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Aktuelles aus Kiel:
Flughafen Holtenau braucht neue Gutachten
01. November 2015 Eine „finale“ Entscheidung über die Zukunft des Verkehrslandeplatzes Kiel-Holtenau will die Landeshauptstadt Kiel jetzt treffen. Dazu soll ein regionalwirtschaftliches Gutachten erstellt werden. Zuletzt wurde 2001 eine sogenannte Potenzialanalyse erstellt in der für 2006 die Fluggastzahlen von 250.000 Passagieren vorausgesagt wurden, weswegen ein Flughafenausbau mit Startbahnverlängerung erfolgen sollte, was starke Proteste aus dem Kieler Umland zur Folge hatte. Die Startbahnverlängerung wurde durch eine Bürgervereinigung verhindert. Die tatsächliche Entwicklung war dann auch so, dass immer mehr Fluglinien eingestellt wurden und die letzte Linie der Cimber-Air nach München wurde 2006 eingestellt.
Auch mit städtischer Anschubfinanzierung konnte in Holtenau kein neuer Linien-Flugverkehr gestartet werden. Seitdem nun auch das MFG5 mit ihren Hubschraubern nach Nordhorn abgezogen wurde, finden außer den Zielflugeinsätzen für die Bundeswehr in Todendorf nur noch Starts und Landungen von privaten Sportflugzeugen statt. Auch die vom Ausbaubefürworter Industrie- und Handelskammer ideologisch stark unterstützten Unternehmer nutzen die Landebahn in Holtenau äußerst selten. Unternehmer verlassen sich mehr auf digitale Verbindungen.
Wir dürfen also gespannt sein, welche Potenziale dem Verkehrslandeplatz diesmal (so kurz vor der Olympiade) zugesprochen werden. „Die regionalwirtschaftliche Analyse soll die temporär wie permanenten Wertschöpfungen qualitativ und quantitativ beschreiben.“ heißt es großtuerisch in den Vorgaben für die Gutachter. „Zu prüfen ist auch der qualitative Faktor Erreichbarkeit der Landeshauptstadt Kiel und der Kiel-Region auf dem Luftweg. Hierbei sollten die Anforderungen der regionalen Wirtschaft, die die Landeshauptstadt auf dem Luftweg erreichen wollen, berücksichtigt werden.“ Das erinnert schon sehr an die Vorgaben aus dem Jahre 2001. Es stehen jetzt zwei Nutzungszenarien zur Prüfung an:
Entweder A „Fortführung des Flughafenbetriebs einschließlich der Ansiedlung von Flughafen affinem Gewerbe.“ oder B „Einstellung des Flughafenbetriebs und Entwicklung eines gemischt genutzten Stadtteils.“
Nachdem die Landesregierung ihre Flughafenanteile an die Stadt Kiel abgegeben hatte, steht diese allein mit den Kosten da, die immerhin schon von über 1,2 Mio. jährlich auf nun ca. 600.000 Euro abgeschmolzen wurden. Außerdem wurde die Flughafengesellschaft dem Seehafen Kiel-Betrieb zugeordnet, die jetzt das Minus vom Flughafen übernehmen.
Die Kieler Ratsparteien hatten eigentlich eine sogn. Ampellösung beschlossen. Danach sollte ein Jahr abgewartet werden, ob sich der Flughafen positiv entwickelt. Wenn gut, dann Grün, dann geht es weiter mit dem Flughafen. Tatsächlich ist von positiver Entwicklung nach dem Abzug vom MFG5 keine Rede. Außer dass immer wieder gezinkte Start- und Landezahlen rausgeben werden, passiert nichts mehr (die gestiegenen Zahlen kommen vermutlich durch vermehrte Fallschirmspringerabwürfe zustande, anders sind sie nicht zu erklären). Eigentlich war die Ampel auf Rot und man hätte den Vorschlag der GRÜNEN und der LINKEN den Flughafen abzuwickeln, umsetzen müssen. Aber die Politik hält sich nicht an Abmachungen, also ist die Ampel immer noch Gelb (wie die FDP) und daher muss jetzt wieder viel Geld für Gutachten ausgegeben werden, um die Tatsachen zu verbiegen.
(uws)