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Kiel: Aktuelles rund um das Thema „Flüchtlinge“ 

Neue Erstaufnahmeeinrichtung in Düsternbrook

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Fotos: Pewe Kieler Arbeiterfotografen

01. Januar 2016 Neben der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Nordmark-Sportfeld wird es ab Ende Dezember / Anfang Januar eine weitere Erstaufnahme-Landesunterkunft in Kiel geben, und zwar im Gebäude des ehemaligen Wehrbereichskommandos Küste am Niemannsweg 220. Zur „Einstimmung“ hatte die SPD-Ratsfrau Ingrid Lietzow zu einem Vernetzungstreffen in die Hebbelschule (Feldstraße) Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbände, Sportvereine und interessierte BürgerInnen eingeladen.

Das Interesse hielt sich dann aber in einem sehr überschaubarem Rahmen. Waren zum Vernetzungstreffen im Zusammenhang mit der Einrichtung der Erstaufnahmeeinrichtung am Norder noch über 1.000 BürgerInnen erschienen, so verloren sich am 11. Dezember ganze 35 Interessierte in der Aula der Hebbelschule.

Der Kieler Sozialdezernent Gerwin Stöcken informierte darüber, dass in der Landesunterkunft am Niemannsweg Platz für 850 Flüchtlinge geschaffen werde, die dann nach zwei bis sechs Monaten auf die Kommunen Schleswig-Holsteins verteilt würden. Logistisch und sozial betreut wird die Einrichtung von den „Johannitern“ Schleswig-Holstein. Im Vorfeld des Vernetzungstreffens hatte sich bereits um Heiligengeistgemeinde in Düsternbrook ein Organisationsteam gebildet, das eine Willkommensaktion- und kultur direkt vor Ort auf die Beine stellen will wenn die Unterkunft dann ihren Betrieb aufgenommen hat.

Kieler Zahlen

Nach seinen Angaben von Stöcken stehe die Stadt Kiel in diesem Jahr vor der Aufgabe ca. 4.500 Flüchtlinge als Neubürger in die Stadt zu integrieren.

Daneben seien bisher 600 Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung am Norder plus bis zu 850 am Niemannsweg; dazu kämen etwa 20.000 „Transitflüchtlinge“, die im Jahr 2015 tage-/nächteweise unterzubringen gewesen seien.

Ratsversammlung für Integration und Teilhabe – aber: „uns fehlen die Instrumente“

Integration und Teilhabe für „alle Kieler und Kielerinnen ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer Biographie und ihres Aufenthaltsstatus“ klappen am besten über Arbeit. So sollte „nach dem Willkommen das Ankommen erfolgen“, umschrieb SPD-Ratsfrau Lisa Yilmaz den Vorstoß, die Zugänge zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Um das zu erreichen, beauftragten die Ratsmitglieder die Verwaltung gemeinsam mit allen Akteuren rund um den Arbeitsmarkt ein Konzept zu entwickeln, um Hürden abzubauen. Über die Stoßrichtung freute sich Sozialdezernent Gerwin Stöcken (SPD). Allein bei der Umsetzung seien der Stadt die Hände gebunden: „Uns fehlen die Instrumente.“ 17.000 Arbeitslose in Kiel lebten bereits jetzt von Sozialleistungen – eine Zahl, die mit den schnelleren Asylverfahren ansteigen werde, machte der Stadtrat deutlich. Er versprach, das „Machbare zu prüfen“ und den Kommunalpolitikern bis Februar eine Mitteilung zukommen zu lassen.

Angesichts der „Flüchtlingskrise“ hatte die Stadt die Verabschiedung des Haushalts vom Dezember in den Februar 2016 verschoben.

Bomben-1643 pewe

Gulaly S.; 32 wartet mit ihrem Mann und 3 Kindern auf den Bus nach Schweden. Sie kommen aus Kundusz in Afghanistan. Auf die Frage nach den Fluchtgründen sagt sie „bombs“, zeigt mir ihren verbrannten Arm und deutet auf ihren Oberkörper.

DGB: Allianz für Aus- und Weiterbildung

Der DGB hat für Kiel die „Allianz für Aus- und Weiterbildung: Perspektiven für Schutzsuchende“ initiiert und mit insgesamt elf Partnerorganisationen am 18. November 2015 im Kieler Gewerkschaftshaus gegründet. Die elf Partner sind: Die Landeshauptstadt Kiel, die Agentur für Arbeit Kiel, das Jobcenter Kiel, die Industrie- und Handelskammer Kiel, der Unternehmensverband Kiel, die Kieler Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die Fachhochschule Kiel, die Regionalen Bildungszentren Soziale, Technik und Wirtschaft aus Kiel sowie der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein.

Frank Hornschu, Vorsitzender der DGB Kiel Region, dazu: „Ziel ist es, den ankommenden Kindern und Jugendlichen den bestmöglichen Start für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn zu geben, weil Bildung die Voraussetzung für die gelungene gesellschaftliche Integration/Inklusion ist. Ziel ist es, Schutzsuchenden die keinen Schul- und Berufsabschluss haben, schnellstmöglich den nachträglichen Erwerb zu ermöglichen.Wir werden sicherstellen, dass Schutzsuchende unter gleichen Bedingungen, wie unsere inländischen ArbeitnehmerInnen einer Beschäftigung nachgehen können. Die Verfügbarkeit neuer Arbeitskräfte darf nicht zu einem Ausspielen von Langzeiterwerbssuchenden und Schutzsuchenden führen. Deshalb streben wir als Ziel vor allem die Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und betriebliche Ausbildung an.“ (PM 27.11.2015)

ver.di Nord: Mehr Personal für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen

ver.di Nord fordert einen sofortigen, deutlichen und nachhaltigen Ausbau beim Personal aller Behörden und Institutionen, die mit der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen betraut sind.

„Aussitzen war gestern! Wir brauchen sehr schnell tragfähige und umsetzbare Konzepte im Norden, bevor die Strukturen kollabieren, denn in den vergangenen Jahren ist durch eine unverantwortliche Sparpolitik der öffentliche Dienst nahezu kaputt gespart worden. Durch massive Strukturveränderungen, Arbeitsverdichtung und Personalabbau ist der öffentliche Dienst derart geschwächt worden, dass nicht nur durch die aktuelle Krise die volle Handlungsfähigkeit in vielen Dienststellen nicht mehr gegeben ist“, so Karin Hesse, ver.di-Landesbezirksleiterin im ver.di Landesbezirk Nord.

Die Folgen der massiven Kürzungen führen nun dazu, dass viele Beschäftigte u. a. in den Erstaufnahmestellen seit Monaten an der Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiten. ver.di Nord fordert daher unter anderem unbefristete Einstellungen, mehr Ausbildung und die Übernahme der Ausgebildeten, um die seit langem bestehenden Engpässe in den besonders belasteten Behörden und Institutionen zu beseitigen.

Die Integration von z. T. traumatisierten Kriegsflüchtlingen ist eine besondere gesellschaftliche Herausforderung, aber auch eine schwierig zu lösende Aufgabe für Jobcenter/Arbeitsagenturen, Kitas und Schulen. Bei der notwendigen gesellschaftlichen Integration dürfen alte Fehler nicht wiederholt werden. So muss in erster Linie der Spracherwerb eine herausragende Priorität erhalten. Dazu sind sofort Fachleute erforderlich und einzustellen. Mit dem Spracherwerb geht es aber auch um die Vermittlung von gesellschaftlichen Wertvorstellungen.

Nur wer die deutsche Sprache spricht und weiß, wie Deutschland funktioniert, kann sich integrieren und gesellschaftlich teilhaben. Es werden kurzfristig intelligente Konzepte benötigt, wo und mit wem entsprechende Angebote erstellt werden können.

„ver.di ist gerne bereit, sich konzeptionell zu beteiligen und Beschäftigtenvertretungen und weitere Fachleute an einen Tisch zu bringen, um das erforderliche Knowhow zu bündeln“, so Hesse weiter.

         (PM 6.11.15) (gst)