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Arabisch lernen

01.03.2011 Die arabische Welt ist im Aufruhr. Ein Diktator nach dem anderen wird gestürzt. Die Bundesregierung und ihre westlichen Bündnispartner reagieren wie gewohnt. Während sie des Sonntags gerne Demokratie und Freiheit beschwören,

für die sie in Afghanistan immer wieder mal Ansammlungen von Zivilisten, Familienfeiern und ähnliches bombardieren, können sie ihren Schock kaum verbergen, dass ihre folternden Partner in Tunesien, Ägypten, Libyen, Jemen und einigen anderen Ländern mit massiven Forderungen nach freien Wahlen konfrontiert werden. Die dortigen Unterdrückungsapparate sind meist von hiesigen oder US-amerikanischen Firmen ausgerüstet worden, und auf einem Pariser Flughafen soll noch eine größere Lieferung für die tunesische Polizei bereitgelegen haben, als die Tunesier den langjährigen Diktator Ben Ali verjagten und seine Schergen in die Schranken verwiesen. Die Bundesregierung hat unterdessen kein Problem damit, dass in Ägypten nun vorerst mit Osman Suleiman ein ausgewiesener Menschenschinder das Sagen hat, und bauscht derweil lieber ein paar Tausend tunesischer Flüchtlinge zur kontinentalen Katastrophe auf. Der übliche barbarische Zynismus eben. Von Berlin über Paris bis nach Washington ist den Herrschenden offensichtlich mulmig zu Mute.
Für uns hingegen besteht viel Anlass zur Freude und zum Hoffen. Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet die Menschen in den arabischen Ländern eine neue Welle sozialer Unruhe anstoßen würden. Noch ist das Phänomen im wesentlichen auf die arabischen Raum begrenzt, und auch dort kann man noch lange nicht sagen, dass die Rebellionen bereits wirklich unumstößliche Erfolge erzielt haben. Erfreuliche Etappensiege auf jeden Fall, aber die eingeforderten demokratischen und sozialen Rechte sind noch keines Falls abgesichert.

Dennoch wurden Funken gezündet, aus denen schon bald ein Steppenbrand werden könnte. Genug trockenes Material liegt überall herum. Während die Weltwirtschaft stärker denn je wächst, nimmt in vielen Ländern die Armut und vor allem der Hunger zu. Weltweit steigen die Lebensmittelpreise und für die ärmeren Bevölkerungsschichten wird es in den nächsten Monaten hier wie anderswo sehr eng werden. Schon jetzt hat  eine Milliarde Menschen nicht genug zu essen. Die arabischen Revolutionen zeigen, dass das kein unabänderliches Schicksal ist.

(wop)

   

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