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Zementwerk-Erweiterung in Lägerdorf:
BUND fordert Ausgleich
- Neues Zementproduktions-Verfahren verbraucht mehr Energie und Wasser
- Kreide wird aus ehemaligem Moorgebiet gewonnen – BUND fordert neue Moore für Natur und echte CO2-Bindung
Lägerdorf/Kiel. Heute wird mit viel Polit-Prominenz der Spatenstich für eine neue Anlage des Holcim-Zementwerks in Lägerdorf gefeiert. Die Kreisgruppe Steinburg des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte ebenfalls eine Einladung erhalten, jedoch auf eine Teilnahme verzichtet. „Uns ist nicht zum Feiern zumute, denn wir sehen erhebliche Auswirkungen auf die Natur. So lange die Fragen nicht beantwortet wurden, die wir in unserer Stellungnahme formuliert haben, lenkt die Spatenstich-Feier nur von massiven Umweltproblemen ab“, sagt BUND-Experte Lothar Wittorf, Verfasser der Stellungnahme zu dem Bauvorhaben. Er weist darauf hin, dass bisher weder für die aktuelle Anlage, Ofen 12 genannt, noch für die Kreidegrube Moorwiesen/Moorstücken, aus der zukünftig das Rohmaterial für die Zementproduktion gewonnen werden soll, Baurecht besteht. Beide Verfahren befinden sich noch in der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit.
Die neue Anlage soll nach Aussagen des Unternehmens 95 Prozent des bisherigen CO2-Ausstoßes einsparen und Stickstoffemissionen verringern. Bisherige Technologien schaffen in der Regel um 40, selten 70 Prozent.
Dazu sagt Rainer Guschel, Sprecher des BUND Steinburg: „Diesem vorhergesagten Wirkungsgrad, der erst noch bewiesen werden muss, stehen eine Reihe von erheblichen realen Umweltproblemen gegenüber: ein dreieinhalbfacher Energieverbrauch und ein fünfzehnfach erhöhter Kühlwasserbedarf. Zukünftig müssen auch jährlich zusätzlich 600.000 Kubikmeter sogenanntes Filtratwasser in die bisherige Kreidegrube abgeleitet werden, mit ungewissen Auswirkungen auf den aquatischen Lebensraum.“
Der geplante Kreideabbau in dem Lägerdorfer Gemeindegebiet Moorwiesen/Moorstücken soll über einen Zeitraum von mindestens 100 Jahren erfolgen und vernichtet großflächig Wald und Wiesen auf ehemaligen Moorböden. Der BUND Schleswig-Holstein (BUND SH) fordert deshalb klimawirksame Ausgleichs- und Begleitmaßnahmen. Zum Beispiel sollten der verlegte Breitenburger Kanal und die Randbereiche der Kreidegrube naturnah erhalten werden. An anderer Stelle müssen neue Moorflächen geschaffen werden.
„Nur naturnahe Moore speichern langfristig CO2. Bei dem Projekt des Zementwerks halten wir das Wort klimaneutral dagegen für einen Etikettenschwindel“, sagt Ole Eggers, Geschäftsführer des BUND SH. „Nach derzeitigem Planungsstand soll das CO2 extrem teuer sowie energie- und rohstoffintensiv zu Treibstoff für Flugzeuge weiterverarbeitet werden, was bedeuten würde, dass es zeitverzögert in die Umwelt gelangt. Für den Bau der Pipeline für den Transport zu den Industriebetrieben in Hemmingstedt und Brunsbüttel würden weitere Naturflächen zerstört. Und falls die Nachfrage nach CO2 aus der Industrie ausbleibt, wird durch die Hintertür die Möglichkeit geschaffen, es in der Nordsee zu verpressen. Diese CCS-Technologie lehnen wir entschieden ab!“
Eggers sagt abschließend: „Die Steuergelder sollten lieber in biologische Klimaschutzmaßnahmen wie Moorrekultivierung, Waldaufbau oder Grünlandvernässung investiert werden. Damit wäre echter Klimaschutz erreichbar.“
Quelle und Kontakt für weitere Informationen
Ole Eggers
BUND Landesgeschäftsführer
Tel. 0178 635 07 19
Mail: ole.eggers@bund-sh.de