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Demo anlässlich der „Grünen Woche“ in Berlin"

"Wir haben es satt"

Abfahrt aus Kiel: Treffpunkt pünktlich um 5.30 Uhr am Fahrkartenschalter im Kieler Hauptbahnhof
Wir fahren in 5er-Gruppen mit dem Wochenendticket der Bahn (39,- Euro)

Kiel Hbf ab 05:43 Uhr  RB 21647    (Kontakt: info@gentechnikfrei-sh.de)

01.01.2011 In Schleswig-Holstein rufen alle gentechnikkritischen Organisationen zur Demonstration gegen Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporten am 22. Januar in Berlin auf. Mobilisiert wird in Kiel auch vom BUND und von der BI gentechnikfreies Schleswig-Holstein. Auf der Internetseite: www.gentechnikfrei-sh.de gibt es nähere Infos zur Anreise. Zur Demo selbst siehe: www.wir-haben-es-satt.de

(uws)

plakat_wirhabenessatt

Die jährlich Ende Januar stattfindende Internationale Grüne Woche Berlin (IGW) ist die weltweit wichtigste Messe der Ernährungs- und Landwirtschaft. Dort drängeln sich nicht nur über 400.000 Besucher durch die prall mit Fresständen gefüllten Messehallen. Auch die europäischen Agrarpolitiker und die großen Konzerne und Verbände der Branche geben sich unter dem Funkturm die Klinke in die Hand. Ein breites Bündnis von Agrar-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen nimmt dieses Ereignis zum Anlass, um für den 22. Januar bundesweit zu einer Großdemonstration in Berlin unter dem Motto: „Wir haben es satt – Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und Dumpingexporten“ zu mobilisieren.

Zu den Initiatoren gehören unter anderem die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Anbauverband Bioland und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Adressat des Protestes ist in erster Linie die Bundesregierung. Diese setze weiter auf den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft, auf gesetzliche Privilegien für industrielle Massentierhaltung sowie auf eine aggressive Exportstrategie, welche kleinbäuerliche Existenzen in ärmeren Ländern vernichte und somit das Hungerproblem verschärfe, wie es in dem Aufruf heißt. Zudem blockiere die Koalition eine nachhaltige EU-Agrarreform und treibe die Industrialisierung der Landwirtschaft dramatisch voran. Die Förderung für den Ökolandbau kürze sie unterdessen. Weiter heißt es: „Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes und der Bekämpfung des Hungers ist ihr Ziel, die Macht über Saatgut, Tiere und Lebensmittel in den Händen weniger Großkonzerne zu konzentrieren“. „Wir werden es nicht zulassen, dass die Bundesregierung nach dem Durch- marsch der Atomindustrie auch noch den Durchmarsch der Agrarindustrie organisiert, auf Kosten von Umwelt, Tierschutz und Ernährungssicherheit“, erklärte Felix Kolb, einer der Sprecher des Bündnisses. Statt dessen kämpfe man für eine „ökologische, bäuerliche und global gerechte Agrarpolitik als Antwort auf die Herausforderungen von Welthunger, Klimawandel und Artensterben.“ Auch Verbraucher sähen sich wegen industriefreundlicher Kennzeichnungsregeln bei Lebensmitteln willentlich fehlinformiert und leisteten Widerstand gegen Gentechnik in der Landwirtschaft und das Vordringen von Agrarfabriken in ländlichen Regionen. Gefordert wird ferner das Verbot der Patentierung lebender Organismen sowie das der Spekulation mit Lebensmitteln und Agrarrohstoffen.

Als prominenter Redner auf der Demonstration wird der Träger des diesjährigen Alternativen Nobelpreises 2010, Nnimmo Bassey aus Nigeria, zu den Auswirkungen der deutschen und europäischen Agrarpolitik in Entwicklungsländern Stellung nehmen. Bassey ist einer der wichtigsten afrikanischen Umweltschutz- und Menschenrechtsaktivisten. Er ist Leiter der nigerianischen Nichtregierungsorganisation Environmental Rights Action und Vorsitzender von Friends of the Earth International, dem weltweit größten Umweltschutzverband mit Mitgliedsorganisationen in 77 Staaten. 1990 wurde er Zeuge eines Massakers im Nigerdelta, wo die großen Ölkonzerne mit Unterstützung der Regierung ganze Landstriche völlig verwüsten. 80 Menschen wurden damals vom nigerianischen Militär ermordet, weil sie den Shell-Konzern bei Protestaktionen für die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen verantwortlich gemacht hatten. Seitdem kämpft der vormals erfolgreiche Architekt für die Rechte der dort ansässigen Bevölkerung.

Die Mobilisierung für die Demonstration am 22.1. in Berlin laufe auf Hochtouren, meldete das Organisationsbüro vor einigen Tagen. Aus dem ganzen Bundesgebiet würden Traktoren, Sonderbusse und Themenwagen in die Hauptstadt fahren. Vor allem Aktive aus gentechnikfreien Regionen, Bürgerinitiativen für Bauernhöfe statt Tierfabriken und zahlreiche Eine-Welt-Gruppen hätten sich angekündigt. Die Organisatoren erwarten mehrere tausend Menschen. Ohnehin ließen sich viele Landwirte nicht mehr alles gefallen, heißt es unter Verweis auf die Aktionen der bäuerlichen Notgemeinschaft im Wendland gegen Castortransporte und auf den monatelangen Protest der Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter.

(Rainer Balcerowiak, jW vom 17.12.2010)

   

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