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Aberwitzige Kohlepolitik
01. Oktober 2018 Ein Dürre-Sommer liegt hinter uns. In Schleswig-Holstein fiel er eher glimpflich aus, anders als in Skandinavien oder Mitteleuropa. Im südlichen Brandenburg und Teilen Sachsen-Anhalts galt noch Mitte September die höchste Waldbrandstufe. Schweden erlebte eine nie zuvor da gewesene Serie von Waldbränden, und auch südlich von Berlin brannte der Wald in einem Ausmaß, wie man es dort sehr lange nicht gesehen hatte. Noch in 50 Kilometern Entfernung beunruhigte der Rauch die Menschen und ließ die Telefone der Hauptstadtfeuerwehr heiß laufen. Hinzu kommen bundesweit Ernteschäden in dreistelliger Millionenhöhe.
Das sind die Folgen der überdurchschnittlichen Erwärmung der Arktis, des Klimawandels also. Der abnehmende Temperaturkontrast zwischen Nordatlantik und Polarregion führt dazu, dass die Wetterlagen stabiler werden, dass sich sommerliche Hochdruckgebiete wie dieses Jahr über viele Wochen halten und kaum verlagern.
Die Frage ist, wann wird endlich etwas getan, um den weiteren Anstieg der globalen Mitteltemperatur aufzuhalten. Rund ein Grad Celsius liegt sie bereits über dem vorindustriellen Niveau und höchst wahrscheinlich dürfen es nicht mehr als 1,5 Grad Celsius über dieser Marke werden, sollen die großen Eismassen auf Grönland und in der Antarktis nicht destabilisiert werden. Letzteres würde einen Meeresspiegelanstieg um mehrere Dutzend Meter bedeuten.
Soll das verhindert werden, dürfte Deutschland nur noch fünf bis zehn Mal so viele Treibhausgase in die Luft blasen wie 2016. Das heißt, die Treibhausgasemissionen müssten rasch reduziert und dann innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahrzehnte auf Null abgesenkt werden. Angesichts dieser Zusammenhänge ist die Vorstellung der Bundesregierung, erst 2038 das letzte Kohlekraftwerk abzuschalten, absurd; Braunkohletagebaue noch weiter auszudehnen und dafür die Demokratie und einen wertvollen Wald, den Hambacher Forst, zu opfern, ist aberwitzig. Kohleausstieg, Ausbau der erneuerbaren Energieträger und Verkehrswende werden die großen umweltpolitischen Schicksalsfragen sein, die in den kommenden Jahren und nicht erst in den nächsten Jahrzehnten erstritten werden müssen.
(wop)