeigt, um den dramatische Personalmangel sichtbar zu machen. ver.di hat in einer bundesweiten Erhebung in Krankenhäusern und Pflegeheimen die Überstunden erfasst. Danach ergeben sich für das Bundesgebiet 35.705.105 Überstunden. Das entspricht circa 17.800 Vollzeitstellen in der Pflege. Bundesweit fehlen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen circa 162.000 Stellen.
"Für Schleswig-Holstein heißt das: Anzahl der Überstunden: 1.063.000 - das entspricht circa 600 Vollzeitstellen in der Pflege.Wichtig ist, die fehlenden Pflegestellen allein aus der Umrechnung der Überstunden würden nur den alltäglichen Arbeitsstress der Überstundenbewältigung lösen, nicht aber den grundsätzlichen und prekären Personalmangel. Rund 4.000 Pflegekräfte fehlen in schleswig-holsteinischen Krankenhäusern und Pflegeheimen. Bundesweit sind es mehr als 160.000. Diese Zahlen sprechen eine glasklare Sprache und lügen nicht. Sie belegen die dramatische Situation in der Gesundheitsbranche. Gute Pflege, das geht alle an, denn die prekäre Situation gefährdet das Patientenwohl“, so Christian Godau weiter.
Ver.di fordert:
• mehr Personal für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen per gesetzlicher Personalbemessung
• keine Ausgliederungen wichtiger Bereiche in Servicegesellschaften
• bessere Bezahlung für Gesundheits-, Sozialberufe und Servicekräfte.
• eine bundesweite gesetzliche Personalbemessung, damit Wirtschaftlichkeit und Renditeerwartung nicht mehr auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden kann.
"Wir bereiten uns aber auch darauf vor, die berechtigten Forderungen der Beschäftigten nach Entlastung und mehr Personal per Tarifvertrag durchzusetzen. Der neue Tarifvertrag an der Berliner Charité zeigt einen Weg, wie es gehen kann,“ so Godau.
(gst)