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Merkels Feindbilder

Bundeskanzlerin Angela Merkel kann es sich also nicht vorstellen, dass Kinder und Jugendliche von ganz allein auf die Idee kommen, dass endlich ernsthafter Klimaschutz betrieben werden muss. Das kann einfach nicht sein. Da muss schon ein „äußerer Einfluss“ im Spiel sein, wo doch Russland sowieso eine „hybride Kriegsführung“ gegen die EU betreibt. Dass es tatsächlich Russland ist, das die Schulstreiks fernsteuert, wird sie vermutlich mal wieder nicht so gesagt haben wollen, denn wie immer bemühte sie sich verschwurbelt rumzumerkeln. Doch irgendetwas wird schon hängen bleiben. Ob letzteres tatsächlich außerhalb des harten Kerns der Unionsanhängerschaft der Fall sein wird, sei mal dahin gestellt, denn ganz so dumm ist das Wahlvolk denn wohl doch nicht. Aber immerhin erlaubt uns die Kanzlerin mit ihren kruden Äußerungen auf der Münchener Sicherheitskonferenz einen tiefen Einblick in die Denkweise der Regierenden: 1. Das dumme Volk, insbesondere das junge, ist ohnehin nicht in der Lage, eigenständig zu denken.

2. Es geht doch nichts über einen äußeren Feind. Denn mit dem lassen sich alle inneren Widersprüche im Lande überdecken, und gegebenenfalls ist jede Opposition einfach vom Feind gesteuert. Zum Glück geht diese Rechnung fürs erste nur sehr bedingt auf. Zum einen, weil ein erheblicher Teil der Bevölkerung sich partout keine „russische Bedrohung“ einreden lassen mag. Obwohl hier die Friedensbewegung eine offene Flanke hat. In den grünen Milieus herrscht ein großes Schweigen, was die Aufrüstung der Bundeswehr und den Aufmarsch der NATO an den Grenzen Russlands angeht. Wenn sich die Friedensbewegung davon nicht frei macht und die so viele Jahrzehnte als natürlich angesehene Verbindung zur Umweltbewegung erneuert, wird sie wirkungslos bleiben. Zum anderen sind die Schüler – wie es aussieht – viel zu entschlossen, sich von solchen Vorwürfen einschüchtern zu lassen.

Dabei hilft sicherlich, dass die Schulstreiks längst ein internationales Phänomen und die Akteure sich dessen auch sehr bewusst sind. Die jungen Menschen scheinen sehr gut begriffen zu haben, dass wir alle auf diesem Planeten zusammen gemeinsame Probleme zu lösen haben. Da könnte sich ein neuer Sinn von Weltbürgertum, der zugleich ein wunderbares Gegengift gegen den grassierenden Rassismus wie auch den unterschwelligen Militarismus der Grünen ist. Nur schade, dass die Linkspartei das alles mal wieder zu verpennen scheint.  

(wop)