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Gemeinsam mit den Schülern:

Globaler Aktionstag für das Klima am 20. September

Die Proteste der Schüler für mehr Klimaschutz gehen weiter, und die Wissenschaft gibt ihnen recht. Im Sommer erschien ein weiterer Bericht des sogenannten Weltklimarats (offiziell: IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Fragen des Klimawandels), der die dramatische Lage der Wälder und der Landwirtschaft verdeutlichte. Der IPCC ist ein von den UN-Mitgliedsstaaten eingesetztes Gremium, das regelmäßig den Kenntnisstand der internationalen Wissenschaft in Sachen Ursache und Auswirkungen des Klimawandels zusammenfasst. 

Die Schüler, die seit dem letzten Winter oft wöchentlich in über 100 Ländern ihre Proteste durchführen, haben für den 20. September z

 einem weiteren internationalen Aktionstag aufgerufen. Genauer zu einer ganzen Protest- und Aktionswoche, die am 20. beginnt und bis zur darauffolgenden Wochen gehen wird. Auch in Deutschland wird der Fokus auf den 20. 09. liegen, der Tag, an dem das Klimakabinett der Bundesregierung seine Maßnahmen vorlegen wird. Schon jetzt dürfte klar sein, dass diese auf keinen Fall ausreichend ausfallen werden und weiterer Druck nötig ist. 

Daher sind diesmal auch ausdrücklich die Erwachsenen aufgerufen mit zu streiken. Ob es dazu tatsächlich kommen wird, ist offen, doch immerhin gibt es immerhin von einigen Gewerkschaftsspitzen ausdrückliche Unterstützung. Ver.di-Chef Frank Bsirske ruft seine Mitglieder zum Beispiel auf, sich nach Möglichkeit frei zu nehmen und zu den Demonstrationen zu gehen. Auch der GEW-Bundesvorstand ruft seine Gliederungen auf, die Aktionen der Schüler nach Kräften zu unterstützen.  

Unterstützung von Gewerkschaften 

Auf Facebook organisieren sich Worker for Future, die explizit zum Streik aufrufen und an Universitäten und Forschungsinstituten bereiten Wissenschaftler ebenfalls Aktionen für diesen Tag vor. (Bereits im Frühjahr hatten rund 27.000 Wissenschaftler in den deutschsprachigen Ländern einen Aufruf unterschrieben, mit dem die Aktionen der Schüler ausdrücklich unterstützt werden. Ähnliche Aufrufe gibt es auch in anderen Ländern und auf der internationalen Ebene.) Selbst vom DGB-Chef Reiner Hoffmann kommt Unterstützung. Die Politik müsse beim Klimaschutz mehr aufs Tempo drücken. 

Leider wird das aber wohl noch nicht heißen, dass der DGB sich nun der Forderung der Schüler anschließt, den Kohleausstieg schon bis 2030 zu vollziehen und noch in diesem Jahr ein Viertel der Kohlekapazitäten stillzulegen. 

(Was übrigens spielend ginge, denn Deutschland hat erhebliche Überkapazitäten bei der Stromerzeugung. Allerdings gefährden Bundes- und Landesregierungen gerade – hierzulande mit grüner Beteiligung – mit dem Ausbremsen der Windenergie nicht nur Zehntausende Arbeitsplätze bei den Herstellern sondern auch den weiteren Fortschritt der Energiewende.) 

Bei ver.di überlegt man außerdem, ob und welche gemeinsamen weiteren Aktivitäten es während der Aktionswoche geben kann. Es gäbe auch andere Möglichkeiten als den politischen Streik, der nicht möglich sei, so ein Gewerkschaftssprecher gegenüber dem ZDF. Man könne zum Beispiel kollektiv Urlaub beantragen oder die Mittagspause gemeinsam und und gut sichtbar zu dem Thema gestalten. (Über die Frage, ob politischer Streik tatsächlich unmöglich ist, oder Gewerkschaften sich dieses Recht nicht vielmehr aktiv herausnehmen sollten, gibt es derzeit eine sehr angeregte Debatte in der Gewerkschaftslinken.) 

Die Eisenbahner Gewerkschaft EVG fühlt sich mit den Schülern in der Forderung nach einer Verkehrswende einig. Man trete schon lange für mehr Investitionen in die Bahn ein. Bleibt zu hoffen, dass die Eisenbahner ihre Zusammenarbeit mit den Schülern verstärken und diesen auch erklären, wie fatal die Pläne der Grünen sind, die mehr Privatisierung und mehr Wettbewerb auch im Fernverkehr der Bahn fordern. 

Die IG-Metall hatte schon im Juni eine gemeinsame Erklärung mit dem Naturschutzbund und dem BUND herausgebracht, in der mehr Klimaschutz und eine faire Transformation der Industriegesellschaft gefordert worden. Ende Juni demonstrierten dafür 50.000 Menschen in Berlin. Zumindest auf der regionalen Ebene gibt es auch in der IG-Metall Bestrebungen für eine Beteiligung am Klimastreiktag am 20. September. 

Bewegung gestärkt 

In Deutschland scheint unterdessen die Schülerbewegung gestärkt aus den Sommerferien zu kommen. In vielen Orten hatte es auch während der Ferien Aktionen gegeben. Inzwischen gibt es hierzulande in über 500 Städten Ortsgruppen, die über ein Delegiertensystem miteinander verbunden sind. Vom 31.7. bis zum 4.8.2019 hatte in Dortmund ein Sommerkongress der jungen Bewegung getagt, an dem sich nach unterschiedlichen Angaben 1.600 bis 1.700 vor allem junge Menschen beteiligten und in etwa 200 Workshops austauschten und vernetzten. 

Im Anschluss daran haben sich im Schweizer Lausanne vom 5. bis zum 9. August 2019 rund 400 Vertreter der Fridays-For-Future-Bewegung aus 38 europäischen und Nahost-Staaten getroffen, um über gemeinsame Forderungen und Strategien zu beraten. Heraus gekommen ist unter anderem eine bündige „Erklärung von Lausanne“: 

„1. Haltet den Anstieg der globalen Temperatur unter 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau. 

2. Sorgt für Klima-Gerechtigkeit und Gleichheit. 

3. Hört auf die beste zur Verfügung stehende Wissenschaft.“ 

Enorme Dringlichkeit 

Das 1,5-Grad-Ziel spielt auch im Pariser Abkommen eine wichtige Rolle. Letztes Jahr hatte ein IPCC-Sonderbericht deutlich gemacht, dass schon eine Erwärmung zwischen 1,5 und 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu erheblichen Risiken und gravierenden Gefahren nicht zuletzt für die Welternährung führen wird. 

Unter anderem werden über 1,5 Grad Celsius die schon jetzt zum Teil erheblich geschädigten Korallenriffe, die für die globale Fischerei und die Artenvielfalt in den Ozeanen eine wichtige Rolle spielen, vollständig absterben. Außerdem würden Ausmaß und Häufigkeit von Extremereignissen wie Dürren und schweren Niederschlägen erheblich zunehmen. Schließlich wächst mit der Zunahme der globalen Temperatur die Möglichkeit, dass in der Arktis ein die Erwärmung weiter anheizender Effekt in Gang gesetzt wird. 

Durch das Auftauen des dortigen Permafrostbodens werden nämlich zusätzliche Klimagase freigesetzt, die den Treibhauseffekt weiter verstärken. Schon jetzt erwärmt sich die Arktis rund doppelt so schnell, wie der Rest des Planeten. Das Meereis zieht sich im Sommer immer weiter zurück, wodurch die Mitternachtssonne viel Zeit hat, das dortige Meer zu erwärmen. Je wärmer es im globalen Maßstab wird, desto stärker wird sich die Arktis erwärmen und zusätzliche Treibhausgase von Land und auch vom Meeresboden in die Atmosphäre entlassen. 

Um das 1,5-Grad-Ziel noch einhalten zu können, dürfte Deutschland nur noch ca. vier bis fünf Milliarden Tonnen Kohlendioxid emittieren. Derzeit beträgt der jährlich Ausstoß 800 Millionen Tonnen im Jahr und ist schon seit etwa zehn Jahren kaum noch gesunken. Damit wäre der Deutschland zustehende Anteil an Emissionen bereits in fünf bis sechs Jahren aufgebraucht. Das führt die ganze Dringlichkeit der Frage vor Augen. 

In 144 Städten waren bis Mitte August Demos und Streiks für den 20.9. angekündigt, darunter auch in Kiel und in neun weiteren Städten in Schleswig-Holstein. (Schleswig und Flensburg waren noch nicht dabei, sodass es sicherlich noch mehr werden.) 

(wop)

   

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