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Lasst das Zeug im Boden
01. Juli 2016 Der vergangene Mai war im globalen Mittel der wärmste je beobachtete Monat. Das gleiche galt schon für die sieben Monate zuvor. Damit erleben wir derzeit die seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen längste Periode, in der von Monat zu Monat neue Temperaturrekorde aufgestellt werden. Besonders schnell erwärmt sich der hohe Norden. Kurz vor Neujahr 2016 stiegen in der Region unmittelbar um den Pol die Temperaturen auf Null Grad. Spitzbergen erlebte Temperaturen, wie sonst nur im Sommer. Entsprechend wurde in der dunklen Jahreszeit viel zu wenig Eis neugebildet und im März, wenn die Eisbedeckung ihren Höhepunkt erreicht, hatte die Eisfläche die geringste zu dieser Jahreszeit je beobachtete Ausdehnung. Gleichzeitig werden Indien und Kalifornien von schweren Hitzewellen heimgesucht; ein Ende der kalifornischen Dürre scheint nicht in Sicht. Von dort und aus Kanada werden auch schwere Waldbrände gemeldet, und Frankreich erlebt Rekordhochwasser.
Der Hauptübeltäter für all das, das Kohlendioxid in der Luft, hat inzwischen endgültig die symbolisch wichtige Schwelle von 400 Millionstel Volumenanteilen (ppm) überschritten. Die Mehrheit der Wissenschaftler geht davon aus, dass die Konzentration unter 450 ppm bleiben muss, wenn gefährliche Klimaveränderungen vermieden werden sollen. Eine wachsende Minderheit nimmt allerdings eher an, dass langfristig die Konzentration nicht 350 ppm überschreiten darf, wenn das Abschmelzen eines größeren Teils des Eises auf Grönland und in der Antarktis vermieden werden soll. Wir müssten uns also Gedanken machen, wie wir das Kohlendioxid wieder aus der Atmosphäre heraus bekommen. Stattdessen werden jedoch immer noch durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe Jahr für Jahr der Atmosphäre große Mengen des Treibhausgases zugeführt. Allein im vergangenen Jahr stieg die Kohlendioxid-Konzentration um 2,9 ppm. Das war der bisher stärkste jährliche Zuwachs seit Beginn der Aufzeichnungen vor etwas mehr als 50 Jahren.
Eigentlich kann die einzig logischen Konsequenz aus all dem nur sein, so schnell wie nur irgendwie möglich aus dieser gefährlichen fossilen Sackgasse auszusteigen. Doch die Öl- und Gasindustrie will das genaue Gegenteil. Sie will mit äußerst fraglichen Methoden, die das Trinkwasser gefährden und zusätzliche Treibhausgase wie Methan freisetzen, nun auch noch den letzten Rest aus dem Boden quälen. Widerstand ist dringend angesagt.
(wop)