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Kieler Studierende fordern lautstark mehr Geld für die Uni
Vollversammlung, Ausfall aller Lehrveranstaltungen, Flashmob, Demonstration: Die Kieler, Lübecker und Flensburger Studierenden haben im Vorfeld der Haushaltsberatungen im schleswig-holsteinischen Landtag gegen die Unterfinanzierung ihrer Hochschulen mobil gemacht. 2.500 Studierende nahmen am Donnerstag an einer Demonstration in Kiel teil, die am Landeshaus endete.Sie wollten auf eine marode Bausubstanz, überfüllte Hörsäle und Seminare, zu wenig Dozenten und grundsätzlich zu wenig Geld aufmerksam machen. "Wir wollen nicht mehr auf dem Boden sitzen in Vorlesungen", rief die AStA-Vorsitzende der Kieler Uni, Sophia Schiebe. Wissenschaftsministerin Kristin Alheit (SPD) stellte sich den Demonstranten und musste Pfiffe und Buhrufe über sich ergehen lassen.
Schon am Mittwochabend hatten sich spontan etwa 300 Studierende und Mitarbeiter der Christian-Albrechts-Universität zu einem Flashmob auf dem Kieler Weihnachtsmarkt getroffen. Leere Stühle und Protestplakate wurden hochgehalten. Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christian Martin hielt einen öffentlichen Vortrag über die Unterfinanzierung der Universitäten im Land.
In dem Aufruf des Kieler AStA zu den Protesten heißt es: „Aufgrund eines eingeschränkten Lehrveranstaltungsangebots in vielen Studiengängen ist es vielen Studierenden nicht möglich, ihr Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Gerade für diejenigen, die auf BAföG angewiesen sind, führt dies zu erheblichen Problemen in der Studienfinanzierung. Die Gebäudesubstanz an der CAU ist desolat, so dass einige Gebäude bei starkem Sturm evakuiert werden müssen. Jedes Jahr fehlen der CAU knapp 9 Millionen Euro um die anfallenden Kosten im laufenden Unibetrieb zu decken, für die Sanierung der Gebäudeinfrastruktur müssten zusätzlich mindestens 300 Millionen Euro investiert werden. Die von der Landesregierung zugesagten Gelder reichen nicht zur Sanierung oder zur Konsolidierung des Universitätshaushalts.
Du solltest mitdemonstrieren, um zu zeigen, dass eine über Jahrzehnte hinweg unterfinanzierte Universität ohne Geld zum Alltag geworden ist und dies nicht so bleiben sollte.“ Die GEW Schleswig-Holstein unterstützt die Proteste der Studierenden. Auf der Protestkundgebung stellte die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke fest: „Schlecht sind auch die Zukunftsaussichten für Studierende, die unter diesen schlechten Bedingungen studieren. Deshalb ist diese Demonstration für bessere Bedingungen an den Hochschulen so wichtig! Verhindern wir gemeinsam, dass aus der Schuldenbremse eine Bildungsbremse wird! Bei den Ausgaben pro Kopf liegt Schleswig-Holstein mit 5.100 Euro im Vergleich der Bundesländer auf dem vorletzten Platz.“ Das alles mache deutlich: Das Land müsse mehr tun. Aber vor allem sei der Bund gefordert, sich stärker an der Grundfinanzierung der Hochschulen zu beteiligen. Für die Beschäftigten an den Hochschulen forderte die Gewerkschafterin von der Landesregierung klare Perspektiven. Die fehlten im Augenblick gerade vielen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. „Die müssen sich oft von Vertrag zu Vertrag hangeln, mit Verträgen, die nur wenige Monate laufen. Auf solchen Arbeitsbedingungen lässt sich keine sichere berufliche Existenz aufbauen!“
Nachdrücklich warnte Astrid Henke die verschiedenen Bildungsbereiche davor, sich gegeneinander ausspielen zu lassen. „Es ist keinem Habenichts geholfen, wenn einem anderen Habenichts in die Tasche gegriffen wird. Schleswig-Holstein muss insgesamt mehr Geld in Bildung investieren: in Kitas, in Schulen, in Weiterbildungseinrichtungen und in Hochschulen – überall gibt es große Probleme!“ Zur Demo der rund 2.500 Studierdenden sagte die Vorsitzende des AStA der Uni Kiel, Sophia Schiebe: "Ich bin von der zahlreichen Teilnahme überwältigt! Einmal mehr haben die letzten Wochen und die heutige Demo gezeigt, dass die ewige Mär von den unpolitischen Studierenden nichts als Schall und Rauch ist.“ Schön wäre gewesen, wenn ein/e Redner_in das Motto aufgegriffen hätte, das ein Demonstrant auf seinem Schild mit sich führte: „In der Rüstung seid ihr fix, für die Bildung tut ihr nix.“
text/fotos: gst