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1.250 Beschäftigte haben seit zwei Jahren keine Lohnerhöhung

Kieler Bäckereien droht eine Abwanderung von Fachkräften

Sie stehen mitten in der Nacht auf, leiden unter Mehlstaub und Stress an der Verkaufstheke: Die rund 1.250 Beschäftigten in den Kieler Bäckereien machen einen Knochenjob – für den sie jedoch seit mehr als zwei Jahren keine Lohnerhöhung gesehen haben. Das kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und warnt: Sollte sich die Bezahlung von Bäckern und Verkaufspersonal nicht rasch deutlich verbessern, droht ein Fachkräfte-Schwund. „Schon jetzt haben viele Bäckereien in der Stadt damit zu kämpfen, dass bewährte Mitarbeiter in andere Branchen abwandern“, sagt Gewerkschaftssekretärin Christa Theinert.

Die NGG fordert deshalb jetzt ein Lohn-Plus von 5,5 Prozent für die 17.600 Beschäftigten des Bäckerhandwerks in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ihre Verdienste waren zum letzten Mal im Herbst 2016 gestiegen. Seit Anfang diesen Jahres verhandelt die NGG mit der Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord über einen neuen Tarifvertrag. „Die Branche schreibt solide Zahlen. Trotzdem haben die Arbeitgeber bisher nur ein Plus zwischen 1,8 und 2,7 Prozent für Bäckergesellen und Fachverkäuferinnen angeboten“, so Theinert. Dabei solle die Erhöhung erst ab Herbst gelten – obwohl sie bereits im März fällig gewesen wäre.

Damit liege das Lohnangebot gerade einmal auf dem Level der Inflationsrate – denn für mehr als ein halbes Jahr gäbe es gar kein Plus, kritisiert die Gewerkschafterin. De facto hätten die Beschäftigten also nicht mehr Geld im Portemonnaie. Noch schlechter sehe es für die ungelernten Kräfte in der Backstube aus. Geht es nach dem Arbeitgeberverband, soll ihr Lohn-Plus lediglich zwischen 1,2 und 1,6 Prozent liegen, berichtet Theinert. „Einerseits klagen die Bäckermeister darüber, dass sie kaum noch Fachkräfte finden. Andererseits sind sie nicht bereit, ihren Beschäftigten einen fairen Anteil an der Umsatzentwicklung abzugeben. Das passt nicht zusammen.“

Die harten Arbeitsbedingungen in Bäckereien führten schon heute dazu, dass sich immer weniger Schulabgänger für die Branche entschieden, so die NGG. „Wenn dann auch noch die Bezahlung nicht stimmt, guckt sich der mögliche Nachwuchs lieber woanders um“, betont Christa Theinert. Das Bäckerhandwerk konkurriere längst nicht mehr nur mit der Industrie, sondern auch mit teils besser bezahlten Jobs im Einzelhandel.

Mit einem Protesttag am 24. Oktober will die NGG nun den Druck auf den Arbeitgeberverband erhöhen. Dabei sollen in den Bäckereien auch Kunden über die Situation in der Branche informiert werden. Die Tarifverhandlungen gehen am 30. Oktober in die nächste Runde.

Finn Petersen
Geschäftsführer
der NGG-Region Schleswig-Holstein Nord

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