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Bürgerfragestunde auf der Ratsversammlung
Fassadengemälde 'Revolution und Krieg' am Iltisbunker muss bleiben!
Foto:gst
01. August 2018 Auf der Ratsversammlung am 5. Juli 2018 hat Hans-Heinrich Rohwer für die „Initiative zum Erhalt des Fassadengemäldes 'Revolution und Krieg' am Iltisbunker“dem Bürgermeister 550 Unterschriften von Kieler BürgerInnen übergeben, die sich binnen weniger Wochen für den Erhalt des Iltisbunker-Bildes ausgesprochen haben. Mit dem städtischerseits initiierten Übermalen dieses das Gaardener Stadtbild prägenden Bildes würde eines von fünf öffentlichen Kieler „Denkmälern“ verschwinden, das an die Novemberereignisse von vor 100 Jahren erinnert (neben dem Beuste-Denkmal „WIK“, dem Bronze-Relief „Die erste Salve“ in der Feldstraße, dem Gräberfeld auf dem Eichhof-Friedhof und der Info-Tafel auf dem Platz der Kieler Matrosen vor dem Bahnhof).
In der Ratsversammlung hatte Hans-Heinrich für die Initiative folgende Fragen an den Bürgermeister gestellt:
Frage 1: In den letzten Monaten wurde mehrfach in den Medien (SHZ, Kieler Nachrichten usw.) die Nichtwiederherstellbarkeit des Fassadengemäldes „Revolution und Krieg“ am Iltisbunker mit einer mit einer angeblichen zu hohen Honorarforderung des Künstlers Shahin Charmi gerechtfertigt. Dieser Vorwurf wird von Herrn Charmi vehement bestritten: es habe zu keinem Zeitpunkt eine Verhandlung mit der Stadt bzw. Forderung von seiner Seite über seine Honorarhöhe gegeben. Kann die Stadt Kiel durch Zeugenaussagen, Dokumente, E-Mail-Schriftverkehr usw. belegen, dass es eine derartige angebliche Honorarforderung von Herrn Charmi gegeben hat.
Antwort (Gerwin Stöcken):
Ja. Unterlagen, aus denen dies hervorgeht, liegen der Verwaltung vor. Inhalte daraus werden aber hier nicht vorgetragen, da schützenswerte Interessen Einzelner beeinträchtigt werden könnten.
Frage 2: Im Jahr 2012 ist die Stadt Kiel an den Künstler zwecks Restaurierung bzw. Wiederherstellung des „in die Jahre gekommenen“ und von der Stadt schlecht gepflegten Gemäldes von 1989 herangetreten. In Anbetracht der bröckeligen und mürben Oberfläche der Bunkerwände hat Herr Charmi darauf bestanden, dass zur Wiederherstellung des Bildes einen solide und geeignete Putz-Unterlage erforderlich ist und geschaffen wird.
Frage: Kann die Stadt Kiel die Personen, Gremien bzw. Arbeitsgruppen benennen, die dafür verantwortlich sind, dass der oben genannten Forderung des Künstlers nicht nachgekommen ist und die Gründe dafür benennen.
Antwort:
Der Bunker befindet sich in Privatbesitz. Die Landeshauptstadt Kiel ist für die Instandhaltung des Gebäudes nicht verantwortlich. Die enormen Kosten einer solchen Maßnahme sind für den Eigentümer – und wären auch für die Landeshauptstadt Kiel – nicht tragbar.
Frage 3: Ist der Stadtvertretung Kiels bekannt, dass sich in den letzten Wochen eine Initiative zum Erhalt des Fassadengemäldes am Iltisbunker gebildet hat, die sich regelmäßig Mittwochs um 17 Uhr in der Gaststätte Bambule in Gaarden trifft, die mittlerweile innerhalb kurzer Zeit mehrere Hundert Unterschriften zum Erhalt des alten Gemäldes gesammelt hat und deren Mitglieder erstaunt sind, wie viele Kieler Bürger die geplante Zerstörung des Charmi-Gemäldes, mit dem sie sich identifizieren, ablehnen und wie sehr sie von dieser Entscheidung der Stadt überrascht worden sind.
Antwort: Die Initiative, ihre Ziele und ihr Tagungsort sind der Verwaltung bekannt.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um das Fassadengemälde hatte die Fraktion „Die FRAKTION“ (bestehend aus den Ratsherren von DIE PARTEI und Piratenpartei) durch Andreas Halle einen Dringlichkeitsantrag in die Ratsversammlung eingebracht. Daran heißt es:
„Die Ratsversammlung wird gebeten, die für Juli 2018 geplante Neugestaltung des Iltisbunkers in Kiel-Gaarden umgehend zu pausieren. Desweiteren wird die Ratsversammlung gebeten zu prüfen, ob die Gründe, die zum Ausschluss des derzeitigen Wandbildes von Shahin Charmi geführt haben, überhaupt gegeben sind.
Begründung: Angesichts der auf dem Bunker dargestellten Ereignisse und der politischen Aktualität des Motivs erscheint es fragwürdig, dass die BürgerInnen nicht für den Erhalt des bestehenden Wandbildes stimmen konnten. Ausgerechnet zum hundertjährigen Jubiläum des Matrosenaufstands soll – ausgerechnet in Kiel – das pazifistische Motiv entfernt werden.
Im Rahmen des Auswahlverfahrens zur Neugestaltung des Iltisbunkers in Kiel-Gaarden wählte eine Jury drei aus ursprünglich acht Motiven aus. Nur diese drei Motive wurden der Gaardener Bevölkerung in einem öffentlichen Auswahlverfahren präsentiert. Für die Erneuerung des bestehenden, stadtteilprägenden Motivs des Malers Shahin Charmi konnte man indes nicht votieren. Dies ruft Kritik hervor und führte inzwischen zur Gründung einer Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt des bestehenden Bildes einsetzt.
Bemängelt wird u. a., dass die Begründung, wonach die Erneuerung zu teuer wäre, nicht greife, da mit Shahin Charmi zu keinem Zeitpunkt über ein konkretes Honorar gesprochen worden sei. Auch die vom Künstler geforderte Erneuerung des Fassadenputzes ist kein Kostenargument, da eine solche ohnehin bei jedwedem Motiv notwendig wäre. Dieses Argument ist also haltlos, das Auswahlverfahren somit unlauter.
Ferner wurde die Möglichkeit zur Beteiligung nur unzureichend kommuniziert und viele BewohnerInnen Gaardens haben erst nach dem Wahltermin Kenntnis davon bekommen.“
Die LINKE hat in diesem Zusammenhang nun Akteneinsicht beim zuständigen Dezernenten gefordert, um Licht in das immer wiederholte Totschlagargument „Charmis unrealistische Honorarforderungen“ zu bekommen.
Die Initiative sammelt weiter Unterschriften und trifft sich jeden Mittwoch um 17 Uhr in der Bambule.
(gst)