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Die nächste Krise

01. Mai 2013 Europa steuert auf eine veritable Auto-Krise zu. Die Zahl der Neuzulassung lag im Euro-Raum im ersten Quartal knapp zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau und damit auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Aus der Sicht des Klimaschutzes und lärmgeplagter Städter sind das natürlich nicht unbedingt schlechte Nachrichten, aber ökonomisch und politisch gesehen heißt das, dass bewegte Zeiten vor uns liegen. Vorsichtig ausgedrückt.

Interessant ist, dass der Absatz-Rückgang in Deutschland besonders drastisch ausfällt. Hier befindet sich der Automarkt im freien Fall. Das ist insofern erstaunlich, als die meisten Wirtschaftsinstitute davon ausgehen, dass die hiesige Konjunktur wieder anzieht. Bei den unteren Bevölkerungsschichten scheint davon jedoch nichts anzukommen. Bei anderen allerdings schon, wie ein genauerer Blick auf die Zahlen der verschiedenen deutschen Auto-Multis zeigt. Massenhersteller VW, der bisher Dank seines China-Geschäftes im globalen Maßstab zu den Krisengewinnlern zählt, kann den Rückgang gerade noch mit den Luxusmarken Porsche und Audi kompensieren. Und Daimler verzeichnet beim Kleinwagen Smart im März ein Minus von 16 Prozent, aber bei der Marke Mercedes-Benz, also den Wagen für den etwas größeren Geldbeutel, ein Plus von 0,8 Prozent.
 
Fragt sich, was aus dem ganzen politisch und ökonomisch folgt? Die Autobranche ist sicherlich nicht irgendeine Industrie, sondern gehört zum Kern des deutschen Kapitalismus. Ganz so wie in früheren Zeiten Stahl und Kohle. Hier sind heute wesentliche Teile des deutschen Kapitals konzentriert. VW rangiert auf der Forbes-Liste der weltweit nach Umsatz größten Unternehmen auf Platz 14 mit einem Gewinn von 28,6 und einem Marktwert von 94,4 Milliarden US-Dollar. Daimler landete mit 7,3 Milliarden US-Dollar Gewinn und 66,3 Milliarden US-Dollar Marktwert auf Platz 37. Ihre Umsätze lagen erheblich über denen der nächstplatzierten deutschen Konzerne Allianz, Siemens und Deutsche Bank.
 
Aktuell ist natürlich die Frage, ob die Bundesregierung die Autokrise noch bis zur Bundestagswahl unter der Decke halten kann. Aber längerfristig gesehen stehen wir wohl an den Anfängen einer weiteren Umstrukturierungskrise des Kapitalismus. Wie so was im Einzelnen aussieht wissen wir Kieler seit dem Niedergang unserer Werften ja ganz gut.
 
(wop)
   

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