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Atomwaffen:
Kieler AktivistInnen blockierten Atomwaffenstandort Büchel
1. Juni 2015 Am 26. März 2010 forderte der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit die Bundesregierung auf, sich in der NATO und direkt bei den USA für den Abzug der letzten noch auf deutschem Boden verbliebenen Atomwaffen einzusetzen. Diese vermutlich noch 20 US-Atombomben sind im Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel gelagert und sollen im Ernstfall von deutschen Tornados im Rahmen der sogenannten "nuklearen Teilhabe" zu ihren Zielen geflogen werden. Atomwaffen sind in Deutschland also nach wie vor Realität!
Stillschweigend haben die Regierungen aus CDU und FDP bzw. der heutigen von Union und SPD den Verbleib sowie den Austausch durch flexiblere (präzisere Einstellbarkeit der Sprengkraft) und zielgenauere Atomwaffen gebilligt - der sogenannten Modernisierung. Mit diesem Schritt sollen sie bis 2050 einsatzbereit bleiben. Es wären die ersten in Europa stationierten atomaren Präzisionsbomben. Diese neuen Waffen würden dadurch die Abrüstungsverhandlungen zwischen den NATO-Staaten und Russland gefährden. Dieses unglaubwürdige Handeln könnte schließlich dazu führen, dass auch Russland sein nukleares Arsenal aufrüsten würde.
Eine weitere atomare Hochrüstung darf in keinem Fall erfolgen. Es wäre ein erneuter Schritt weg von echten Frieden! Mit ihrer Zustimmung zu dieser "Modernisierung" unterstützt die aktuelle Bundesregierung eine neue Spirale der Aufrüstung statt sich für die endgültige Ächtung dieser Massenvernichtungswaffen einzusetzen. Zugleich ignoriert sie damit den Willen der Bevölkerung, die sich mehrheitlich entschieden gegen Atomwaffen auf deutschem Boden und weltweit ausspricht. Darüber hinaus kostet alleine dieses Modernisierungsvorhaben Milliarden Euros - vom Unterhalt des Fliegerhorstes mal ganz abgesehen. Spätestens seit den atomaren Katastrophen von Hiroshima und Nagasaki wissen wir, dass Atombomben unbeschreibliches Leid und schwerwiegende Langzeitfolgen verursachen. Die beiden Atombomben töteten und verstümmelten Hunderttausende Menschen. Bis heute wächst das Risiko für solide Tumore während der gesamten Lebensspanne kontinuierlich - selbst heute noch, fast 7 Jahrzehnte nach den Bombenabwürfen. Ein Ende ist nicht absehbar!
Aber selbst die Produktion (z.B. der Uranabbau) und die Unterhaltung von Atomwaffen schaden Menschen und Umwelt und verschlingen große Geldsummen. Geld, welches an anderen Stellen wesentlich dringender gebraucht würde. Die Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW) schätzt, dass ein regionaler Atomkrieg, in dem nur 100 Atomwaffen eingesetzt würden, katastrophale Auswirkungen auf das globale Klima hätte und Milliarden von Menschen von Hungernöten bedroht wären. Würde es also zu einem atomaren Angriff auf Russland - das Risiko steigt zunehmend an - kommen, wäre das eine erneute Katastrophe - Deutschland und viele andere Länder wären unmittelbar von der gefährlichen Strahlung betroffen! Die Gefahr von atomarer Strahlung macht vor Landesgrenzen keinen Halt.
Beispielsweise biologische und chemische Waffen sowie Streumunition sind seit Jahren international geächtet und entsprechende Verbotsverträge unterzeichnet. Für Atomwaffen gilt das bis heute nicht. Selbst der Atomwaffensperrvertrag, den auch Deutschland und die USA unterzeichnet haben, hindert diese Länder selbstverständlich nicht an der Stationierung der besagten Atombomben auf deutschem Boden. Atomwaffen und eine damit verbundene Aufrüstung heizen die Atom- und Rüstungsspirale ganz bewusst an. Für soziale Themen hierzulande sowie eine echte, funktionierende Flüchtlings- und Entwicklungshilfe fehlt angeblich das Geld (und der politische Wille sowieso).
Die Fakten waren für die BI Kiel gegen Atomanlagen Grund genug, sich an der Aktion "Büchel 65" zu beteiligen. Dabei sollen an möglichst vielen von 65 Tagen verschiedene Gruppen jeweils für einen Tag mindestens ein Tor des Fliegerhorstes Büchel blockieren. Am 02. Mai fand die Blockade unter Beteiligung von 10 AktivistInnen statt. Gewaltfrei im Sinne des zivilen Ungehorsams wurde das Haupttor versucht zu blockieren. Verschiedene Redebeiträge und Lieder wurden während der insgesamt ca. fünf Stunden langen Blockade vorgetragen. Dabei wurde u.a. auf die Gefahren von Atomwaffen, die weiterhin schreckliche Lage in Fukushima sowie den mangelhaften Katastrophenschutz bei atomaren Unfällen aufmerksam gemacht. Auch die dort eingesetzten OrdnungshüterInnen und Soldaten folgten dem Inhalt zum Teil aufmerksam und interessiert. Zwar konnte das Haupttor nicht vollständig und langfristig blockiert werden, so war es dennoch ein wichtiges Zeichen gegen Atomwaffen, die "zivile" Nutzung der Atomenergie und alle damit verbundenen Atomtransporte.
Im Anschluss gab es eine Abendveranstaltung zum Ukraine-Konflikt, bei der erneut deutlich wurde, dass die atomare Bedrohung gegen Russland immer präsenter wird. Es sollte der Anspruch aller Menschen sein, sich aktiv für eine friedliche, lebenswerte und solidarische Gesellschaft einzusetzen. "Büchel 65" wird seinen Abschluss am 29. Mai mit einer Massenblockade, zu der bereits offiziell aufgerufen wird, finden.
(to)