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Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen

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Anfang November jährte sich das Auffliegen der Morde des rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) zum vierten Mal. Aus diesem Anlass wurde in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schleswig-Holstein in Kiel die Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ gezeigt. Auf der Abschlussveranstaltung wurde in einem Podiumsgespräch kritisch beleuchtet, was seit 2011 an Aufarbeitung geschehen ist – in den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen und im Münchener Strafverfahren gegen mutmaßliche Unterstützer*innen des Terrornetzwerkes. Daran nahmen teil Birgit Mair, Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung Nürnberg, die die Ausstellung konzipiert hat, Björn Elberling, der als Nebenklageanwalt am Münchener NSU-Prozess beteiligt ist und Ibrahim Arslan, Opfer und Überlebender der rassistischen Brandanschläge in Mölln 1992.

In den Jahren 2000 bis 2007 wurden in Deutschland zehn Menschen durch Nazis des NSU ermordet. Erst Anfang November 2011 erfuhren die Angehörigen, wer für die Morde verantwortlich waren. Anstatt Nazis zu suchen, hatte die Polizei mit ihren Ermittlungseinheiten „Halbmond“ und „Bosporus“ bis zu dem Zeitpunkt allein das migrantische Umfeld der Mordopfer verdächtigt (Stichwort „Dönermorde“).

Mehrere parlamentarische Untersuchungsausschüsse versuchten herauszufinden, wie es geschehen konnte, dass die Terrorserie so lange unaufgeklärt blieb. Im Mai 2013 begann in München der Prozess gegen Zschäpe und weitere mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer des NSU.

Die Ausstellung stellt im ersten Teil die Mordopfer in den Mittelpunkt und gibt ihnen in Wort und Bild ihre Identität zurück. Zu Wort kommen auch deren Angehörige, die nicht nur den Verlust ihrer Ehemänner, Väter, Söhne oder Brüder zu beklagen haben, sondern sich mit jahrelangen Beschuldigungen über angebliche kriminelle Verstrickungen ihrer Angehörigen konfrontiert sahen. Der zweite Teil der Ausstellung beleuchtet die Neonaziszene der 90er Jahre und deren Verbindungen und Hilfeleistungen an die NSU sowie die politischen Hintergründe der Verstrickungen der Verfassungsschutzorgane und die polizeilichen „Ermittlungspannen“.

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Der Kieler Anwalt Björn Elberling, der seit zweieinhalb Jahren als Nebenkläger den Münchener Prozess begleitet, erwartet im Fortgang des Prozess keine große Aufklärung. „Er ist frustrierend und führt weit weg von den Opfern der NSU. Die Bundesstaatsanwaltschaft tut alles, um an ihrer NSU-Trio-These festzuhalten und hat offensichtlich keinerlei Interesse, den wahren Umfang des Nazi-Terror-Netzwerkes aufzudecken.“ Mehr Aufklärung erwartet er von dem neuen Bundestags-Untersuchungsausschuss zum Netzwerk des NSU, wo weitere Hintergründe über die Rolle des Verfassungsschutzes zu erwarten sind.

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Ibrahim Arslan, Überlebender der rassistischen Brandanschläge in Mölln, sagte auf der Veranstaltung: „Als ich das von der NSU gehört habe, kam die ganze Erinnerung wieder hoch. Als ob ich wieder in dem brennenden Haus wäre.“ Über die Anwälte habe er Kontakt zu den Opfern und Überlebenden aufgenommen. „Ich wollte meine Solidarität zeigen. Denn ich weiß, was die da durchmachen. Falsche Ermittlungen, falsche Verdächtigungen haben uns alle krank gemacht.“ Er engagiert sich für Opfer, organisiert Gedenkfeiern und half u.a. in Köln, als 2004 eine NSU-Nagelbombe in dem Friseursalon der Brüder Yildirim in der Keupstraße explodierte. Zusammen mit einer Keupstraßen-Initiative dreht er einen Dokumentarfilm für Schulen zu dem Bombenattentat. 

Text: gst / Fotos: r-mediabase/ulfstephan