Daten/Fakten  

   

Klimaschutzstadt Kiel 2020:

Kahlschlagpolitik im Grüngürtel

Radikales und schnelles Abholzen, auch über Nacht, erlebten wir Anfang März im Norden Kiels und in Altenholz. U. a. in Kiel an der Auffahrt zur Holtenauer Hochbrücke, im Bereich des Flughafens, am Altenholzer Gewerbegebiet und direkt vor den sog. Bananenhäusern in Altenholz-Stift an der B 503 wurde besonders stark in Natur und Grünfläche gewütet und ein trostloses Gelände hinterlassen.

Was beseitigt wurde war an vielen Stellen schon lange kein Knick mehr, sondern ein mehr als 30 Jahre alter Baumbestand an den Hängen zur Hochbrücke. Vor allem in der Nähe der Abwasser-Pumpanlage auf der Westseite der Brückenauffahrt wurde ein waldähnliches Gelände dem Erdboden gleich gemacht. Alles nur verpasste Knickpflege oder Raubbau an der Natur?  (uws)

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Auffahrt zur Prinz-Heinrich-Brücke, B 503

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Auffahrt zur Prinz-Heinrich-Brücke, B 503

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Auffahrt zur Prinz-Heinrich-Brücke, B 503

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Auffahrt zur Prinz-Heinrich-Brücke, B 503

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Altenholz, Gewerbegebiet Am Jägersberg

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Altenholz-Stift Bananenhäuser

Solidarische Landwirtschaft im Kieler Raum:

Erfolgreich ins 5. Jahr mit Bundespreis

Die Solidarische Landwirtschaft Schinkeler Höfe (Solawi) wurde im Januar 2020 beim Bundeswettbewerb ökologischer Landbau mit dem Preis für das besondere „Vermarktungskonzept“ ausgezeichnet. Dabei ist das besondere an dem Konzept, dass es gerade gegen den Markt gerichtet ist. Die Solawi umgeht den freien Markt für Lebensmittel und auch die im Biobereich schwankenden Dumpingpreise.

Die zzt. 180 Ernteanteile teilen sich ca. 370 Menschen. Es gibt mittlerweile 21 Depots in Kiel, Eckernförde, Gettorf, Altenholz und Schinkel. Die Solawistas unterstützen mit den auf ein Jahr zugesagten monatlichen Zahlungen die Landwirtschaft auf drei Höfen und bekommen dafür die anteilige Ernte. Wenn es aufgrund des Wetters einmal weniger zu ernten gibt, dann tragen die Solawistas dies mit. Das schafft eine Sicherheit für die Betriebe, die es durch die normalen Absatzmärkte nicht gibt. Zugehörig ist auch eine Bäckerei. Im Laufe des 5-jährigen Bestehens der Solawi konnten durch diese Sicherheit Menschen zusätzlich eingestellt werden und es wurden neue Betriebszweige eingerichtet und Betriebsübergänge erleichtert. Diversifizierung und Weiterverarbeitung statt Spezialisierung, wie es der „Markt“ predigt. Die Anteilnahme aus dem Kieler Raum ist so groß, dass in diesem Jahr keine weiteren TeilnehmerInnen mehr aufgenommen werden können, aber es gibt eine Warteliste. Die Solawi Schinkeler Höfe unterstützt auch sehr gerne BäuerInnen und VerbraucherInnen, die weitere Solawis gründen wollen.

Zukunftswerkstatt: QUO VADIS SOLAWI?
5 Jahre - 5 Höfe - Wo wollen wir in fünf Jahren sein?
So., 1.03.2020, 9.00 - 17.00 Uhr, Op`n Uhlenhoff,
Schinkelhüttener Weg 18, 24214 Schinkel

Weitere Infos unter: www.schinkeler-hoefe.de (uws)

 

Herzlichen Glückwunsch SOLAWI! Wir sind die Preisträger des Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau 2020! - im Bereich „Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung“. Film zum Bundeswettbewerb: https://youtu.be/4ZbJjXFkIsU

Genossenschaft BürgerEnergie Nord eG:

Energiewende selbst gemacht!

Wer möchte mithelfen, dass mehr Strom aus Erneuerbaren Quellen gewonnen wird? Wer ist der Meinung, dass auch Mieter an der Energiewende beteiligt werden sollten?

Die neugegründete BürgerEnergie Nord eG, kurz BEN stellt sich auf Einladung der Kreisgruppe des BUND und der Bürgerinitiative Klimanotstand am Mo., 30.03.2020 ab 19.30 im Gruppenraum 2 der Pumpe, Kiel vor und informiert über die Beteiligungsmöglichkeiten für die Energiewende in Kiel.

Erneuerbare Energien schützen nicht nur das Klima, sondern verbessern auch die Versorgungssicherheit, schaffen neue Arbeitsplätze und steigern die regionale Wertschöpfung. Der dezentrale Charakter der Erneuerbaren Energien bietet jedem Bürger die Möglichkeit, einen direkten Beitrag zum Umbau der Energieversorgung zu leisten: entweder durch den Bau von Anlagen oder durch eine Beteiligung an Gemeinschaftsprojekten.

Die BürgerEnergie Nord eG ist ein professioneller Errichter und Betreiber von Anlagen zur Erzeugung von umweltfreundlichem, klimaschonendem Strom und Wärme. Als Partner der Wohnungswirtschaft, von gewerblichen Unternehmen und Stadtwerken, sowie in Kooperation mit Kommunen und anderen Institutionen (z.B. Kirchen) entwickelt sie Projekte und bietet ein rundum Service mit ganzheitlicher Projektumsetzung an, alles im Rahmen einer partizipativen, demokratischen und transparenten Genossenschaftsstruktur.

Die BürgerEnergie Nord eG ist dementsprechend regionaler Energieversorger für regenerativen Strom und Wärme. Die selbst erzeugte Energie (Strom oder Wärme) wird direkt vor Ort verkauft, der Strom wird also nicht in das kommunale Stromnetz eingespeist. Dabei wird das 2017 in Kraft getretene Mieterstromgesetz genutzt. Info unter www.beneg.de
(Ulrike H.)

Vorfahrt für den Klimagürtel:

Straßenbaupläne

im Kieler Süden stoppen!

 

Der Ausbau der B 404 zur A 21 Richtung Kiel schreitet voran. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 sind der Autobahnbau bis zum Barkauer Kreuz in Kiel sowie die sogenannte Südspange als „vordringlicher Bedarf“ festgelegt. Der Bau der Südspange würde mitten durch den historischen Grüngürtel bis zur B 76 führen.

Die Planungen würden nach derzeitigem Stand außerdem zusätzliche Straßen notwendig machen: Ein Autobahnkreuz am Vieburger Gehölz und eine voll ausgebaute Nebenstrecke, über die der innerörtliche Verkehr auf dem jetzigen Hörn-Eidertal-Wanderweg und durch Gaarden-Süd geführt würde.

Wir, ein Bündnis verschiedener Initiativen, Verbände und Kieler Bürger*innen, lehnen diese Planungen ab – auch vor dem Hintergrund der Erklärung des Klimanotstands durch die Ratsversammlung am 16.5.2019.

• In Zeiten des Klimawandels und steigender Temperaturen ist der Kieler Grüngürtel wichtiger denn je als „Klimagürtel“, der für saubere Luft und im Sommer für erträgliche Temperaturen sorgt.
• Ein wertvoller Natur- und Erholungsraum würde zerstört werden: Das Gebiet im Bereich Meimersdorfer Moor, Vieburger Gehölz und der über 300 Kleingärten ist Lebensraum vieler geschützter Tier- und Pflanzenarten sowie wichtiger Naherholungsraum für die Kieler Bevölkerung.
• Wer Straßen sät, erntet Verkehr: Sowohl die Autobahn als auch die Südspange sind keine Lösung für Kieler Verkehrsprobleme. Im Gegenteil, laut Kieler Gutachten würde es noch mehr Autoverkehr, dicke Luft und Lärm in Kiel geben.
• Statt noch in klimaschädliche Infrastruktur zu investieren, brauchen wir massive Investitionen in klimafreundliche Mobilität: ÖPNV, Radverkehr, Ausbau des Güterverkehrs zur Schiene.

Wir fordern:

Vollständiger Erhalt des Grüngürtels!
Kein Autobahnbau über Kiel-Wellsee hinaus!
Kein Autobahnkreuz am Vieburger Gehölz!
Kein Straßenbau auf dem Eidertal-Wanderweg!
Keine Südspange!

Das Bündnis „Vorfahrt für den Klimagürtel wird unterstützt von:
Bürgerinitiative Klimanotstand Kiel, NABU Kiel, Greenpeace Kiel, bielenbergkoppel.de, Projekt Prüner Park, VCD Kiel, BUND-Kreisgruppe Kiel, Extinction Rebellion Kiel, Waldhaus Kiel e.V., Fridays for Future Kiel, Scientists for Future Kiel, Craddle to Craddle-Regionalgruppe Kiel

Informationsveranstaltung
Samstag, 7. März 2020 um 14 Uhr
im „WALDHAUS“, Hornheimer Weg 98, 24113 Kiel

Kontakt:
info@klimaguertel.de,
www.klimaguertel-kiel.de,
fb.com/klimaguertel
NABU Kiel, Kollhorster Weg 1, 24109 Kiel

Kommentar

Der Braunkohle-Skandal

Eigentlich ist es eine ganz einfache Rechnung. Im Pariser Klima-Übereinkommen heißt es klipp und klar, die globale Erwärmung soll „deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau“ gehalten und bei 1,5 Grad Celsius gestoppt werden, denn dahinter wird es schon bald ziemlich ungemütlich.
Man kann mit einiger Genauigkeit berechnen, wie viele Treibhausgase noch in die Luft geblasen werden dürfen, wenn diese Zielmarken nicht gerissen werden sollen. Viel ist das nicht. 340 Milliarden Tonnen sind es ab Anfang 2020 noch. Soviel emittiert die Menschheit derzeit – hauptsächlich natürlich die reichen Länder – in achteinhalb Jahren. Deutschlands Anteil wäre gemessen an der Einwohnerschaft 3,9 Milliarden Tonnen. So viel ginge noch, danach muss Schluss sein. Im Augenblick emittiert Deutschland jährlich zwischen 0,7 und 0,8 Milliarden Tonnen CO2. Die Bundesregierung mag diese Rechnung gar nicht. „Ach unter all diesen Tonnen kann sich doch keiner was vorstellen“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze letztes Jahr auf hartnäckige Nachfragen von Rundfunkjournalisten. Für diese Aversion hat sie einen guten Grund. An dieser Rechnung kann man nämlich sehr schnell ablesen, was von den Kohleausstiegsplänen ihre Regierung zu halten ist: Absolut gar nichts.
Schon der vor einem Jahr in der Kohlekommission gefundene Kompromiss war ein äußerst fauler, weil vollkommen unzureichend. Aber was jetzt Mitte Januar für die Braunkohle beschlossen wurde ist einfach nur noch skandalös. Bis 2038 sollen die letzten Braunkohlekraftwerke weiter laufen. Dabei müssten sie, als die besonders klimaschädlichen, als erste abgeschaltet werden. Allein die sechs Blöcke, die noch bis 38 laufen sollen, werden in dieser Zeit mindestens ein Milliarde Tonnen CO2 ausstoßen, also bereits ein Viertel dessen was Deutschland sich noch leisten kann.
Mit anderen Worten: Die Bundesregierung pfeift auf Klimaschutz und internationale Verträge, lügt dabei noch, dass sich die Balken biegen und schmeißt RWE und der ostdeutschen LEAG über vier Milliarden Euro für ihre Uralt-Kraftwerke hinterher, die längst abgeschrieben sind. Kein Wunder, dass sich selbst in Kiel SPD-Kommunalpolitiker meinen, hinter Polizeihundertschaften verstecken zu müssen, wenn sie ein neues Kraftwerk einweihen. Eine solche Politik lässt sich gegenüber den betrogenen Generationen auf Dauer nur mit massiver Repression und gegenüber den besonders betroffenen Menschen im Süden nur mit Krieg durchsetzen. Danke Union, danke SPD. (wop)