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Ausstellung im Warleberger Hof:

Weit entfernt von antifaschistischer Erinnerungskultur

Sammeln

Foto:gst

01. Juni 2017 Bis Anfang Juni konnte man im Kieler Stadtmuseum in einer Ausstellung NS-Devotionalien unter dem Motto „Sammeln und Erinnern“ begutachten. In dem Ankündigungstext des Museums hieß es dazu: 

„An die Zeit des Nationalsozialismus kann immer seltener durch Zeitzeugen erinnert werden. Geschichtseinrichtungen werden dadurch vor neue Herausforderungen gestellt. In Kiel besteht seit den frühen 1980er Jahren eine lebhafte Diskussion um den städtischen Umgang mit der NS-Vergangenheit und um Konzepte der Erinnerungskultur. Seit dieser Zeit sammelt auch das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum Objekte zur Geschichte des Nationalsozialismus, die verschiedene Aspekte der Politik, der Ideologie und des Alltags innerhalb des Regimes verdeutlichen.

 

Die Ausstellung möchte davon rund 150 Exponate unterschiedlicher Gattungen mit regionalem und überregionalem Bezug vorstellen und diskutieren, welchen Beitrag die Sammlung zur städtischen NS-Erinnerungskultur leisten kann.“

Ausgestellt wurden die unterschiedlichsten Objekte wie Kleidung, Möbel, Bücher, persönliche Dokumente, Schiffsmodelle oder offizielle Propagandaplakate. Damit sollte aufgezeigt werden,   wie die allgegenwärtige NS-Ideologie alle Lebensbereiche der Menschen bestimmte. „Das Projekt soll als Bestandsaufnahme, aber auch als Impuls zu einer weiteren sachzeugnisbasierten Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in und außerhalb von Kiel verstanden werden,“ so die Macher dieser Ausstellung.

Gut gemeint –  in der Zielsetzung aber wohl verfehlt. Zu diesem Schluss muss der Betrachter bei einem Besuch der Ausstellung kommen. So wurde zwar auf den zur Schau gestellten Objekten begleitenden Schrifttafeln der Versuch unternommen, diese ideologisch zu de-chiffrieren und die Nazi-Ideologie zum Vorschein zu bringen – allein: Gegen die „große Bildfülle“ verliert die „kleine Schrift“. Ich als Besucher konnte das am Beispiel anderer Besucher (vornehmlich älterer Mitbürger*innen und ihrer Enkel*innen) beobachten, die die Erläuterungen nicht zur Kenntnis nahmen sondern sich schlicht ins „Früher“ zurückversetzt fühlten. Und vollständig außen vor bei dem Sammeln blieben die antifaschistischen Objekte, die es während der NS-Zeit ja auch gab (Flugblätter, getarnte Bücher, Parolen an Hauswänden etc.).

Auch im Zusammenhang mit der von Kieler Antimilitaristen jetzt geführten Diskussion um ein  „Deserteursdenkmal“ in der Stadt, scheint es notwendig zu fordern, dass die Landeshautstadt endlich einen zentraler antifaschistischer Erinnerungsort schaffen muss, in der dies Zeit es Faschismus umfassend historisch verortet und Erkenntnisse für Gegenwart und Zukunft vermittelt werden.

Das beinhaltet u.a.

•    Darstellung des Weges in den Faschismus
•    Benennung von Förderern und Nutznießern
•    Formen der faschistischen Herrschaft und ihre Täter
•    die Opfer der faschistischen  Herrschaft
•    der antifaschistische Widerstand in all seiner Vielfalt
•    Befreiung und Fortdauer faschistischer Netzwerke in Schleswig-Holstein
•    CDU-geführte Landesregierungen als „braune Biotope“
•    Die Auseinandersetzung  mit dem Faschismus seit den 60er Jahren
•    Die Gedenkkultur in der Gegenwart (Gedenkstätten, Deserteursdenkmal).

Der Einzug der rassistischen und demokratiefeindlichen AfD auch in den schleswig-holsteinischen Landtag sollte mahnen: „Das Vergangene ist nicht tot – es ist nicht einmal vergangen“, wie William Faulkner einst meinte.


(Günther Stamer)

   

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