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BUND SH fordert mehr Einsatz des Landwirtschaftsministeriums für Nitratreduktion
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BUND SH nennt Einigung über Nährstoff-Zuflüsse in die Ostsee „Schönfärberei“
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Menge an Stickstoff- und Phosphor-Einsparungen reicht nicht einmal aus, um gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen
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Nitratüberschüsse bedrohen nicht nur die Ostsee, sondern auch unser Grundwasser
Massive Kritik am schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministerium (MLLEV) übt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein e. V. (BUND SH) in der politischen Debatte um die Nähstoffe an Land und im Meer. Sie wurde angeheizt durch eine aktuelle Studie aus der Schlei-Region, die im Umwelt- und Agrar-Ausschuss vorgestellt wurde, und Forderungen des MLLEV, die Stoffstrombilanzen abzuschaffen.
„Die Landesregierung betreibt Schönfärberei“, sagt Ole Eggers, Geschäftsführer des BUND SH. Er bezieht sich dabei auf die Zielvereinbarung zwischen dem Landwirtschaftsministerium und landwirtschaftlichen Verbänden vom Dezember 2024 über die Reduktion der Nährstoff-Zuflüsse in die Ostsee. Die Maßnahme war bereits im „Aktionsplan Ostseeschutz 2030“ angekündigt worden.
Demnach sollen jährlich 400 Tonnen Stickstoff und 13 Tonnen Phosphor bis zum Jahr 2035 eingespart werden. Der BUND SH weist jedoch auf Berechnungen hin, nach denen die Landwirtschaft jährlich mindestens 2.000 Tonnen Stickstoff und 65 Tonnen Phosphor reduzieren muss, um die gesetzlichen Anforderungen aus der Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen.
„Die Verbindlichkeit der Maßnahmen zum Schutz der Ostsee ist an keiner Stelle gewährleistet“, sagt der BUND-Landesvorsitzende Dietmar Ulbrich. „Die Landwirtschaft sollte sich an echtem Erfolg messen lassen. Erfolg ist, wenn die Maßnahmen wirken.“
Die Wasserrahmenrichtlinie fordert bereits seit über zwanzig Jahren unter anderem eine Reduktion der Nährstofffrachten in Flüssen und Seen, was letztlich auch der Ostsee zugutekommen würde. Schon zwei Mal wurde deshalb die Düngeverordnung angepasst. Trotzdem konnte Deutschland die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie nicht einhalten. Die Frist zur Zielerreichung wurde bereits mehrfach verschoben, zuletzt auf 2027.
„Der BUND hat bereits im Jahr 2020 in seiner Stellungnahme zur Düngeverordnung aufgeführt, dass der hohe Nitrat-Einsatz mit einem Verlust an trinkbarem Grundwasser, also unserer essentiellen Lebensgrundlagen einhergeht. Schon die Hälfte der Grundwasserkörper Schleswig-Holsteins ist aufgrund von zu hohen Dünge- oder Pestizidwerten nicht mehr als Trinkwasser geeignet. An diesem Problem hat sich leider nichts geändert“, sagt Jürgen Leicher, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND SH.
Ole Eggers vergleicht: „Auch die Landwirtschaft muss sich an Gesetze und Verordnungen halten. Autofahrer sollten ja auch nicht nur noch freiwillig 50 Stundenkilometer in der Stadt fahren.“
Der BUND fordert eine so genannte Hoftorbilanzverordnung, mit der nachvollziehbar wäre, welcher Betrieb wie viele Düngemittel einkauft und ausbringt oder in Produkten weiterleitet. Dies würde auch der Nord- und Ostsee helfen. Ole Eggers: „Landwirtschaftsminister Schwarz muss seine Blockadehaltung endlich aufgeben und sich konstruktiv für unsere Lebensgrundlage einsetzen. Wir wünschen uns doch alle eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die dazu beiträgt, dass auch nachfolgende Generationen noch Grundwasser trinken und in klarem Ostseewasser baden können!“
Kiel, 16.01.2025
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Schleswig-Holstein e. V.
Lorentzendamm 16, 24103 Kiel
www.bund-sh.de
BUND auf der Demo Wir-haben-es-satt! am 18.1.2025 in Berlin, Bild: Sina Clorius