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Tarifkampf bei privaten Busunternehmen:

  Angst vor der eigenen Courage ?

01. Januar 2013  Nach monatelangen landesweiten Warnstreiks sind die Tarifverhandlungen zwischen den Busunternehmen und der Gewerkschaft Ver.di gescheitert. Wie die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di Nord) mitteilt, haben die Arbeitgeber des Privaten Omnibusverkehrs (OVN) Anfang Dezember ein Angebot vorgelegt, dass eine Lohnerhöhung von 1,9 % auf Jahresbasis entspricht. Für die ersten sechs Monate sollte darüber hinaus eine Einmalzahlung gezahlt werden. „Damit bleiben die Arbeitgeber im Volumen noch hinter dem letzten Angebot zurück. Das ist ein unglaubliches Gebaren“, so Gerhard Mette, Verhandlungsführer von ver.di Nord.
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„Für die Busfahrerinnen und Busfahrer bedeutet ein solches Angebot einen Reallohnverlust und das können wir nicht akzeptieren. Die Beschäftigten der Busunternehmen sind nicht mehr bereit, die Hinhaltespielchen der Arbeitgeberseite zu tolerieren und sich mit Scheinangeboten, die letztendlich einen Kaufkraftverlust bedeuten, abspeisen zu lassen“, so Mette weiter. Die Gewerkschaft fordert einen einheitlichen Tarifvertrag für alle Busfahrer in Schleswig-Holstein. Unterschiede von mehreren Hundert Euro pro Monat seien nicht hinnehmbar, so ver.di. Noch am Vortag der Tarifverhandlungen hatte es in ganz Schleswig-Holstein Warnstreiks gegeben: 600 Busfahrer folgten dem Warnstreik-Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft verdi - was zur Folge hatte, dass 480 Busse privater Omnibusunternehmen in ihren Depots blieben. Bestreikt wurde wiederum auch die Autokraft GmbH in Kiel, die in dieser Tarifauseinandersetzung eine Schlüsselrolle einnimmt:

Die Autokraft ist das größte Busunternehmen in Schleswig-Holstein und gehört als eine Tochtergesellschaft der DB Bahn Regio zum Deutsche-Bahn-Konzern. Die Autokraft selbst hat 360 Busse und beauftragt darüber hinaus fast 200 Subunternehmer. Autokraft betreibt in verschiedenen Kreisen den Regionalbusverkehr sowie in einigen Städten auch ganz oder teilweise den öffentlichen Nahverkehr. Darüber hinaus betreibt die Autokraft die Fernbuslinien von Schleswig-Holstein nach Berlin sowie die Flughafenzubringerbusse zwischen Kiel bzw. Lübeck und dem Hamburger Flughafen.

Wer nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen erwartet hätte, dass die ver.di-Verhandlungskommission der großen Tarifkommission vorschlagen würde, die Urabstimmung zu beantragen und damit den Weg für einen unbefristeten Streik frei zu machen, sah sich enttäuscht. Statt über Streik soll im Tarifkonflikt jetzt eine Schlichtung zu einer Lösung führen. Der Omnibus- Verband Nord und die Gewerkschaft Verdi vereinbarten, sich kurzfristig auf zwei Mediatoren zu verständigen. Damit besteht aus Sicht der Busunternehmen für die Dauer des Mediationsverfahrens absolute Friedenspflicht. Verdi sieht das aber anders: "Bei uns laufen die Planungen für eine Urabstimmung weiter", sagte Verdi-Landesleiter Frank Schischefsky.    
      (gst)