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Die Zeit wird knapp

01. Juni 2016 Der Klimawandel ist ein Thema, das die Menschen schnell ermüdet. Immer wieder ist er mal in den Schlagzeilen, und irgendwie scheint dies auf lange Sicht bei vielen das Gefühl zu hinterlassen: Kann nicht so schlimm sein, die Welt ist ja noch nicht untergegangen. Doch es ist eine trügerische Sicherheit, in die mancher sich da wiegt. Zum einen, weil der Klimawandel voran schreitet, zum anderen, weil es ohnehin weder um den Weltuntergang noch um die große Katastrophe geht, die sich mit einem lauten Knall ankündigt, so in der Art eines gigantischen Fukushimas. Vielmehr geht es um schleichende Prozesse: um die Zunahme großer Dürren in Nahost oder in den Getreideanbaugebieten der USA, um Trinkwasserknappheit und Hunger, um von Unwetter zerstörte Ernten, um zunehmende Gewalt der Hurrikane und Taifune und um einen steigenden Meeresspiegel.

 

Auch dieser wird nicht in einer großen Flutwelle über uns hereinbrechen und sagen: „Hier bin ich“. Er wird in der Größenordnung von ein oder zwei Zentimetern pro Jahr kommen. In einigen Jahren auch mal etwas mehr. Aber er wird kommen, wenn in den nächsten Jahrzehnten die Treibhausgasemissionen nicht drastisch zurückgefahren werden. Und er wird zur Konsequenz haben, dass im nächsten oder übernächsten Jahrhundert viele hundert Millionen Menschen umgesiedelt werden müssen. Sollten wir auch dann noch in ähnlich barbarischen Verhältnissen wie heutigen Tags leben, Verhältnisse in denen Profit, Egoismus und Rassismus regieren, dann dürfte das zu dramatischen globalen Verwerfungen führen.

Warum ich davon gerade jetzt schreibe? Weil sich derzeit die Entwicklung zu beschleunigen scheint. In den letzten zwölf Monaten hat die globale Temperatur einen regelrechten Sprung gemacht. Bur noch wenige Zehntel Grad trennen uns von jener 1,5-Grad-Grenze, von der ein Teil der Klimawissenschaftler meint, wir sollten sie lieber nicht überschreiten, wenn wir die großen Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis nicht dauerhaft destabilisieren wollen. Hinzu kommt, dass auch der Anstieg des Treibhausgasgehalts in der Atmosphäre sich beschleunigt hat und dass sich schließlich die Arktis schneller als je zuvor erwärmt. Alles in allem keine guten Aussichten, zumal die Bundesregierung die Energiewende ausbremsen will und auch sonst herzlich wenig für den Klimaschutz unternimmt.                 

  (wop)

   

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