Kommentar:
Die Zukunft zurückerobern
Mit äußerst dürftigen Ergebnissen ist Mitte Dezember die UN-Klimakonferenz im polnischen Katowice ging zu Ende gegangen. Dabei kann sich die Menschheit eigentlich kein Zögern mehr erlauben. Die Treibhausgasemissionen steigen immer weiter und das Zeitfenster zum Verhindern des Schlimmsten beginnt sich zu schließen. Kurz vor der Konferenz hatten es die Wissenschaftler den Staaten noch einmal ins Stammbuch geschrieben: Bis 2030 müssen die Emissionen halbiert sein, soll das Risiko katastrophaler Klimaveränderungen minimiert und die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau beschränkt werden. Doch es geschieht noch immer viel zu wenig. Noch nicht einmal der weitere Anstieg der Emissionen ist aufgehalten.
Dennoch weigert sich die Bundesregierung standhaft, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und die Verhandlungen mit den entsprechenden Zusagen zu fördern. In Deutschland wären, wenn die Wissenschaft endlich ernst genommen würde, in den nächsten 12 Jahren nicht nur alle Kohlekraftwerke stillzulegen. Es müssten auch noch Bahn und Bus massiv ausgebaut, Güter von der Straße auf die Schiene gebracht und die Emissionen des Straßenverkehrs drastisch reduziert werden. Um die Kohle zu ersetzen müsste der Ausbau der erneuerbaren Energieträger im beschleunigten Tempo weitergehen. Doch das Gegenteil passiert. Kaum kommt die Solarenergie endlich wieder in Fahrt, sinnt die Berliner Koalition nach Wegen sie wieder auszubremsen. Und auch der Ausbau der Windenergie an Land stockt inzwischen massiv, wie Windbranche und Anlagenbauer Mitte Dezember mitteilten. Das ist der zweifelhafte Erfolg der bayerischen und sächsischen Abstandsregelungen und vor allem der Umstellung auf ein bürokratisches Ausschreibungssystem, dass die Konzentration auf große Akteure fördert und kleine Bürgerprojekte und somit den dezentralen Ausbau massiv behindert.
Gut, dass dieser Politik nicht mehr nur von einigen Insidern in den Verbänden widersprochen wird, sondern sich auch endlich eine Klimaschutzbewegung formiert. Und gut, dass sie vor allem aus jungen Erwachsenen und Jugendlichen besteht. Diese werden die Unterlassungen der letzten 30 Jahre auszubaden haben. Angesichts dessen ist es ein erfreuliches Zeichen, dass die Jungen mit der Besetzung des Hambacher Forstes und den Schulstreiks am 14.12., – in Kiel beteiligten sich immerhin rund 500 Schüler – begonnen haben, die Zukunft zurückzuerobern.
(wop)