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Demo in Berlin:

25000 haben die Agraindustrie satt

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TeilnehmerInnen aus Polen: „Ökologische Landwirtschaft jetzt!“ Bilder wop
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01. Februar  Es kommt nicht oft vor, dass ein so breites Bündnis aus Umweltschutzorganisationen, Tierschutzverbänden, Parteien, Hilfsorganisationen, Bauernverbänden, LandwirtInnen, ImkerInnen und vegetarisch/vegan lebenden Menschen zusammen auf die Straße geht und für ein gemeinsames Ziel eintritt. Im dritten Jahr in Folge zogen nach Angaben der Veranstaltungsleitung rund 25.000 Demonstrantinnen und Demonstranten an diesem Samstag vor das Kanzleramt. Zu Beginn der weltweit größten Landwirtschaftsmesse, der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin, wollten sie auch in diesem Jahr wieder auf die Machenschaften der Agrarindustrie aufmerksam machen. Qualvolle Tierfabriken, Umweltschäden durch den Einsatz giftiger Pestizide, steigender Fleischkonsum in unserer Gesellschaft, negative Auswirkungen auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft und der zunehmende Preisdruck auf die Erzeuger waren nur einige Gründe, warum so eine breite Masse in Berlin auf die Straße ging. Sie forderten die Wende von der industriellen hin zu einer kleinbäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft.
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Gegen 12.00 Uhr setzte sich der Demonstrationszug vom Hauptbahnhof in Richtung Kanzleramt in Bewegung. Angeführt von einigen Traktoren marschierten die TeilnehmerInnen unter dem Motto „Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!“ durch das Berliner Regierungsviertel und machten mit Sprechchören wie „Wir haben es satt!“ oder „Sie haben gelebt - geatmet so wie wir - Fleisch ist ein Stück ermordetes Tier!“ ihrem Ärger Luft. Aus dem ganzen Bundesgebiet sind Menschen bereits in der Nacht zuvor mit Bussen aufgebrochen, um an der Demonstration teilnehmen zu können. Das verdeutlicht einmal mehr, dass die Kungelei der schwarz-gelben Regierung mit der Agrarlobby auf einen breiten Widerstand in Deutschland stößt. Auch aus Kiel fuhren zwei Busse nach Berlin, die beide von der Tierschutzorganisation PROVIEH organisiert wurden.

Eineinhalb Stunden später versammelte sich der Demozug vor dem Kanzleramt, wo verschiedene Infostände und die Bühne für die Abschlusskundgebung aufgebaut waren. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), verdeutlichte in seiner Rede nochmals, dass die Politik die industrielle Landwirtschaft nicht akzeptieren dürfe, mehr Transparenz und Verbraucherschutz notwendig sei und zugleich Kanzlerin Merkel und Agrarministerin Aigner die kleinbäuerlichen Betriebe stärker fördern müssten, statt auf Tierfabriken zu setzen.

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Kirchliche Hilfswerke kritisierten die Auswirkungen der EU-Agrarpolitik auf Entwicklungs- und Schwellenländer. Klaus Seitz, Leiter der Politikabteilung von Brot für die Welt, stellte in seiner Rede fest: „Die Steigerung unserer landwirtschaftlichen Produktion und der Agrarexporte lindert den Hunger nicht, das Gegenteil ist der Fall.“ Auch Uschi Helmers von der Bürgerinitiative gegen einen gigantischen Geflügelschlachthof im niedersächsischen Wietze rügte die aktuelle Agrarpolitik: „Es darf den Politikern nicht egal sein, wenn ausländische Arbeiter für 3,50 € Stundenlohn in deutschen Schlachthöfen ausgebeutet werden oder dass für unser Tierfutter der Regenwald in Südamerika abgeholzt wird.“[1]

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Ilse Aigner zeigte dagegen kein Verständnis für die Demonstration und warf den TeilnehmerInnen im rbb vor, dass sie nicht verstanden haben, wie die aktuelle Politik aussieht.[2] Gegenüber dem Fernsehsender lobte sie außerdem den vermeintlichen Fortschritt der deutschen Gesetzgebung: „Die Kritik ist abwegig. Wer eine Agrarwende fordert, muss sehen, was Deutschland hier schon geleistet hat: Wir sind bei der Ökologisierung der Landwirtschaft weiter als die meisten Staaten Europas.“[3]


(tto)
 

 
Quellen:
[1] http://www.wir-haben-es-satt.de/start/presse/
presseinfos/
[2] http://www.youtube.com/watch?v=TEV1D2bIZ1s
[3] http://www.rbb-online.de/nachrichten/
wirtschaft/2013_01/agrardemo_gruenewoche.html

 
 
Pressezitate:
 
„Trotz bisher durchgeführter Milchstreiks, dem Bäuerinnen-Camp vorm Kanzleramt und mehrerer Demonstrationen in Brüssel hat sich an der Situation der Milchbauern nichts verbessert.Die Politik geht den Weg der Liberalisierung, den Weg der Vernichtung bäuerlicher Betriebe weltweit. Das breite Bündnis mit dem wir hier heute stehen, ist der Beweis, dass unsere Forderungen nach Marktregeln und einer Umgestaltung der Agrarpolitik in der Gesellschaft angekommen sind. Nur wenn Bauern und Bürger zusammen für eine Reform der Agrarpolitik stehen, können wir unsere Bauernhöfe erhalten und erreichen, dass wir endlich unter fairen Bedingungen gesunde Lebensmittel erzeugen können.“Johanna Böse-Hartje vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter

 
„Es darf den Politikern nicht egal sein, wenn ausländische Arbeiter für drei Euro fünfzig Cent Stundenlohn in deutschen Schlachthöfen ausgebeutet werden oder dass für unser Tierfutter der Regenwald in Südamerika abgeholzt wird. Riesenschlachthöfe wie der in Wietze geplante sind tier- und menschenfeindlich und außerdem völlig überflüssig.“Uschi Helmers von der Bürgerinitiative gegen einen riesigen Geflügelschlachthof im niedersächsischen Wietze, die mit über 200 Bürgerinitiativen zum Bündnis „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ gehört.

 
„Die heutige Agrarpolitik Europas bedroht die Existenz vieler Bauernfamilien in den armen Ländern. Die Steigerung unserer landwirtschaftlichen Produktion und der Agrarexporte lindert den Hunger nicht, das Gegenteil ist der Fall. (...) Die Hungernden können sich selbst ernähren, wenn man sie nur lässt. Sie brauchen nicht Nahrungsmittelhilfe oder gefrorene Hühnerflügel aus deutscher Produktion, sie brauchen Zugang zu fruchtbarem Land und die Möglichkeit, ihre Produkte auf lokalen Märkten zu verkaufen. (...) Mehr als 17 Millionen Hektar werden in Übersee allein für den europäischen Bedarf an Soja für die Fleisch- und Milchproduktion beansprucht, auf Kosten der heimischen Nahrungsmittelerzeugung und der Natur.“ Klaus Seitz, Leiter der Politikabteilung von Brot für die Welt-Evangelischer Entwicklungsdienst

 
„Hinter dem schönen Schein der Messestände (auf der Grünen Woche) verbergen sich millionenfaches Tierleid, ein exorbitanter Antibiotikaeinsatz bei Masttieren und enorme Belastungen der Umwelt durch die Massentierhaltung. In der Agrarpolitik Deutschlands und der Europäischen Union sind neue Weichenstellungen überfällig. Die Bundesregierung mit Kanzlerin Merkel und Agrarministerin Aigner muss endlich dafür sorgen, dass bäuerliche Betriebe anstatt vor allem Tierfabriken gefördert werden.“ Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
   

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