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Schweden: größte antifaschistische Demonstration seit Jahren

Auf der größten antirassistischen Demonstration seit Jahren, zu der die Vorort-Graswurzelorganisation „Linie 17“ (Name des U-Bahn-Rings, S.G.) als Antwort auf die gewaltsamen Nazi-Attacken der letzten Zeit aufrufen hatte, verteite die schwedische Sektion der Liga für die fünfte Internationale „arbetarmakt“ folgendes Flugblatt: Mobilisiert die Arbeiterbewegung gegen Rassismus und Faschismus!

Der Angriff in Kärrtorp (bei Stockholm) vor einer Woche zeigt, welch ernste Gefahr vom Faschismus ausgeht. Eine antirassistische Demonstration mit Hunderten von Menschen, darunter RentnerInnen und Eltern mit Kinderwagen aus der Nachbarschaft, wurde von fast 30 Nazis mit Flaschen,Knallkörpern und Knüppeln angegriffen. Dies war eine deutliche Steigerung der Nazigewalt, etwas, das sie immer beabsichtigten, sich immer oftmals nicht trauten. Die bloße Anwesenheit von Nazis in unserer Nachbarschaft mit Graffiti, Aufklebern und Aktionen, ist an und für sich eine Drohung.

Es ist offenkundig, dass wir diese Bedrohung ernst nehmen müssen. Gleichzeitig gibt es keine Veranlassung, den Mut zu verlieren. Die AntifaschistInnen sind mehr, viel mehr als die Nazis, und obwohl diese landesweit mobilisiert hatten und bewaffnet waren, wurden sie vertreiben. Wir können nicht entmutigt werden; das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir uns verängstigt zu Hause zu bleiben und ihnen die Straße zu überlassen. Wir müssen jedoch bereit sein, uns zu verteidigen.

Eine andere Gefahr ist, dass der Antifaschismus nur zur Angelegenheit einiger Weniger wird. So sah es oftmals aus und das müssen wir ändern. Der 15. Dezember in Kärrtorp ist ein gutes Beispiel. Es war die Vorortinitiative „Linie 17“, die die Demo organisierte. Das ist ausgezeichnet, denn wir brauchen eine breite Verankerung von lokalen Basisinitativen, wir brauchen Kinderwagen und RentnerInnen genauso wie die Bereitschaft zu militanter Verteidigung.

Es ist gut, dass viele ihre Abscheu gegen Rassismus zeigen. Wir von arbetarmakt halten jedoch Antirassismus nicht für eine isolierte Frage, sondern sie sieht im Zusammenhang mit der Klassengesellschaft, dem Rechtsruck der letzten Jahre und den ökonomischen Verhältnissen. Es ist nötig, eine breite Massenbewegung aufzubauen, die nicht nur gegen Rassismus kämpft, sondern auch gegen Privatisierungen, Abschiebungen, bürgerliche Politik und alle anderen Formen der Unterdrückung. Der Faschismus, welcher sein wahres Gesicht in Kärrtorp zeigte, wächst nicht in einem Vakuum heran- dieser wird von der bürgerlichen Politik heran gezüchtet, die die ganze Zeit gegen die Schwächsten in der Gesellschaft tritt. Damit der Kapitalismus herrschen kann, müssen Menschen gegeneinander gehetzt werden.dies ist ein Faktum; egal, wie betroffen sich herrschende PolitikerInnen (von denen viele anwesend waren, S.G.) heute zeigen und sich für AntirassistInnen halten. Darum muss unser Kampf auch ein sozialistischer sein.

Eine wieder aktivierte Arbeiterbewegung ist die natürliche Grundlage für eine solche Bewegung. Diese muss auch eigene Selbstverteidungung gegen faschistische Angriffe organisieren- sowie faschistische Bewegungen militant bekämpfen, wo immer diese auch ihren Kopf hervor stecken. Die Basis der Arbeiterbewegung muss von ihren jeweiligen Führungen fordern, dass diese sich mit der Frage beschäftigen und Gegenwehr organisieren.

Wir können jedoch nicht nur passiv abwarten. Wir müssen schon heute unsere Aktivitäten in der besten Weise verteidigen. Es gab zweifellos Probleme mit der Verteidigung der Demo am 15.12. in Kärrtorp. Die Organisationen und Individuen die die Demo verteidigt haben, hatten weder ein Mandat einer Bewegung, noch kamen sie aus dieser, sondern von außerhalb. Die Lösung ist, eine Bewegung aufzubauen, wie wir sie brauchen- was natürlich nicht bedeutet, das den GenossInnen vorzuwerfen, die dieses Risiko auf sich nehmen.

Unser Ziel ist es, eine Bewegung von unten gegen Rassismus und Kapitalismus aufzubauen, die ihre eigene Verteidigung organisieren kann und die Nazis auf allen Ebenen konfrontiert. Bis wir eine solche Bewegung haben, werden die „revolutionäre Front“ (welche gerade massiven Repressionen durch den Staat ausgesetzt ist, S.G.) , die Antifaschistische Aktion und andere militante AntifaschistInnen gebraucht. Menschen, die bereit sind, sich mit dem, was sie gerade in den Händen halten, faschistischen Angriffen in den Weg zu stellen und zurück zuschlagen, sind nötig im antifaschistischen Kampf.

Übersetzung: Stefan Godau, SIB und NaO-Aktivist