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01. April 2011 Keine Entscheidung über eine neue Partnerstadt in der Türkei. Die SPD hatte als Partnerstadt Samsun vorgeschlagen. Dagegen forderte die Ratsfraktion der LINKEN, dass auch die türkische Stadt Antakya in die engere Wahl genommen wird. „Eine Städtepartnerschaft muss letztendlich von den Kielern selbst getragen und mit Leben erfüllt werden. Deshalb sollten sie auch die Möglichkeit erhalten, sich über die in Frage kommenden Städte zu informieren und die endgültige Entscheidung dann auch zu beeinflussen“, so Florian Jansen, Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE.

Seit dem Beschluss über den Antrag „Städtepartnerschaft Türkei“ haben sich zahlreiche Organisationen und Bürgerinnen und Bürger zu Wort gemeldet die fordern, keine voreilige einseitige Entscheidung für Samsun zu treffen. So liegen Stellungnahmen des Türkischen Elternbundes e.V. Kiel, des Förde Bildungsvereins e. V., der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Kiel, der Deutsch-Türkischen Gesellschaft und des Arbeitskreises „Brückenbauen zwischen Kiel und Städten in der Türkei“ vor, die sich für Gespräche auch mit Antakya einsetzen.  

 

Hintergrund des Antrages der LINKEN ist es, dass es sich bei dem SPD-Vorschlag Samsun offenbar um eine Nationalisten-Hochburg handelt.

 

In Samsun haben die rechtsradikalen Parteien ein Wählerpotential von ca. 20 %, diese Stadt gehört zu den Hochburgen der MHP, in Deutschland auch bekannt als die „Grauen Wölfe“. Bei den Kommunalwahlen 2009 erhielt die CHP 21,5 % der Stimmen, die AKP 48,4 % und die MHP 20,9 %. Der Vorsitzende der pro kurdischen Partei DTP wurde bei einem Gerichtstermin in Samsun von einem rechtsradikalen Täter tätlich angegriffen, seine Nase wurde gebrochen. In Samsun werden Kurden kaum geduldet. Der türkische Menschenrechtsverein hat mehrfach die Existenz von paramilitärischen rechtsradikalen Bünden in Samsun bestätigt. Der Attentäter des armenischen Journalisten Hrant Dink kam aus Samsun und hatte Kontakte zu den Geheimbünden. Linke und kurdische Studenten an der Universität in Samsun werden von rechtsradikalen, aber auch von der Polizei vor Ort regelmäßig verfolgt und terrorisiert.

 

Antakya ist demgegenüber eine weltoffene Stadt, die als Sinnbild friedlichen Zusammenlebens, gegenseitiger Toleranz und Verständigung gilt. Unterschiedliche Kulturen und Religionen verständigen sich in Antakya untereinander und bilden ein lebendiges Beispiel gelungenen Zusammenlebens.

 

Bereits seit 2001 bestehen, besonders im Bereich der interkulturellen und interreligiösen Begegnungen, intensive Beziehungen zwischen Antakya und der Landeshauptstadt Kiel. Von Kiel aus bestehen bereits erste Kontakte zu Berufsschulen, zur Universität und zu Firmen in Antakya. Im Rahmen des Projektes „Grenzen überschreiten“ fanden Jugendbegegnungen mit Kieler Jugendlichen im „Haus des Friedens“ in Antakya statt. Von Seiten Antakyas besteht ein großes Interesse an einer Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen zwischen beiden Städten, das Türkisch-Deutsche Kultur-Zentrum Antakyas setzt sich in seiner sehr aktiven Arbeit ausdrücklich für eine Partnerschaft zwischen Antakya und Kiel ein. Nach dem Antrag der LINKEN wurde auf der Ratsversammlung am 17.3.2011 die Entscheidung über eine neue Partnerstadt in der Türkei zurückgestellt um laufende Gespräche der Stadtpräsidentin nicht zu gefährden.

   

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