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Europas Schande
01. Juli 2011 Rund 1800 Menschen sind seit Jahresbeginn an den Südküsten Europas auf der Flucht vor Elend und vor allem vor Krieg ertrunken. Die meisten davon versuchten dem libyschen Bürgerkrieg zu entkommen, wie aus einem Bericht aus italienischen Kirchenkreisen hervorgeht. Die meisten sind also in einem Meeresgebiet ums Leben gekommen, in dem es von NATO-Kriegsschiffen wimmelt. Wer will uns weiß machen, diese könnten nicht eingreifen, könnten mit ihren Nachtsichtgeräten, mit ihrer Satellitenunterstützung und all ihrer Technik nicht den Schiffbrüchigen zur Hilfe kommen?
Tatsache ist, dass die atlantischen „Freiheitskämpfer“, die selbsternannte „zivilisierte Welt“, in den Gewässern zwischen Italien und Libyen tagtäglich eine unerhörte Barbarei anrichten, ein Verbrechen gegen die Menschheit und auch einen erheblichen Verstoß gegen das internationale Recht begehen. Denn natürlich wäre die NATO-Marine nicht nur moralisch, sondern auch durch das Seerecht verpflichtet, den Schiffsbrüchigen tatkräftig zu helfen.
Ganz anders hingegen die Nachbarländer Libyens und auch Syriens, wo sich ebenfalls ein Bürgerkrieg zu entwickeln scheint. Viele Zehntausend wurden dort in den letzten Monaten aufgenommen. In aller Eile wurden Zeltstädte errichtet, um ihnen eine schnelle Unterkunft zu bieten, besonders in Tunesien zunächst organisiert in Privatinitiative tausender Hilfsbereiter. Und Europa? Nicht einmal nennenswerte materielle Unterstützung haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten bisher beigetragen. Wir sollten vor Scham im Boden versinken!
Natürlich ist das alles nichts Neues. Seit nunmehr rund drei Jahrzehnten dringt rassistisches Gedankengut immer tiefer in die europäischen Gesellschaften ein. In vielen Ländern gehört wie in Deutschland rassistische Gewalt für viele Einwanderer und deren Nachkommen zum Alltag, sind Morde an der Tagesordnung, von der Polizei meist nur unwillig und halbherzig verfolgt, die es gewohnt ist, selbst nach rassistischen Mustern vorzugehen. Erst vor wenigen Wochen wurde zum Beispiel in Berlin eine Neonazidemo von der Polizei durch ein Einwandererquartier geleitet, wo sie, von den „Ordnungshütern“ nahezu unbehelligt auf Menschenjagd gehen konnte. Die Polizei beschränkte sich, wie üblich, im Wesentlichen darauf, gegen die protestierenden Antifaschisten vorzugehen.
(wop)