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Ex-Klima-Kanzlerin:
Auf ganzer Linie versagt

Foto: Ulf Stefan, r-mediabase.eu

Der Klimawandel beschleunigt sich. Kurz vor Redaktionsschluss veröffentlichte die Weltmeteorologie Organisation WMO einen Bericht für die UN-Generalversammlung, wonach in knapp den fünf Jahren 2015 bis 2019 die globale Temperatur 0,2 Grad Celsius über der vorhergehenden Fünf-Jahres-Periode lag. Gegenüber der vorindustriellen Zeit ist die Temperatur bisher um 1,1 Grad Celsius gestiegen. 1,5 Grad Celsius gilt als die Grenze, hinter der vermutlich kein Korallenriff wird überleben können und die Destabilisierung der großen Eismassen auf Grönland und dem Antarktischen Kontinent immer wahrscheinlicher werden. Die Jugend hat den Schuss gehört, die Warnungen, die Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten wie Sauerbier anbieten. Viele Millionen gingen am 20. September 2019 und in der darauffolgenden Aktionswoche auf die Straße. 1,4 Millionen allein in Deutschland. Auch Kiel erlebte eine der größten Demonstrationen in seiner jüngeren Geschichte, obwohl zeitgleich auch in diversen Nachbarstädten die Schüler und mit ihnen viele Erwachsene demonstrierten. An einem Wochentag. Nur die Bundesregierung hat immer noch nichts mitbekommen. Deutschland will das letzte Kohlekraftwerk erst 2038 stilllegen, ist zwar weiter Weltmeister in der Verbrennung besonders klimaschädlicher Braunkohle, importiert zwar weiter Blutkohle aus Kolumbien, aber es tritt der Allianz der Kohleausstiegsländer bei. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) treibt die Heuchelei deutscher Umweltpolitik in neue Höhen.

Zur UN-Generalversammlung, auf der es am 23. September um Klimaschutz ging, reisten sie und ihre Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit leeren Händen an. UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Regierungen aufgefordert, im kommenden Jahrzehnt die Treibhausgasemissionen um 45 Prozent zu reduzieren, doch Deutschland – im historischen Maßstab der viertgrößte Verursacher des Klimawandels – will bis 2030 seine jährlichen um lediglich 35 Prozent gegenüber dem jetzigen Niveau runterfahren. Die Bundesregierung zeigt weder Schülern noch dem UN-Generalsekretär Entgegenkommen. Auch die 35 Prozent sind noch unsicher. Das kleine Klima-Päckchen, um das die Koalition so lange gerungen hatte, bis die SPD wieder einmal umfiel, konnte niemanden beeindrucken. (Bericht in dieser LinX.) Doch die Jugend lässt sich nicht mehr hinhalten. Sie will Taten sehen. Zum Beispiel das Abschalten eines Viertels der deutschen Kohlekraftwerke noch in diesem Jahr. (wop)