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Demo in Kiel:

Anti-AKW-Bewegung erinnert an Fukushima

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An die Reaktorkatastrophe von Fukushima erinnerte die Anti-AKW-Bewegung auch in Kiel. Weltweit sind am zweiten Jahrestag der Fukushima-Atomkatastrophe am 11. März 2013 hunderttausende Menschen für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie auf die Straße gegangen.In Kiel machte ein wackeres Häuflein von Atomgegnern öffentlichkeitswirksam auf die Gefahren der Atomkraft aufmerksam. Initiiert von der BI gegen Atomanlagen und der Friedenswerkstatt wurde der Feierabendverkehr von 18.15 bis 19 Uhr am Kieler Hauptbahnhof für eine knappe Stunde zeitweilig zu Stillstand gebracht, um mit Transparenten, Flugblättern und Diskussionen über die Folgen des Fukushima-GAUs aufzuklären.
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In dem verteilten Flugblatt hieß es u. a.:„Zwei Jahre nach dem GAU in Fukushima dauert die Atomkatastrophe an. Bei uns sollen AKWs noch bis 2022 laufen. Die Uranfabriken in Gronau und Lingen exportieren weiter atomaren Brennstoff in die ganze Welt – unbefristet. Die Atommüllfrage ist weiter ungelöst. Und die Energiewende wird von der Bundesregierung blockiert. Wir fordern die Bundes- und Landesregierungen auf: Alle Atomanlagen abzuschalten! Für eine konsequente Energiewende – dezentral und in BürgerInnenhand!“

Wie wichtig außerparlamentarischer Druck ist, machen auch Äußerungen des grünen Energiewende-Ministers Robert Habeck deutlich: Von dem Wahlversprechen der Grünen in Schleswig-Holstein, alles zu tun, das AKW Brokdorf schnellstmöglich abzuschalten, ist nur ein laues Lüftchen übriggeblieben. Davon überzeugen konnten sich zum Beispiel die Besucher einer Diskussionsveranstaltung am 4. 2. in Kiel über die Perspektiven des Atomausstiegs – konkret für Schleswig-Holstein. Die Aussagen von Habeck auf einen kurzen Nenner gebracht: Die Abschaltung des AKW Brokdorf steht nicht auf der Agenda der Landesregierung. Er gehe davon aus, dass das AKW an der Unterelbe, das seit seiner Inbetriebnahme 1986 sage und schreibe 238 meldepflichtige Störfälle aufzuweisen hat – mehr als jedes andere der noch neun deutschen AKWs – bis 2021 am Netz bleibt.

Bundesweit beteiligten sich am Wochenende in Deutschland an die 30.000 Menschen an Protesten anlässlich des Jahrestages der Reaktorkatastrophe. Alleine rund um das niedersächsische AKW Grohnde beteiligten sich nach Veranstalterangaben etwa 20.000 Umweltschützer. Auf einer rund 400 Kilometer langen Strecke um das Kraftwerk demonstrierten die Aktivisten die Folgen eines schweren Unfalls. An mehr als 150 Orten gab es Auffanglager für Strahlenopfer und Ausgabestellen für Jodtabletten. Flüchtlingskonvois oder Dekontaminationstrupps waren unterwegs. In mehreren Städten und auf Weserbrücken bildeten Atomkraftgegner Menschenketten. Demonstrationen gab es auch an den süddeutschen AKW-Standorten Neckarwestheim (Baden-Württemberg) mit 3.000, Gundremmingen (Bayern) mit 3.500 sowie an der westfälischen Urananreicherungsanlage Gronau mit 1.200 Teilnehmern.

Im Hibiya-Park im Zentrum Tokios hatten sich am Sonntag Tausende Menschen versammelt und zogen durch den Regierungsbezirk bis zum Parlament. „Schluss mit der Atomkraft“, forderten sie. Bereits am Tag zuvor hatten in Tokio 15.000 Menschen gegen die Entscheidung der japanischen Regierung demonstriert, trotz der Katastrophe von Fukushima die Atomenergie in Japan wieder auszubauen. Zwei Jahre nach Beginn der nuklearen Katastrophe an der Nordostküste Japans steht fest, dass diese für den Betreiberkonzern Tepco keine ernsthaften Folgen hat. Strafrechtliche Konsequenzen gibt es nicht. Der Staat sprang vielmehr mit erheblichen finanziellen Mitteln ein, um den Atomkonzern vor dem wirtschaftlichen Konkurs und die Profite der Großaktionäre vor dem Niedergang zu retten.

Weder die für die Katastrophe Verantwortlichen noch die Aktionäre des Konzerns mußten haften. Lediglich einige Manager wurden ausgetauscht. Für die mehreren Millionen Menschen, darunter ca. 300.000 Kinder, in den verstrahlten Gebieten rund um das explodierte Atomkraftwerk sieht die Situation anders aus. Sie bleiben nach wie vor ohne Hilfe sich selbst überlassen. Weit über ein Drittel der von freiwilligen Ärzten untersuchten Kinder in der Region weisen Anomalitäten in den Schilddrüsen auf, eine mögliche Vorstufe von Schilddrüsenkrebs.

(Text/fotos: gst)