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Methusalem-Meiler 

01. Juli 2017 Es war eine der größten Anti-AKW-Demos der letzten Jahre. Rund 50.000 Menschen beteiligten sich am 25. Juni nach Veranstalterangaben kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe im Drei-Länder-Eck bei Aachen an einer internationalen Menschenkette für die Abschaltung der belgischen AKW Tihange und Doel. Drei der Reaktoren in den beiden Atomkraftwerken unweit der deutschen (Tihange) bzw. der niederländischen (Doel) Grenze laufen bereits seit 41, 42 und 43 Jahren. Schlimmer noch: Sie mussten in den letzten Jahren wiederholt vom Netz gehen, weil in ihren Sicherheitsbehältern mehrere tausend Haarrisse festgestellt wurden.

 

Ohnehin sind AKW ursprünglich für maximal 40 Betriebsjahre konzipiert worden, einige, wie die von Westinghouse in Südkorea gebauten, sogar nur für 30 Jahre. Dort hat der neue Präsident kürzlich die Laufzeitverlängerungen seiner erz-konservativen Vorgängerin kassiert und mit der Stilllegung der ersten Reaktoren begonnen. Es soll in den nächsten Jahren der vollständige Ausstieg folgen. 

 

Das würde auch für Europa höchste Zeit. Weltweit sind inzwischen 90 der insgesamt noch laufenden 449 Reaktoren 40 oder noch mehr Jahre am Netz. Eine ganze Reihe davon auch in Europa zum Beispiel auch in den Niederlanden oder in Frankreich. Viele weiter werden spätestens im nächsten Jahrzehnt die 40-Jahresgrenze überschreiten. Höchste Zeit also, den Ausstieg ernsthaft zu organisieren, denn die hohe Strahlung im Reaktorkern sorgt dafür, dass der Stahl des Druckbehälters und der Rohre des Kühlkreislaufes mit der Zeit spröde wird. Der Betrieb wird also mit zunehmendem Alter riskanter. 

 

Hierzulande ist zwar der Ausstieg für alle kommerziellen AKW beschlossen – die letzten sollen spätestens am 31.12. 2021 vom Netz gehen – aber weder für Forschungsreaktoren noch für die Brennstofffabriken gibt es ein Limit. Vom vollständigen Ausstieg aus der Atomwirtschaft kann also nicht die Rede sein. Erst kürzlich haben die Koalitionsfraktionen im Umweltausschuss des Bundestages einen Antrag der Linkspartei abgelehnt, in dem ein Verbot für den Verkauf von Brennstäben an die besonders gefährlichen belgischen Meiler gefordert worden war. Dabei hatte selbst die Bundesregierung ihre Bedenken gegen den Weiterbetrieb der Reaktoren in Tihange trotz der vielen Haarrisse angemeldet. Aber so ernst, dass man sich deswegen ein Geschäft entgehen lassen wollte, waren diese dann wohl doch nicht. 

 

(wop)

   

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