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„Freiwild“-Auftritt:

Pegida in der Sparkassen-Arena

01. April 2016 Am 9.4. wird ein Konzert der nationalistischen und rechtsoffenen Band "Freiwild" in der Sparkassenarena stattfinden. Wie in anderen Städten zuvor sollten wir dies auch in Kiel nicht unkommentiert hinnehmen. Die LINKE Kiel hat dazu einen offenen Brief verfasst:

An:

Den Verwaltungsrat der Sparkasse

Die Ratsversammlung der Stadt Kiel

Betreibergesellschaft der Sparkassenarena

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir fordern Sie hiermit auf, das am 09. April in der Sparkassenarena geplante Konzert der Band Frei.Wild abzusagen, da die Band Frei.Wild immer wieder durch ihre rechts offenen Liedtexte und Aussagen auffällt.

Regelmäßiger Distanzierung von Neonazis zum Trotz steht die in Songtexten verpackte Forderung nach einer „starken Heimat“. Die Verharmlosung von rechts-sympathisierenden Texten als heimatverbunden, konservativ-katholisch geprägt und traditionsbewusst ist nicht zu tolerieren.

Wenn es zum Beispiel in dem Lied "Wahre Werte" heißt: "Wann hört ihr auf, eure Heimat zu hassen - Wenn ihr euch Ihrer schämt, dann könnt ihr sie doch verlassen", erinnert dies sehr stark an die bekannte Neonazi-Parole: "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen".

Gerade in einer Zeit, in der Bewegungen wie "Pegida" das politische Klima vergiften, und es zu einer enormen Anzahl an Straftaten gegen Geflüchtete und deren Unterkünfte kommt1, muss verhindert werden, dass Bands wie Frei.Wild ihre völkisch nationalistische Ideologie ungestört verbreiten können und so die Stimmung gegen Flüchtlinge weiter anfachen.

In dem Lied „Wir reiten in den Untergang“ stellen sich Frei.Wild als Opfer einer Hetzkampagne dar und vergleichen sich im selben Atemzug mit den verfolgten Jüd_innen zur Zeit des Faschismus. Damit wird der Holocaust bagatellisiert und eine nicht hinnehmbare Gleichsetzung der heutigen Gesellschaft mit dem Hitlerfaschismus vorgenommen.2 Auch dieses ist typisch für die so genannte „Neue Rechte“.

Auch verkauft Frei.Wild in ihrem Shop ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich scheiß auf Gutmenschen und Moralapostel". Das ist exakt derselbe Sprachgebrauch wie von PEGIDA & Co.

Es ist unerheblich, in wie weit Frei.Wild selbst offen rechte Positionen vertreten. Vielmehr ist es entscheidend, dass sie mit ihren Texten und ihrem Auftreten zu einem gesellschaftlichen Klima beitragen, in welchem Gruppierungen wie "Pegida" und AfD mit ihrer rassistischen Hetzte vermehrt Gehör finden.

Wir fordern die Betreiber der Sparkassenarena dazu auf, dieser rechten Ideologie keinen Raum zu bieten und das Konzert von Frei.Wild am 9.4.2016 in der Sparkassenarena abzusagen. Die Sparkasse und die Mitglieder der Ratsversammlung fordern wir auf, die Betreiber der Sparkassenarena entsprechend einzuwirken.

Sollte das Konzert trotz allem stattfinden, muss das Sponsoring der Halle durch die Sparkasse als öffentlicher Institution wegfallen und es dürfen keine Veranstaltungen der öffentlichen Hand mehr in der Sparkassenarena durchgeführt werden.

Mit freundlichen Grüßen,

1 Deutschlandweit wurden im Jahr 2015 vom BKA 1005 Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte gezählt, 5mal so viele, wie im Jahr zuvor.

2 „Keine Gnade und im Zweifel nichts für dich. Heute gibt’s den Stempel, keinen Stern mehr. Und schon wieder lernten sie es nicht. Und sagst du mal nicht Ja und Amen oder schämst dich nicht für dich, stehst du am Pranger der Gesellschaft und man spuckt dir ins Gesicht. . . . So so so – so fing alles an, und wir reiten wieder in den Untergang.“

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) warf den LINKEN vor, ihr Vorstoß käme einem Aufruf zur staatlichen Zensur gleich. CDU, SPD und Grüne zogen sich darauf zurück, dass es bisher keine Verurteilung gegen die Band aus Brixen wegen Volksverhetzung gebe und dass Songs nicht auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gelandet seien. Kiels CDU-Fraktionschef Stefan Kruber sprach davon, über Geschmack lasse sich streiten, und wer sich an der Band störe, brauche ja quasi als Abstimmung mit den Füßen das Konzert nicht zu besuchen.

Mit dem Antrag »Kein Platz für völkisches und nationalistisches Gedankengut in der Landeshauptstadt« blieb die LINKE allein, verabschiedet wurde hingegen ein Alternativantrag von SPD, CDU, Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband, in dem allgemein formuliert - ohne »Frei Wild« direkt zu benennen - darauf hingewiesen wird, dass man im Rahmen der grundgesetzlich garantierten Freiheit der Kunst gesellschaftliche Diskussionen aushalten müsse.