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Vor Arbeitskampf in E.ON-Betrieben
01. Februar 2013 Auch die dritte Verhandlungsrunde zwischen den Gewerkschaften ver.di / Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und dem Energiekonzern e.on ist am 15.1.2013 ohne Ergenbis geblieben. Daraufhin hat die Große Tarifkommission einstimmig das Scheitern der Verhandlungen beschlossen. „Wir werden jetzt umgehend mit der Vorbereitung der Urabstimmung beginnen. Sollten die Arbeitgeber in dieser Zeit kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, droht zum ersten Mal überhaupt ein unbefristeter Streik in der privaten Energiewirtschaft“, so ver.di-Verhandlungsführer Volker Stüber.
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e.on hatte sein Angebot in der dritten Verhandlungsrunde nur minimal von 1,1 auf 1,7 Prozent nachgebessert. Die Gewerkschaften fordern dagegen 6,5 Prozent mehr Geld, eine Übernahme von Ausgelernten für zwölf Monate sowie eine Tarifbindung für die Beschäftigten von ausgegründeten Tochterunternehmen, das Ganze bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten.
Dass die Stimmung unter den insgesamt 30 000 e.on-Beschäftigten kämpferisch ist, zeigten u.a. auch die zahlreichen Warnstreiks am 14. Januar in mehreren Betrieben des Energieversorgers in Norddeutschland. Der Aufruf zum Warnstreik richtete sich an etwa 2400 Mitarbeiter in e.on-Betrieben in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zu den „bewarnstreikten“ Betrieben gehörten u.a. auch das GKK Kiel und das Atomkraftwerk Brokdorf. Zentrale Warnstreikversammlungen fanden an der e.on-Hanse-Hauptverwaltung in Quickborn und am AKW Brokdorf statt.
Ein Unternehmenssprecher von e.on hatte im Vorfeld der Warnstreiks erklärt, dass das Unternehmen sich in einer „schwierigen wirtschaftlichen Situation“ befinde. Das Ergebnis der Tarifverhandlungen müsse diesen Rahmenbedingungen entsprechen. Tatsache ist aber, dass der grösste europäische private Energiekonzern allein im letzten Jahr vier Milliarden Gewinn gemacht hat und dass infolge der Energiewende im Sinne des Kapitals auch in Zukunft die Profite reichlich sprudeln werden: So will e.on mit dem Bau gigantischer Offshore-Windstromparks auch in Zukunft die Stromversorgung in Deutschland dominieren. Die Investitionen und die hohe Rentabilität für das hier angelegte Kapital läßt sich e.on vom Staat sichern. So geschehen durch den Verkauf seines Stromnetzes an Tennet, einer holländischen Firma in Staatsbesitz und die derzeit laufenden Verhandlungen der Energiekonzerne mit der Bundesregierung, sich die Einsatzbereitschaft ihrer Reservekraftwerke (wegen Schwankungen im Wind-und Solarstromaufkommen) zusätzlich bezahlen zu lassen. Darüber hinaus spekuliert auch e.on mit einer Schadensersatz-Klage darauf, dass der Energieversorger von der Bundesregierung für den „unvorhergesehenen und ungeplanten“ Atomausstieg „entschädigt“ wird. Damit nicht genug, will e.on seine Profitmarge auch noch durch einen bereits angekündigten rigorosen Arbeitsplätzeabbau von bis zu 7.000 Beschäftigten nach oben schnellen lassen.
Also Gründe genug für die e.on-Beschäftigten und ihren Gewerkschaften in dem Lohnkampf nicht klein beizugeben und die berechtigten Forderungen auch streikend durchzusetzen.
(gst)